2

Tracks der Woche #37/15 Zugezogen Maskulin, James Cherry, Toro Y Moi, Matthew E. White, Kalela

Eine Trap-Ballade, R'n'B und Liebeslieder: An der Schwelle zum Herbst werden alle irgendwie nostalgisch und lehnen sich zurück. Nur ein Brite macht da nicht mit. Die Tracks der Woche glänzen mit dem letzten Blattwerk um die Wette.

Von: Dominic Holzer

Stand: 04.09.2015 | Archiv

Tracks der Woche Teaserbild | Bild: BR

Wir haben in Musikblogs gewühlt, bei Konzerten genau hingehört und fleißig Platten eingekauft. Das sind die neuesten Titel im PULS-Programm: Diese Songs solltet ihr diese Woche hören.

Zugezogen Maskulin - Grauweißer Rauch

Diese nachdenkliche Kiffernostalgie vom Album "Alles brennt" ist nicht nur fester Bestandteil ihrer Liveperformances: Zugezogen Maskulin schaffen es sogar mit dieser eher ruhigeren Nummer regelmäßig, eine Wall-of-Death in der Crowd zu errichten. Dabei steckt "Grauweißer Rauch" so voller Querverweise in die Popkultur, von Homer Simpson bis Ton Steine Scherben und Juliane Werding (nein, muss man nicht kennen), dass die augenzwinkernde Prollfassade von grim104 und Testo kurz mal durchlässig wird: "Ich mach kaputt, was mich kaputt macht - mich selber." Bis die Meute vor der Bühne wieder schwitzend, pogend aufeinander zu stürzt, "Abkacklife statt thug life".

James Cherry - Blame It On Our Youth

Seit er denken kann, wollte er Songs schreiben - und mit 13 hat er endlich damit angefangen. Zum Glück! Bis zur "Blame It On Our Youth EP" hat es zwar noch bis Juni 2015 gedauert, aber was James Cherry da zusammenbringt, oh yeah: Motown, Post-Punk und so viel Soul in der Stimme! Seine Hemden trägt der 22-Jährige aus Leicester hochgeschlossen, am liebsten die mit Lorbeerkranz im Logo. Als man noch streng zwischen Mods und Rockern unterschieden hat, wäre er schon ein Mocker gewesen. Noch ein Eigengewächs aus der brodelnden Musikszene in Nottingham, UK.

Toro Y Moi feat. Kool A.D. & SAFE - 2Late

Man möchte keine Idee sein in Chaz Bundicks Kopf, weil die müssen raus, raus, raus! Oder vielleicht doch: Dann landet man auf einem seiner drei Alben und Mixtapes (eines als Les Sins, zwei als Toro Y Moi). Obendrein hat er sich für "2Late" seine Das-Racist-Spezis Kool A.D. und SAFE ins Studio geholt und selbst einfach mal am Autotune herumgespielt. Raus kommt dabei ziemlich verspulter Sing-Rap über blubbernden Beats. Das macht irgendwie schwere Augenlider, aber vor allem Spaß! R'n'B aus einer anderen Galaxie - und genau diese Experimentierfreude lieben wir an Toro Y Moi.

Matthew E. White - Fruit Trees

Wie gemacht für Lovesongs wie diesen ist Matthew E. Whites Mischung  aus Soul, Gospel, Americana und Blues: Orangenbaum, Kirschbaum, Amore. Wer White zum ersten Mal sieht, könnte ihn für einen spirituellen Hippie halten - und liegt falsch: "Fruit Tree" ist ein "Song über Sex", sagt der Künstler selbst, wenn er auch in Moll gehalten ist. Überhaupt schlägt der langhaarige Typ mit dem Bart  auf seinem jüngsten Album "Fresh Blood" zwischendurch auch eher düsterere Töne an als bisher. Diese Bee-Gee-eske Nummer aber ist für eine zweisame Landpartie im Cabrio oder andere klischeefreie Gelegenheiten. Punkt.

Kelela - Rewind

Björk und Solange sind schon Fans, da kann man die restlichen auch mal warten lassen. Bereits im Mai hätte Kelelas Konzept-EP "Hallucinogen" eigentlich erscheinen sollen: darauf sechs Tracks über eine Beziehung von schockverliebt bis ausundvorbei. Bis zum endgültigen Release der EP im Oktober teilt die äthiopisch-stämmige R'n'B-Queen aus L.A. mit uns den vorletzten Track "Rewind": Über elektropoppigen Beats erzählt Kelela vom total verblendeten Vernarrtsein, Baby, war's der Strobo oder hast du mich beim Tanzen gerade angesehen? Das traurige Ende können wir uns irgendwie denken...


2