Tracks der Woche #39/17 Chuckamuck, Sarah Klang, King Krule, NAO, Black Rebel Motorcycle Club
Der Blues hat die Tracks der Woche erwischt: keine Lust auf Arbeit, das angeblich traurigste Mädchen in Schweden, ein düsterer Kerl, eine verflossene Liebe und zurückgekehrte Blues-Rock-Ikonen.
Chuckamuck – 8am Blues
Was haben Deichkind, Placebo und Chuckamuck gemeinsam? Sie haben keinen Bock auf Arbeit – schon gar nicht auf irgendeinen langweiligen 9-to-5-Job – und genau darüber Songs gemacht. Neben der obligatorischen Verweigerungsattitüde begeistert "8am Blues“ von Chuckamuck mit dem für die Berliner typischen ungeschliffenen Garagen-Sound, bestehend aus Gitarre, Schlagzeug und Bass. Ganz ohne Effektgerät und Verzerrer, aber mit viel Leidenschaft, haut die Band um Sänger Oska Wald einfach schnörkellosen Rock raus. Wobei man der Vollständigkeit halber sagen muss, dass "8am Blues“ nicht komplett aus der Feder des Trios stammt. Chuckamuck haben sich den gleichnamigen Track der Band Natural Child aus Nashville zum Vorbild genommen und dazu einen deutschen Text geschrieben, der an rotziger Scheißdrauf-Einstellung dem Original in Nichts nachsteht. Nachzuhören auf ihrem selbstbetitelten Album "Chuckamuck“ - oder im Dezember live auf dem PULS Festival 2017 in Erlangen und München.
Sarah Klang – Left Me On Fire
“Left Me On Fire” ist ein wie ein Sauna-Aufguss für die von der Herbstmelancholie geplagte Seele. So viel Pathos muss an dieser Stelle sein, denn was Sängerin Sarah Klang – Nomen est Omen – an Emotion und Wehmut in ihre Songs packt, ist wirklich erstaunlich. Selbst nennt sie sich scherzhaft "Saddest Girl in Sweden“. Geboren in Göteborg, hat es ihr aber schon immer der Sound und Look von amerikanischen Country-Legenden angetan: Die Songwriterin schwärmt von Cowboys und Dolly Parton. Musikalisch ist der recht einfach gehaltene Breakup-Song "Left Me On Fire“ sicher an diese Vorbilder angelehnt. Trotzdem weiß Sarah Klang es zu vermeiden, kitschig oder abgedroschen zu klingen. Mit gerade mal drei veröffentlichten Singles haben wir es hier mit einer waschechten Newcomerin zu tun, die in Schweden bereits umjubelt und daher sicher auch hierzulande bald einschlagen wird.
King Krule – Dum Surfer
King Krule, das ist dieser schlaksige, blasse Junge, der so aussieht, als würde er aus eher schwierigen Verhältnissen kommen und auf eine Internatsschule für Schwererziehbare gehen. Und dann stellt er sich hinter ein Mikrofon: Der Brite trägt eine Ernsthaftigkeit in der Stimme, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Sein Gesang hat einen eigenwilligen Rhythmus, er klingt nervös und ein bisschen gespenstig. Die Londoner Färbung tut da ihr Übriges. Die einen sagen, das sei Dark Wave. Die anderen sagen, es sei etwas völlig Neues. Sein neuer Track "Dum Surfer“ klingt jedenfalls noch genauso unangepasst wie seine Debüt-Single "Easy Easy“ – auch wenn sich der instrumentale Horizont des mittlerweile 23-Jährigen seitdem stetig erweitert hat. Mindestens so düster wie der Sound ist auch das Video zu "Dum Surfer“. In der Hauptrolle: ein noch blasserer King Krule mit einem Haufen musizierender Untoter an seiner Seite.
NAO – Nostalgia
Vor gut einem Jahr hat die Londoner Sängerin ihr gefeiertes Debütalbum “For All We Know“ veröffentlicht, auf dem sie ihre ganz eigene Interpretation von R’n’B in 18 facettenreiche Songs verpackt hat: vom einprägsamen "Fool to Love“ bis zum zurückhaltenden "Bad Blood“. Die Musik von NAO ist immer auch ein kleiner Wink Richtung Vergangenheit, erinnert mal an die 90er, mal an die 80er und ist dabei trotzdem voll im Jetzt verankert. Ihre Retro-Verliebtheit verpackt NAO auch auf ihrer neuen Single "Nostalgia“. Gleichzeitig verarbeitet sie darin die Erinnerungen an eine verflossene Sommerliebe: "It’s just the way nostalgia makes me feel. Ain’t nobody better than you“, singt die Newcomerin im Refrain mit einer Stimme, die wie eine softere Version der ganz frühen Madonna klingt. Was sich auf dem Papier nach traurigem Schmachten anhört, wird dank des funky Touches bei NAO zu einer unbeschwerten Dance-Nummer.
Black Rebel Motorcycle Club – Little Thing Gone Wild
Keine Indie-Party ohne Black Rebel Motorcycle Club. Spätestens beim dritten Gin Tonic wird “Beat The Devil’s Tattoo” aufgelegt und alle tanzen tranceartig durch den Raum oder stehen zum Beat stampfend an der Bar. Seit der Veröffentlichung dieser Hymne sind sieben Jahre vergangen, das letzte Album von BRMC gab es 2013. Höchste Zeit also, dass die Band aus San Francisco neues Material ranschafft. Auf das kommende Album "Wrong Creatures“ müssen wir leider noch bis nächstes Jahr warten, aber dafür serviert uns das US-Trio schon mal ein Schmankerl vorab: "Little Thing Gone Wild“ heißt die Single im rauen Blues-Rock-Stil, für den die Band bekannt ist. Das Pochen von Leah Shapiros Schlagzeug ist unüberhörbar, der Bass von Robert Levon Been ist griffig und Peter Hayes rundet das Ganze mit seiner prägnanten Stimme und einer schrillen Gitarre ab. Damit dürfte sich die Band ihre einst gestellte Frage "Whatever happened to my Rock’n’Roll?“ selbst beantwortet haben.