Cyborgs und Androiden in Büchern Die Maschine - dein Freund, nicht dein Helfer
Cyborgs, Mischwesen aus Mensch und Maschine, gibt’s nicht nur in Folgen von Star Trek und billigen Science-Fiction-Heftchen. Sie wandeln bereits unter uns. Drei Bücher, die sich auf brillante Art mit dem Fortschritt beschäftigen.
Vor kurzem fand in Düsseldorf die weltweit erste Cyborg-Messe statt. Ja, Cyborgs. Das sind Mischwesen aus Mensch und Maschine. Wahrscheinlich fuhr da noch kein Mensch mit Motorradreifen statt Beinen durch die Halle und auch ausfahrbare Arme aus Stahl hat man sicher nicht gesehen. Aber das heißt nicht, dass es noch keine Cyborgs gibt. Stichwort: Herzschrittmacher - Maschinen im Menschen, nicht herausnehmbar, lebenswichtig. Und wann habt ihr euch zuletzt gefragt, ob eure Freunde ihre Smartphones eigentlich wirklich noch aus der Hand legen können?
Die Frage ist nicht mehr, ob Mensch und Maschine eins sind, die Frage ist nur, wo auf der Skala wir uns gerade befinden und wie weit es noch geht.
Das wirft Fragen auf: Was macht den Mensch zum Menschen? Wenn Maschinen immer menschenähnlicher werden, sind sie noch Maschinen? Die folgenden drei Bücher setzen sich großartig mit der Thematik auseinander.
Wir sind Cyborgs - Wie uns die Technik unter die Haut geht
von Alexander Krützfeldt
Die Story: Magneten im Finger, ein Implantat in der Größe von einem Smartphone unter der Haut oder eine Apparatur, die aus dem Kopf heraus ragt, alles schon da. Der Autor trifft Cyborgs, spricht aber auch mit Forschern und Geschäftsleuten und will herausfinden, wie wahrscheinlich die Vorhaben sind. Ein Metallskelett, mit dem Menschen riesige Lasten heben können? Daran wird schon gewerkelt. Die Frage ist nur, ab wann die erschwinglich sind. Diese hochkomplexen Ideen werden leicht verständlich beschrieben, zwischen persönlichen Eindrücken, abgetippten Gesprächen und Illustrationen.
Science-Fiction-Faktor: Niedrig. Immerhin sprechen hier echte Cyborgs und Experten. Trotzdem schwirrt einem bei diesem Sachbuch ganz schön der Kopf. Menschen schneiden sich auf, setzen sich selbst Gegenstände unter die Haut, und Kenner erzählen von aktuellen Forschungsprojekten, bei denen man nur staunen kann.
Für Fans von: Technik, Philosophie und Bodymodification. Hier werden große philosophische Fragen gestellt. Aber für manche sind die Spielereien mit Magneten in Fingerkuppen auch erst einmal so etwas wie Tattoos: ein Zeichen für Individualität.
"Wir sind Cyborgs - Wie uns die Technik unter die Haut geht" ist im Blumenbar Verlag erschienen.
How To Pass As Human - A Guide To Assimilation For Future Androids
von Android 0 / Nic Kelman
Die Story: Android 0 erklärt anderen Androiden, wie sie als Mensch durchgehen. Es sind so einige Tipps zusammengekommen: "How to pass as human" ist eine echte Schwarte, mit Diagrammen, Zeichnungen und comicartigen Erzählmomenten. Dabei deckt Android 0 einige Merkwürdigkeiten auf. Dazu gehört, dass Menschen besonders stolz auf ihre Gefühle sind, weil sie das von Maschinen trennt. Aber wenn sie Entscheidungen treffen, sollen die doch bitte möglichst unemotional sein und unbedingt rational. Das findet nicht nur Android 0 seltsam.
Science-Fiction-Faktor: Hoch. Android 0 schreibt das Buch in einer Zeit, in der Maschinen schon sehr menschenähnlich sind und die künstliche Intelligenz fest zum Alltag der Menschen gehört. Wie die beschrieben sind, kommt einem allerdings auch 2015 mächtig bekannt vor.
Für Fans von: Filmen wie "Wall-E" und "Blade Runner". Android 0 sieht zwar aus wie ein Mensch, ist aber auch "nur" eine Maschine, die sich erst einmal in der menschlichen Welt zurecht finden muss. Dabei sind es die Menschen um ihn herum, die immer funktionieren, funktionieren, funktionieren - er ist derjenige, der beobachtet und letztendlich wirklich lebt.
"How To Pass As Human" ist bei Dark Horse Books erschienen.
Alex + Ada
von Sarah Vaughn und Jonathan Luna
Die Story: Alex ist 27 und trauert seiner Ex schon seit sieben Monaten hinterher. Als Partnerersatz schenkt ihm seine Oma einen Tanaka X5 - einen Androiden. Trotz anfänglicher Zweifel behält Alex das Modell und tauft es Ava. Aber er ist schnell enttäuscht: Ava lacht, wenn er lacht, findet alles toll, was er toll findet und bewegt sich kein Stück, wenn er das Haus verlässt. Alex will mehr. Er setzt sich mit einer geheimen Organisation in Kontakt, damit Ava "freigeschaltet" wird.
Science-Fiction-Faktor: Hoch. In der Welt von Alex gab es ein Massaker, verübt von Androiden. Deswegen müssen die Herstellungszeichen am rechten Handgelenk der Maschinen immer gut sichtbar sein. Androiden, die auch nur annähernd eigene Entscheidungen treffen können, sind verboten. Ist 2015 noch ganz leicht zu beherzigen.
Für Fans von: Romantischer Science Fiction, wie sie im Film "Ex Machina" oder der Serie "Real Humans" gezeigt wird. Sehr schnell ist klar, dass Alex in Ava mehr sehen wird als einen Haufen Kabel und Chips. Aber natürlich ist auch diese Geschichte philosophisch: Wenn Maschinen bluten, denken und fühlen - dann dürfen wir sie genauso wenig töten wie Menschen, oder?
"Alex + Ada" ist bei Image Comics erschienen.