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Ruhmeshalle Al Green - Call Me

Vom Womanizer zum Prediger: Bevor Al Green seine Liebe zu Gott entdeckt, gießt er die Liebe zum anderen Geschlecht in großartige Soulnummern. Greens lässiger Sound auf "Call Me" dient auch Jahrzehnte später als Inspirationsquelle für Popsongs.

Stand: 12.03.2009 | Archiv

Al Green bei der Grammy-Verleihung 2008 | Bild: picture-alliance/ dpa

Schon als Kind liebt Al Green die Soul-Musik: Mit neun Jahren singt er mit seinen Brüdern in einer Gospelgruppe. Als sein Vater erfährt, dass der kleine Al ein begeisterter Fan von Soul-Sweetheart Jackie Wilson ist, der mehr die Liebe zu Frauen als die Liebe zu Gott besingt, macht er kurzen Prozess und schmeißt den Sprössling aus der Band. Fortan widmet Al Green sein Leben dem Soul - und ist damit sehr erfolgreich. In den frühen Siebzigern veröffentlicht er eine Reihe von wahnsinnig erfolgreichen Alben. "Call Me" von 1973 stammt aus dieser Zeit.

Al Green - Call Me (Cover)

Neben seinen eigenen Songs covert Green auf "Call Me" den Hank-Williams-Klassiker "I'm So Lonesome I Could Cry" und macht aus dem Country-Song eine smoothe Soul-Nummer. Sein Markenzeichen ist seine Falsett-Stimme, die hoch und sanft klingt, ohne stöhnende Jauchzer. Kein stimmlicher Hüftschwung, stattdessen ein gesungenes groovy Fingerschnipsen. Ein Jahr nach dem Erscheinen von "Call Me" verändert eine Exfreundin das Soul-Leben Al Greens: Sie gießt kochend-heißen Brei über seinen Rücken und erschießt sich anschließend mit seiner Waffe. Er überlebt mit Verbrennungen zweiten Grades und widmet sein Leben nun Gott - mit allen Konsequenzen: Al Green gründet eine eigene Kirche und wird Prediger der "Full Gospel Tabernacle" in Memphis.

Als hätte er es geahnt, singt er bereits in "Jesus Is Waiting":

"Jesus is watching and waiting for you
Willing and able to see you through
No need to worry, he knows what to do
I can't to tell you
He's waiting for you."

Al Green

"Call Me" zeichnet Al Greens Wandel: Großartige Soulnummern eines Musikers, der nach einer langen weltlichen Karriere zu Gott findet.


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