TV & Serie // Preacher Verdammt brutal und verflucht witzig
Zu böse, zu komplex, zu blutrünstig: Der Kult-Comic "Preacher" über den trinkfreudigen Pfarrer Jesse Custer galt lange als unverfilmbar. Jetzt gibt’s ihn doch – aber nicht als Film, sondern als Serie. Wir sind verliebt.
Es hat schon seine Gründe, warum aus dem Kult-Comic "Preacher" nie ein Film oder eine Serie wurde. "Preacher" ist nicht nur ultrakomplex, hat endlose Irrungen und Wirrungen, sondern ist auch wahnsinnig brutal, blasphemisch und total verspult. Pfarrer Jesse Custer hört sich tagsüber die Probleme seiner Schäfchen an und trinkt sich abends seinen eigenen Frust vom Leib. Jesse ist einsam, Amateur-Alkoholiker und hat ein langes Vorstrafenregister. Das hat sich inzwischen auch in seiner kleinen Gemeinde Annville rumgesprochen.
Vampire, Killer, perverse Spinner
Der Preacher will aber - anders als früher - keine Taten mehr sprechen lassen, sondern Worte. Gut, dass bald der heilige Geist von ihm Besitz ergreift und ihm Superkräfte gibt: Er kann jetzt anderen seinen Willen aufdrücken. Aus seinem Mund kommt das Wort Gottes. Aber diese Macht reicht Jesse nicht. Er sucht nach Antworten. Und der Einzige, der sie ihm geben kann, ist Gott persönlich. Der hat sich aber schon vor Ewigkeiten aus dem himmlischen Königreich verabschiedet und irgendwo auf der Erde verkrochen. Jesse macht sich mit seinem Kumpel Cassidy, einem 100 Jahre alten Vampir, und seiner Ex-Freundin, eine Auftragskillerin, auf die Suche nach Gott.
"What kind of preacher are you?"
Als die Comic-Vorlage zur Serie in den 90ern rauskam, ist sie eingeschlagen wie eine Bombe. Die Helden des Comics sind nämlich keine langweiligen Saubermänner, sondern mordende Arschlöcher, die gegen noch größere Arschlöcher kämpfen. Die Welt vom Preacher ist schlimmer als jedes Böhmermann-Gedicht. Satanismus, Sodomie und Pädophilie stehen auf der Tagesordnung - und nur der Preacher räumt mit dem unheiligen Pack auf. Von der brutalen und blutrünstigen Vorlage ist zum Glück auch in der Serienversion noch einiges erhalten geblieben.
Die erste Folge spart nicht an Mord und Totschlag, die Gewalt ist dabei aber so überzeichnet, dass man sie nie ernst nehmen kann. Zum Beispiel wenn Jesse zum ersten Mal seine Superkraft ausprobiert und einem nervigen Kirchenmitglied sagt, er solle jetzt endlich seiner Mutter die Wahrheit sagen und sein Herz ausschütten. Der fromme Mann fliegt dann schnellstmöglich zu seiner Mutter und erzählt ihr die Wahrheit. Und sein Herz, das schüttet er auch noch aus. Buchstäblich. Er schneidet es sich mit einer Schere aus dem Brustkorb.
Die beste Stoner-Serie
Es sind solche Momente, die die Pilotfolge zur ganz großen Unterhaltung machen: "Preacher", das ist Tarantino in Serienform. Also verdammt brutal und gleichzeitig verdammt witzig. Kein Wunder, schließlich stehen hinter der Kamera echte Komödienprofis: "Preacher" wird von Seth Rogen und seinen Buddys produziert. Die sind schon für Stoner-Komödien wie "Superbad", "Ananas Express" oder "Bad Neighbors" verantwortlich. Und auch "Preacher" kann man sich sehr gut stoned anschauen. Es gibt beeindruckende Actionszenen, weirde Typen, die aussehen als hätten sie ein Arschloch im Gesicht und Amazonen, die alles kurz und klein ballern. Kurz: "Preacher" ist meine neue Lieblingsserie.
Preacher gibt es ab dem 30. Mai auf Amazon Prime.