Mein Leben mit Rami // Teil 10 Weihnachten mit Würstchen und Kartoffelsalat

Rami ist vor dem Krieg geflohen, von Syrien nach Deutschland – und jetzt wohnt er bei Bayern 3 PULS Moderatorin Diane Hielscher und feierte Weihnachten mit ihr.

Von: Diane Hielscher

Stand: 18.01.2016 | Archiv

Diane und Rami feiern Weihnachten | Bild: BR

Rami schlägt vor, dass er an Heiligabend syrisches Hühnchen im Ofen backen könnte. Nein, sage ich, es gibt Kartoffelsalat und Würstchen an Heiligabend bei uns, das ist so Tradition. Wenn ich es mir anders überlegen sollte, solle ich Bescheid sagen. Rami ist offenbar nicht begeistert von der Aussicht auf dieses Mahl. Ich muss grinsen und stelle mir vor, ich würde in Syrien am höchsten Feiertag des Jahren vorschlagen, Eisbein zu machen. Nicht, dass ich Eisbein zubereiten könnte, aber wenn. Ich glaube, das würde nicht gut ankommen.

Zum Kaffee am Nachmittag rufen wir Rami. Es gibt Stollen, Plätzchen und Fertigtorte, dieses Jahr hatte keiner Bock zu backen.

"Weihnachten war etwas ganz besonderes für mich. Es war das erste Weihnachten, das ich nicht in Syrien verbracht habe, sondern hier im Kreise einer Familie. Das ist es, was wir Flüchtlinge brauchen, bei einer Familie zu sein. Wir hatten die Lichter am Baum und ich habe sogar ein Geschenk bekommen!"

Rami

Diane und Rami | Bild: Moritz H'lawatscheck zum Artikel Mitbewohner aus Syrien Mein Leben mit Rami

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Nach dem Essen schaut uns Rami fragend an. "Und was machen wir jetzt?"
"Jetzt warten wir auf den Weihnachtsmann", sagt mein Freund und lacht. Rami geht zurück in sein Zimmer, um dort zu warten. Meine beiden Söhne und der Papa machen eine Nachtwanderung um halb sechs, bewaffnet mit Taschenlampe und einer Kopfleuchte und suchen den Weihnachtsmann. Zufällig kam der dann aber, während sie weg waren. Wir rufen Rami wieder aus seinem Zimmer. Der große Sohn freut sich schwindelig über Lego Star Wars, der kleine drückt auf einem Buch rum, das Geräusche macht und Rami bekommt einen Deutschkurs mit CDs auf Arabisch. Der Weihnachtsmann denkt mit.

"Und jetzt wenn ich darüber nachdenke, ein Auto zu kaufen, kann ich auf Deutsch sagen: Das ist teuer! Ich denke, ich versuche wirklich glücklich zu werden mit der neuen Sprache. Was allerdings wirklich schwer für mich ist, ist dieses 'der, die, das'"

Rami

Abends gibt’s dann Kartoffelsalat mit Geflügelwiener. Ich baue Ketchup und Senf auf. "Du hast Mayonnaise vergessen!" sagt Rami und holt einen großen Topf davon. "Naja, wir essen unsere Würstchen nicht mit Mayonnaise, deswegen habe ich sie quasi nicht vergessen", sage ich.

Beim Abendessen summt Ramis Smartphone ununterbrochen. Er kommuniziert mit einem Freund aus Aleppo, der mittlerweile in Schweden untergekommen ist und dort mit einer schwedischen Familie Weihnachten feiert. "Was gibt es bei der schwedischen Familie an Weihnachten?" will ich wissen. Bratkartoffeln und grünen Salat schreibt der Freund. 

Wir machen ein Selfie mit Baum von uns und schicken das Foto nach Schweden. Ramis Freund schreibt: "Frohe Weihnachten und vielen Dank an diese Familie, die meinen Freund aufgenommen hat und ihm so sehr hilft. Alles Gute!"