Presse - Pressemitteilungen


3

BR-BayernTrend zur Europawahl CSU wieder knapp unter 40 Prozent, Grüne weiterhin deutlich vor SPD

Wenn in Bayern am kommenden Sonntag Europawahl wäre, käme die CSU auf 39 Prozent, die Grünen könnten mit 18 Prozent rechnen und die SPD läge bei 11 Prozent. Das ergibt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts infratest dimap im Auftrag des Bayerischen Rundfunks. Die AfD würde 9 Prozent erreichen, Freie Wähler und FDP kämen jeweils auf 4 Prozent, ebenso die ÖDP. Die Linke und Die PARTEI liegen im BR-BayernTrend bei je 3 Prozent.

Stand: 08.05.2019

Grafik zum ergebnis der "Sonntagsfrage" für die Europawahl | Bild: BR Grafik

Bitte beachten

Zur Veröffentlichung frei nur bei vollständiger Quellenangabe "BR-BayernTrend“. 

Drei Wochen vor der Wahl zum Europaparlament ist die CSU weiter deutlich stärkste Kraft in Bayern, verliert aber leicht gegenüber der Europawahl 2014. Bei einer Wahl zum aktuellen Zeitpunkt bekämen die Christsozialen mit ihrem Spitzenkandidaten Manfred Weber 39 Prozent der Wählerstimmen. Sie lägen damit im Freistaat leicht unter ihrem Ergebnis von 2014 (40,5 Prozent). Anders die Sozialdemokraten, deren Wähleranteil sich mit 11 Prozent fast halbieren würde (2014: 20,1 Prozent). Die Grünen könnten sich gegenwärtig auf 18 Prozent (2014: 12,1 Prozent) verbessern und würden wie schon zur Landtagswahl auch beim Europawahlgang an der SPD vorbeiziehen. Viertstärkste Kraft bliebe in Bayern wie bei der letzten Europawahl die AfD, die gegenüber 2014 leicht auf 9 Prozent (2014: 8,1 Prozent) zulegen würde.

ÖDP und Die PARTEI im Aufwind

Die Freien Wähler würden derzeit mit 4 Prozent ähnlich abschneiden wie 2014 (4,3 Prozent), während die Liberalen sich mit ebenfalls 4 Prozent leicht verbessern würden (2014: 3,1 Prozent). Gegenüber dem BR-BayernTrend vom März dieses Jahres (ebenfalls bezogen auf die Europawahl) verlieren die meisten Parteien leicht: die CSU minus zwei Prozentpunkte, Grüne, SPD, AfD, FDP und Freie Wähler je einen Prozentpunkt. Die Linke würde derzeit, ähnlich wie vor fünf Jahren und im BayernTrend vom März 2019, knapp 3 Prozent (2,9 Prozent) erzielen. Sie liegt damit in Bayern etwa auf dem Niveau von ÖDP und der Satirepartei Die PARTEI, die mit 4 bzw. 3 Prozent gegenüber der letzten Umfrage und der Europawahl 2014 jeweils zulegen können.

Die Sonntagsfrage zur Europawahl misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem der Wahlkampf mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern. 

Gut jeder Vierte wird sich möglicherweise noch umentscheiden 

Von denjenigen, die aktuell eine Parteipräferenz für die Europawahl benennen, will gut jeder Vierte (27 Prozent) nicht ausschließen, dass sich seine Entscheidung bis zum Wahltag am 26. Mai noch einmal ändert. Weniger festgelegt geben sich im Freistaat aktuell insbesondere die Anhänger der Grünen (58 Prozent) sowie die der vielen Kleinstparteien (63 Prozent). Jeweils etwa 80 Prozent in den Reihen von AfD (82 Prozent), CSU (80 Prozent) und SPD (79 Prozent) signalisieren dagegen, dass ihre Entscheidung bereits so gut wie feststeht.

Interesse an Europawahl höher als vor fünf Jahren

Dem Urnengang in drei Wochen blicken zwei Drittel (66 Prozent) der bayerischen Wahlberechtigten mit Interesse entgegen. Sie geben an, sehr stark bzw. stark an der Europawahl interessiert zu sein. Drei von zehn (33 Prozent) signalisieren, weniger oder gar nicht interessiert zu sein. Das Europawahlinteresse der Bayern fällt höher aus als vor dem letzten Wahlgang vor fünf Jahren (40 Prozent) und liegt zugleich deutlich über dem aktuellen Bundesschnitt (53 Prozent). Allerdings bleibt das Europawahlinteresse im Freistaat hinter dem an der Landtagswahl vom vergangenen Herbst (74 Prozent) erkennbar zurück.   

