Mein Leben mit Rami // Teil 9 Wut und Entschuldigungen

Rami ist vor dem Krieg geflohen, von Syrien nach Deutschland - und jetzt wohnt er bei PULS-Moderatorin Diane Hielscher. Die beiden reden über viele Dinge, auch über die Vorfälle von Köln - unter den Tätern sollen auch viele Syrer gewesen sein.

Von: Diane Hielscher

Stand: 11.01.2016 | Archiv

Diane und Rami | Bild: Moritz H'lawatscheck

Einer der Täter vom Kölner Hauptbahnhof soll seinen Aufenthaltstitel zerrissen haben: "Ihr könnt mir nix, ich hole mir morgen einen Neuen." So wird er in der Zeitung zitiert. Und: "Ich bin Syrer, ihr müsst mich freundlich behandeln! Frau Merkel hat mich eingeladen!" Ich werde beim Zeitung lesen so unfassbar wütend, dass mir schwindelig wird. Zuhause spreche ich mit Rami über die Vorfälle und darüber, was der Mann offenbar gesagt hat. Rami selbst hat eigentlich den Kopf voll mit anderen Sachen. Aber als ich ihm von dem Mann erzähle, wird Rami plötzlich auch sehr wütend auf diesen unbekannten Täter.

"Wie überall gibt es auch bei uns böse Menschen. Ich habe gehört, dass man sie abschieben wird. Das verdienen sie auch! Weil genau diese Menschen schon unser Land zerstört haben, und sie jetzt das gleiche hier in Deutschland versuchen, bei ihren Gastgebern! Sie verdienen es nicht, hier zu sein!"

Rami


Allen Menschen, die sich in den letzten Monaten um Flüchtlinge gekümmert, gespendet, geholfen, geschleppt und teilweise nicht geschlafen haben, all diesen Menschen muss dieser Satz des Syrers vom Kölner Hauptbahnhof wie ein Schlag in die Magengrube vorkommen. Gesagt von einem Arschloch. Aber was geht in diesem Menschen vor, frage ich mich. Er ist dem Krieg entkommen, er lebt, er hat die Flucht überstanden. Warum sagt er so etwas? Ich bin so wütend, dass ich heulen könnte.

"Als wir hier angekommen sind, haben wir viele sagen hören: die Deutschen freuen sich über die Flüchtlinge, weil die Gesellschaft hier überaltert ist. Deutschland braucht Arbeitskräfte für die Wirtschaft. Ich bin Syrer und ich muss mich benehmen, weil sie gute Gastgeber sind, sehr gute Leute, sehr großzügig. Ich kann den Deutschen nur sagen: Sorry. Es tut mir leid!"

Rami

Ich muss bitter grinsen. "Du musst dich doch nicht für den entschuldigen", sage ich und denke: Dann müsste ich mich ja auch den ganzen Tag für die deutschen Idioten entschuldigen, die Asylbewerberheime anzünden. Das tut mir nämlich auch leid.