Lesen // iZOMBIE Pin-Up-Monster, frisch und knackig
"The Walking Dead", "World War Z", "Warm Bodies" – Zombieliebhaber sind seit Jahren bestens versorgt. Der Comic "iZombie" gehört trotzdem auf die Leseliste. Denn Autor Chris Roberson haucht den stumpfen Untoten neues Leben ein.
Lilablauer Himmel und Regen, Regen, Regen. Mitten auf dem Friedhof steht Gwen, Spaten und Schaufel gezückt. Die beiden Gartengeräte sind so etwas wie Messer und Gabel für sie, schließlich holt sie sich auf dem Friedhof ihr Abendessen. Wie es sich für einen Comic gehört, zucken am Himmel jede Menge Blitze, als Gwen den Sarg öffnet, mit dem Spaten ausholt und – ZACK! - den Schädel ihres frisch verstorbenen Nährstofflieferanten spaltet.
"Man stelle sich die beiden ekligsten Geschmäcker in Kombination vor – Motoröl und Kotze vielleicht – und in Wahrheit ist es noch viel schlimmer. Ja, ich esse Hirn. Was dachtet ihr? Ich bin ja ein Zombie. Hatte ich das nicht erwähnt?"
aus iZombie
Nein, hatte sie nicht. Aber wir hätten es ahnen können: Zombie Gwen ist irre blass und ihre Haare sind weiß-bläulich. Sonst sieht sie aber aus wie eine sehr attraktive Frau Anfang, Mitte 20. Die, ähem, als Totengräberin auf einem Friedhof arbeitet. Der perfekte Job, wenn man wie Gwen ständig frische Gehirne essen muss. Im Gegensatz zu herkömmlichen Zombies ist Gwen aber keine allmählich verrottende Leiche, die langsam von Opfer zu Opfer schwankt.
Im Comic "iZombie" lebt Gwen nach neuen Zombie-Regeln. Erstens: Gwen muss regelmäßig Gehirne essen, weil sie sonst verrottet. Die Gehirne halten sie sozusagen frisch. Zweitens: Gehirne sind nicht irgendein Organ. Immer, wenn Gwen ein Hirn isst, nimmt sie die Erinnerungen vom Besitzer auf. Wenn das Opfer ermordet wurde, geht Gwen der Sache auf den Grund. Das ist so spannend, dass aus "iZombie" schon eine erfolgreiche TV Serie gemacht wurde, in der Gwen bei Mord-Ermittlungen hilft.
Im Comic "iZombie" gibt es mehrere Geschichten: In der Stadt, in der Gwen lebt, tauchen Monsterjäger auf, Gwen erfährt von einem anderen Untoten mehr darüber, was genau sie eigentlich ist und Vampire treiben ihr Unwesen. Aber wie in jeder guten Zombie-Geschichte geht es nicht einfach um Monster, sondern um zutiefst menschliche Themen. Im ersten Band von "iZombie" ist es Einsamkeit. Denn Zombie Gwen muss ein Leben im Geheimen führen, um als normaler Mensch durchzugehen.
"Mein altes Leben ist vorbei, also habe ich ein neues angefangen. Familie, Freunde... es ist leichter, den Kontakt zu verlieren, als man denkt. Also ein klarer Schnitt, weg mit der Vergangenheit und Neustart. Das Wichtigste ist, nicht zurückzublicken."
aus iZombie
Gwens neue Freunde sind Scott, ein Kerl, der sich bei Vollmond in einen Terrier verwandelt, und Ellie – ein Geist. Sie ist in den 60ern gestorben und trägt deswegen immer noch die damalige Mode. Und so wie Ellies Outfit ist die Optik von "iZombie": sehr retro. Dazu gehört auch, dass die weiblichen Figuren Pin-Up-Maße haben und ständig glossy Lippen. Muss man nicht gut finden. Ist aber okay. In Zombie Gwen verknallt man sich nämlich wegen ihrer inneren Werte. "iZombie"-Autor Chris Roberson haucht dem Zombie, diesem immer gleichen Untoten, endlich neues Leben ein. Deswegen: lesen!
iZombie: Tote leben länger - Band 1 ist bei Panini erschienen und kostet 16,99 Euro.