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Lernen, einmachen, bevorraten Prepper - auf das Schlimmste vorbereitet

Stromausfall, Hochwasser, Revolution, Atomschlag – Prepper sind auf fast alles vorbereitet. Sie hüten ihre Vorräte und trainieren ihre Fertigkeiten. Annäherung an eine Szene, die häufig belächelt oder gefürchtet wird.

Von: Tobias Föhrenbach

Stand: 06.01.2019 | Archiv

Lernen, einmachen, bevorraten: Prepper - auf das Schlimmste vorbereitet

Alfred ist Prepper. Er beschäftigt sich mich mit dem Thema Prepping schon länger, als es das Wort hierzulande gibt. Das kam erst vor einigen Jahren mit dem so benannten Trend aus den USA nach Deutschland. "Ich war eigentlich schon immer ein Prepper", sagt Alfred.

"Nie eine leere Speisekammer"

Seine Eltern haben schon Vorratshaltung betrieben, haben Lebensmittel eingekocht und eingemacht. Wie nannte man das vor dem Prepping? "Krisenvorsorge trifft es wohl am besten", schätzt Alfred. Das habe die Nachkriegs-Generation schon beinahe exzessiv betrieben: "Eigentlich ist meine Oma ein Prepper, ohne dass sie weiß, was ein Prepper überhaupt ist. Da gab es nie eine leere Speisekammer und die gibt es bei mir natürlich auch nicht."

Auch wenn die Situation damals eine andere war als heute: "Was wäre wenn" fragen sich Prepper sehr oft. "Was würde ich machen, wenn das und das passiert", erklärt es Alfred. Er spricht von drei Szenarien: Zum einen Stromausfall. Elektrizität wird natürlich jederzeit und überall benötigt, unsere gesamte Infrastruktur beruht darauf. Selbst die Hochwasserbehälter würden mit elektrischen Pumpen betrieben, sagt Alfred. Dadurch ließe auch der Druck im Leitungssystem nach.

Fluchtrucksäcke stehen bereit

Gleichzeitig gäbe es keinen Sprit mehr an den Tankstellen. In den Geschäften gingen die Kassen nicht mehr, die Gefriertruhen würden abtauen, die Lebensmittel verderben. Außerdem käme man angesichts von nicht mehr funktionierenden Automatiktüren gar nicht mehr rein in die Geschäfte.

Szenario zwei ist der Ausfall der Versorgung, erklärt Alfred weiter. Also im Sinne von Lebensmitteln, aber auch Wasser, Hygieneartikeln und so weiter. "Und das dritte Szenario ist immer, dass man evakuiert wird, oder sich selbst evakuiert." Alfreds Familie hat Fluchtrucksäcke, in denen das Wichtigste eingepackt sei. Dazu gehören auch Dokumente, eingescannt auf USB-Stick oder Festplatte. "Weil ich dann keine halbe Stunde mehr Zeit habe zum Packen."

Unmengen Selbsteingemachtes

Ein Regal in Alfreds Keller

Alfred führt uns in seinen Keller. Dort lagert seine Familie Obst in Kisten und Selbsteingemachtes. Unmengen davon, hunderte Marmeladengläser sind zu sehen, "unfassbar viele", sagt er selbst. Rote Beete, Sauerkraut, das er selbst herstellt. "Alle Obstreste, die wir haben und auch alle Fleischreste werden nicht weggeschmissen, sondern eingekocht", erklärt Alfred.

Dazwischen immer wieder Versuche, wie Alfred sie bezeichnet. Heuer hat er salzig-saure Zwetschgen eingelegt - mit Milchsäuregärung. Man lernt jeden Tag dazu, auch bei den Sachen, die man ausprobiert, sagt er. Im nächsten Regal ein fehlgeschlagener Versuch: selbstgemachte Leberwurst im Glas.

Auch Konserven füllen den Keller - "alles, was halt günstig zu kaufen ist." In den Schränken finden sich darüber hinaus Kaffee, Gewürze, Backmischungen, Grundzutaten, Nüsse, Mandeln, Mehl, Essig und Öl, Haferflocken. Und Zucker: Einkochzucker, normaler Zucker, Puderzucker, zusammen ungefähr 30 Kilogramm.

"Es kommt was zusammen."

