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Best of 2011 // Poptrends Aktivisten, Weirdos und die Gema

In diesem Jahr hat der Pop seine Fähigkeiten meisterhaft unter Beweis gestellt. Er kann nicht nur laut und bunt, er kann auch politisch relevant, nischig besonders, seltsam schön und ganz geheim. Obendrauf hat die Musikindustrie ganz andere Pläne.

Stand: 20.12.2011 | Archiv

Jahresrückblick 2011: Poptrends | Bild: BR-Montage

Nicht nur in der Weltpolitik hat sich das Wort 'Protest' im Jahr 2011 einen Platz reserviert. Die 68er, die frühen HipHop-Pioniere, die Anfänge des Techno: Im Pop war man noch nie darum verlegen, ein klares und deutliches "Dagegen" zu setzen, sei es im sozialen oder im politischen Bereich der Gesellschaft. Der arabische Frühling hat diese Verbindung 2011 unmittelbar vorgeführt.

Musiker im deutschsprachigen Raum mussten sich hingegen sagen lassen, sie verlören sich im seichten Widerspruch, obwohl ein starker Wunsch nach Protest im Pop bestünde. Kreisky-Sänger Franz Wenzl hat uns im Interview erklärt, was den Schimpfenden zum Schimpfenden macht.

Ende letzten Jahres haben die Crystal Fighters für uns in die Glaskugel geblickt und Pop-Orakel für das Jahr 2011 gespielt. Ihre Prophezeiung: "Producer-things". Und tatsächlich, die Produzenten wagen sich ins Rampenlicht und entdecken nebenbei gleich noch ihre emotionale Seite. Wir sind begeistert und geben dem Baby einen Namen: Whateverstep.

Aber auch Deutschland kann anders und besonders. Vor allem Bayern hat sich 2011 Fleißsternchen verdient, mit großartigen Künstlern wie Angela Aux und Joasihno. Sie gehören, wie Schimmy Yaw oder Agikakaluna!, zu einer neuen genresprengenden Generation, die uns 2011 ordentlich Respekt abgerungen hat.

Interview // Casper "Manchmal lieg ich im Bett und schieb Panik"

Für den meisten Trubel hat 2011 Casper gesorgt. Der Gute hat die komplette on3-Redaktion verrückt gemacht, selbst eher kritisch eingestellte Kollegen meinten nach dem Interview: "Mensch, der ist ja nett!" Egal, ob Kopfnicker oder Indiekiddies, Feuilleton-Leser oder Bloghipster - auf Casper konnten sich alle einigen.


Gegen Ende des Jahres lieferte uns Hiob mit seinem neuen Album noch einen grandiosen Beweis dafür, dass nicht jeder immer alles können muss. Eine Sache reicht völlig. "Drama Konkret" ist ein Plädoyer gegen den Selbst-Optimierungswahn in alle Richtungen.


Im Zweifelsfall ist allerdings die Verweigerung die beste Taktik, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Einfach mal die Klappe halten, statt den Marktschreier zu geben, einfach mal ducken, statt immer ins Spotlight zu rennen. Aber pssst: Das ist Pop Secret!

Es war also ein gutes Jahr im Pop. Fast immer. Außer man wollte Videos auf YouTube gucken. Dort hieß es nämlich häufig: "Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar" – weil YouTube und die Gema sich nach wie vor nicht einigen können.

Ende des Jahres haben sich dann zumindest der Branchen- verband Bitkom und die Gema geeinigt. Somit kann auf vielen (nicht werbefinanzierten) Plattformen bald das ganz große Streamen beginnen. Aber nutzt das auch den Künstlern? Die beschweren sich inzwischen, dass sie kaum etwas verdienen. Und schon flüchten die ersten.



Geldverdienen mit Musik? Das war 2011 immer noch schwierig. Bands wie die Kaiser Chiefs versuchten sich mit einem Fan-Verkaufsmodell zu retten. Clueso verschenkte das Album zum Konzertticket. Und die Flaming Lips versuchten es mit lebensgroßen Gummischädeln. Manchmal wurde die Idee dabei wichtiger als die Musik selbst.


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