12:34 Uhr Lovable SEDA

Jetzt Superego Leyya

Info Raus mit der Sprache, wer hat da was in die Wien geschüttet? Irgendworan muss es ja liegen, dass von Wien aus erst Bilderbuch, dann Wanda und jetzt auch noch das Duo Leyya einen Pop basteln, wie er cleverer nicht sein kann.


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Ruhmeshalle Parliament - Mothership Connection

Snoop Dogg, Dr. Dre, Ice Cube - alles Westcoast-Gangstarap-Helden, die den Sound des HipHop Mitte der 90er prägten. Der typische Westcoast-Sound kommt aber eigentlich von jemand anderem: der P-Funk-Legende George Clinton.

Von: Franz Liebl

Stand: 14.07.2011 | Archiv

Ex-Parliament-Mitglied und P-Funk-Legende George Clinton | Bild: Carlon Scott

Ich bin 15, mir hängen die Hosen in den Knien und ich steh grad voll auf Westcoast-Gangstarap. Sonniger Funk-Sound mit pfeifenden und wummernden Synthies. Snoop Dogg und Dr. Dre rappen Gangsta-Shit. Fett. Ich hab mir ein Ghetto in den Bayerischen Wald gewünscht, weil ich das so cool fand. Auf diesem Fan-Level fängt man irgendwann an, die Booklets zu lesen.

Ein Name ist in all diesen Rap-Booklets immer wieder aufgetaucht: George Clinton. Hä, hab ich mir gedacht: Dr. Dre macht doch die Beats?! Der Westcoast-Gangstasound ist tatsächlich hauptsächlich George-Clinton-Sound. Funkmusik, beeinflusst von James Brown, Sly Stone, Jimi Hendrix, Gospel-Traditionals und Doo-Wop, fusioniert zur ganz besonders eigenständigen Form des Funk, dem P-Funk.

P-Funk: Parliament trifft auf Funkadelic

P-Funk ist ganz einfach die Abkürzung für Parliament-Funkadelic. George Clinton hatte nämlich zwei Bands mit nahezu gleicher Besetzung, mit denen er ab 1970 gleichzeitig Platten veröffentlichte. Dahinter stecken Plattenfirmen-Namensstreitigkeiten.

Parliament - Mothership Connection (Cover)

Während Clinton mit Funkadelic mehr Funk-Rock-Psychedelic spielt, stehen bei Parliament mehr R&B, viel Brass und Gospel-Chöre im Vordergrund. Erst 1975 verschmelzen die beiden musikalischen Ausrichtungen zum letztendlichen P-Funk. Das Album "Mothership Connection" ist psychedelisch entrückt mit seinen für damalige Verhältnisse schrägen Synthies und WahWah-Bässen. Gleichzeitig wird der Mainstream-R&B mit seinen eingängigen Gospelchor-Refrains und jazzigen Bläsersets gepflegt.

Star Child gegen Sir Nose d'Voidoffunk

Mit dem Mothership landet auch das Star Child und damit die P-Funk-Mythologie auf der Erde. George Clinton hat sich nämlich um seinen Funk eine ganze Geschichte inklusive Kunstfiguren ausgedacht: Das Star Child bringt den Menschen den Funk - und damit Spaß, Intelligenz, Leben, Freiheit, Sex und positive Energie. Wie singen es Parliament auf "Unfunky UFO"?

"You could live so much better, if you would show me how to funk like you do."

George Clinton

Aber Star Child hat auch einen Gegenspieler: Sir Nose d'Voidoffunk. Der mag einfach nicht tanzen. Und steht für Unterdrückung, Dummheit, Enthaltung und Tod, wird aber erst auf der Nachfolgeplatte von "Mothership Connection" eingeführt. Und wieder eine Platte später kommt es zum großen Showdown. Das Star Child drückt "Flash Light" auf seiner "Bop Gun", brizelt damit Sir Nose d'Voidoffunk, und der fängt endlich an zu tanzen.

Bunter Comictrip

George Clinton pflegt diesen Comic-Eskapismus aber nicht nur in seiner Musik. Die Plattencover sind vollgestopft mit Comic-Strips. Mit jedem neuen Album werden diverse Nebencharaktere eingeführt. Bei Konzerten schwebt ein riesiges Plastikraumschiff auf die Bühne. Clinton fährt in bunter Afrofrisur und Glitzermontur heraus und mimt das Star Child.

Heute muss man George Clinton in einem Atemzug mit James Brown und Sly Stone nennen. Aber auch wenn er von beiden beeinflusst war, mit "Mothership Connection" hat Clinton sich sein ganz eigenes Funk-Universum erschaffen, seinen ganz eigenen Funksound definiert. Und hat es damit nach James Brown zum meistgesamplesten Künstler geschafft. Einflussreicher geht's kaum.


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