Wie in früheren Wahljahren ist das Europawahlinteresse bei den älteren (76 Prozent) und formal besser gebildeten Bürgerinnen und Bürgern (76 Prozent) vergleichsweise am größten. Die jüngeren Menschen (53 Prozent) interessieren sich auch im Freistaat weniger für den bevorstehenden Europawahlgang, ebenso Wahlberechtigte mit einfacher Schulbildung (56 Prozent). 

Künftige Entwicklung Europas: sechs von zehn für Vertiefung der EU 

Vielen Beobachtern gilt die bevorstehende Europawahl als Richtungswahl über die künftige Entwicklung der Europäischen Union. Die Bayern sprechen sich mit 57 Prozent – und damit etwas mehr noch als die Bundesbürger insgesamt (52 Prozent) – für eine weitere Vertiefung der europäischen Zusammenarbeit in den kommenden Jahren aus. 15 Prozent im Freistaat möchten über den aktuell erreichten Integrationsstand der EU nicht hinausgehen. 23 Prozent plädieren dafür, das bestehende Kooperationsgeflecht innerhalb des Staatenbündnisses zu lockern und nationale Zuständigkeiten zu stärken. 

Angeführt von den Anhängern der Grünen (81 Prozent) und der SPD (73 Prozent) überwiegt in fast allen Wählerschaften die Forderung nach einer engeren Kooperation der EU-Mitgliedsländer in den kommenden Jahren. Die Anhänger der AfD (84 Prozent) wünschen sich dagegen mehrheitlich eine Stärkung nationaler Zuständigkeiten innerhalb der EU.    

Ansichten zur EU: wirtschaftliche und sicherheitspolitische Vorteile, schwer durchschaubare Strukturen

Der Wunsch der Bayern nach einer vertieften Zusammenarbeit in der EU gründet nicht zuletzt auf der mehrheitlichen Überzeugung, dass das Projekt der Europäischen Union den Mitgliedsstaaten wirtschaftliche wie sicherheitspolitische Vorteile liefert. Rund acht von zehn Bayern (81 Prozent) vertreten die Ansicht, die EU-Mitgliedschaft sorge dafür, dass es ihnen wirtschaftlich gut geht. Gut drei von vier Bayern (76 Prozent) finden, dass sie zudem durch die EU sicherer leben. Auch vor diesem Hintergrund plädiert das Gros der Menschen im Freistaat (88 Prozent) dafür, die EU solle in ihrer weiteren Arbeit das Einende der Gemeinschaft stärker betonen als das Trennende. Zugleich fordern knapp acht von zehn Bayern (79 Prozent) die EU auf, künftig außenpolitisch stärker in Erscheinung zu treten als bislang. 

Eine Herausforderung für die Europäische Union bleiben ihre komplexen institutionellen Strukturen und politischen Spielregeln: Etwa die Hälfte der Bayern (47 Prozent) gibt vor der anstehenden Europawahl an, die Funktionsweise der Europäischen Union nicht wirklich zu durchschauen. Selbst von denjenigen im Freistaat, die ein großes Interesse an der Europawahl bekunden, bekennen mehr als vier von zehn (42 Prozent) entsprechende europapolitische Wissensdefizite. 

Nächster EU-Kommissionspräsident: Weber mit Heimvorteil 

Zu den Besonderheiten bei Europawahlen zählt seit 2014 die Aufstellung von europaweiten Spitzenkandidaten, von denen aber der Spitzenkandidat der künftig größten Fraktion nicht automatisch Kommissionspräsident wird: Das Vorschlagsrecht für dieses Amt liegt beim Europäischen Rat, also den Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsländer. Das neu gewählte Europäische Parlament stimmt dann über den Kommissionspräsidenten ab.

Die beiden großen europäischen Parteienbündnisse schicken diesmal den EVP-Fraktionschef Manfred Weber sowie den sozialdemokratischen EU-Kommissar Frans Timmermans ins Rennen. Während die Bundesbürger in der Frage des künftigen Kommissionspräsidenten keinen klaren Favoriten haben, ziehen die Bayern den CSU-Politiker dem niederländischen Sozialdemokraten klar vor: Leicht verändert zum März spricht sich knapp die Hälfte im Freistaat für Weber (46 Prozent; -4) als künftigen Kommissionspräsidenten aus, gut jeder Fünfte für Timmermans (22 Prozent; +6).   

Studieninformationen 

Für die Umfrage wurden von Infratest dimap im Zeitraum von 2. bis 6. Mai 2019 1000 Wahlberechtigte in Bayern telefonisch interviewt.  

Stichprobe: Repräsentative Zufallsauswahl/Randomstichprobe. Fehlertoleranz: 1,4 bis 3,1 Prozentpunkte.  


3