Ruhmeshalle Animal Collective - Sung Tongs
Im Winter 2003 nehmen Pandy Bear und Avey Tare eine Sommerplatte auf. Für Animal Collective ist "Sung Tongs" die Neuerfindung und macht die Weirdos aus Baltimore berühmt. Uns liefert sie warmen Afrika-Pop zur kalten Jahrezeit.
New York, Anfang der Nullerjahre: Animal Collective treiben sich in Clubs und Kellerstudios herum. Live treten sie mit Tiermasken auf, fabrizierten mystischen, verspulten Noise. Irgendwann aber nervt und langweilt sie ihr eigenes Image. Und weil sie nicht genau wissen, wie es weitergehen soll, ziehen sich die Bandmitglieder zurück.
Wie Paul Simon im Fiebertraum
Einige Wochen und Reisen später: Die Sänger Panda Bear und Avey Tare merken, dass sie einen ähnlichen musikalischen Film geschoben haben. Beide sind fasziniert von afrikanischer Popmusik der 70er-Jahre und von Krautrock. Die Songs, die sie dann spontan aufnehmen, haben mit Noise nicht mehr viel zu tun. Eher klingen sie nach einem Fiebertraum von Paul Simon.
Bei den Aufnahmen in Panda Bears Heimatstadt Baltimore werden sie von einem alten Bekannten unterstützt: Rusty Santos, der auch schon mit Grizzly Bear oder TV On The Radio gearbeitet hat. Als der zum ersten Mal in Panda Bears Kinderzimmer die Songs vorgespielt bekommt, schleicht er ein paar Mal um die in ihre Musik versunkenen Weirdos. Dann überlegt er, wie man diese abgefahrene, fröhlich-spirituelle Musik am besten aufnehmen kann.
Kalter Winter - warme Musik
Anstatt die Beiden in ein Studio zu verfrachten, stellt er einfach Mikrophone auf und startet die Session. Diese ungezwungene Art der Aufnahme gibt den verhallten Chören und wilden Schrabbelgitarren, den komischen Afrika-Pop-Licks und verspulten Delaywolken eine charmante Wärme – im Gegensatz zu den Schneestürmen, die vor ihrem Fenster toben. Der Winter 2003 ist nämlich so kalt, dass alle während der Aufnahmen Jacken, Mützen und Schals tragen müssen.
"Sung Tongs" ist weiter von diesem Winter weg, als Afrika vom verschneiten Baltimore. Jeder der Afrika-Pop-Kunststücke verstrahlt so viel Ruhe und Schwerelosigkeit, dass man sofort in eine Art Zufriedenheits-Trance fällt. Das ist das Geheimnis dieser wundervollen Platte. Im tiefsten Winter verwandeln Panda Bear und Avey Tare ihre Sehnsucht nach Sommer und Sonne in Musik. Und genau das wird dieses Album für immer zu einer der besten Winterplatten der Welt machen.