Prepper Alfred

Nächste Station: Nudeln. Mehrere Großpackungen à fünf Kilo. Getreidesäcke mit Roggen, Dinkel, Weizen, jeweils 20 Kilo. Daneben stehen Maischetonnen. Etwa drei Monate könnte er seine vierköpfige Familie mit den Vorräten autark versorgen, schätzt Alfred. "Allerdings, wenn ich jetzt alle Gläser da drüben noch füllen würde und zukaufe, dann plane ich auf ein halbes Jahr."

Wasser aus dem Teich

Und Getränke? Ein kleiner Kühlschrank steht bereit, "da bringt man auch stehend Flaschen rein, die großen 1,5 Liter-Flaschen." Betrieben werden kann das Gerät auch mit Gas. Der Gasschlauch liegt immer drauf. Die dazugehörige Flasche ist nicht im Haus, die lagert Alfred aus Sicherheitsgründen in der Garage.

Zusätzliche Wasserkanister fassen 60 Liter. Nicht gerade viel, wenn pro Person zwei Liter am Tag benötigt werden. Aber Alfred hat sich einen sogenannten Katadyn-Filter besorgt, mit dem kann er auch aus Teichen oder Flüssen Trinkwasser gewinnen, pro Minute etwa zwei Liter.

Und wenn die Gefahr da ist, dass das Wasser ausgehen könnte, dann plant er, alles mit Wasser zu füllen, was da ist: Badewanne, Waschbecken oder Töpfe. Er macht auch selbst Wein, 73 Liter sind im Vorrat. "Wein darf man herstellen, so viel man will in Deutschland", sagt Alfred. Bei der Bierherstellung sei man begrenzt auf 200 Liter im Jahr pro Haushalt.

Das Wichtigste ist für Alfred, sich Fähigkeiten anzueignen. "Ich mache das alles selbst, entweder lese ich, oder ich frage nach", bei Prepper-Organisationen zum Beispiel. Laut Alfred kommen dort Menschen aus allen Berufszweigen zusammen: Metzger, Steuerberater, Rechtsanwälte. Alfred ist EVDler, hat sich aber selbst das Mauern und das Zimmern beigebracht. "Solche Sachen nimmt einem keiner mehr weg."

Erst mal selbst Hand anlegen

Seine Großmutter hat ihm gezeigt, welche Kräuter gesammelt werden können, aus welchen man unter anderem Hustentees machen kann. "Das mache ich jetzt natürlich auch noch", sagt Alfred. "Warum soll man teures Zeug kaufen, wenn man es günstig haben kann?" Auch bei einem technischen Defekt versucht Alfred, immer alles selbst zu reparieren. "Heutzutage kostet ein Einsatz von einem Handwerker viel Geld."

Und im Winter? Dann zerlegt er seine Ausrüstung, sortiert sie, überprüft, ob alles noch funktionstüchtig ist. Seine Akkus überprüft er zweimal im Jahr, einmal im Sommer, einmal im Herbst. "Nachgeladen werden die sowieso immer wieder." Etwa 80 Stück hat er davon.

Feuerschale, Petromax, Funkgerät

In einem Raum seines Hauses steht Alfreds Outdoor-Ausrüstung. Schlafsäcke und Rucksäcke, aber auch Feuerschalen, um das Essen notfalls im Garten zubereiten zu können. Und wenn es dafür zu kalt wäre, stehen mehrere Gaskocher bereit und Gaskartuschen, die für drei Monate reichen, schätzt Alfred.

Darüber hinaus stehen 80 Liter Petroleum im Lager, ein Petroleumkocher und eine Petromax, das ist eine Art Petroleumlampe, mit der auch gekocht und geheizt werden kann. Reicht laut Alfred insgesamt locker für ein halbes Jahr. Mehrere einfache Funkgeräte gehören noch zur Ausrüstung, aber auch CB-Funk beherrscht Alfred.

Die elektrische Getreidemühle läuft im Notfall über einen Stromwandler auch mit Akku, erklärt Alfred weiter. In seinem Dörrgerät kann er bis zu zehn Kilo Obst, Kräuter oder Pilze auf einmal per Lufttrockung haltbar machen. Räuchern könnte er auch. Und vakuumieren per kürzlich erstandener Vakuumiermaschine. Der Kaminofen leistet zwölf Kilowatt, damit könnte Alfred das ganze Haus warm halten, sollte die Zentralheizung ausfallen. Dafür hat er normalerweise zehn Ster Holz gelagert.

Ist all diese Vorsorge nötig? Das müsse jeder für sich selbst beurteilen, sagt Alfred. Im Moment gebe es noch keine Akutsituation. "Ich mach mir da keinen Stress."


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