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Besuch am Schreibtisch So arbeitet Autorin Pauline Füg

Was wäre ein Schriftsteller ohne seinen Schreibtisch? Dort reifen Ideen, entstehen Texte. Oder ist das nur ein Klischee und die Ideen kommen unterwegs? Antworten auf diese Fragen hat Pauline Füg. Wir haben die Autorin aus Fürth an ihrem Schreibtisch besucht.

Von: Sarah Khosh-Amoz

Stand: 09.03.2023 | Archiv

Besuch am Schreibtisch: So arbeitet Autorin Pauline Füg

Hohe Wände, ein lichtdurchflutetes Zimmer, direkt am Fenster mit Blick auf Altbauhäuser, auf dem Fensterbrett eine Wasserlilie mit vielen kleinen Ablegern, daneben eine Orchidee. Fünf Jahre lang hat sie nicht geblüht, erzählt Pauline Füg.

"Die war fast vertrocknet und ich habe die dann umgetopft in so einen Orchideentopf, der durchsichtig ist und habe immer gehofft, dass irgendwann noch mal Blüten kommen."

Pauline Füg, Autorin und Psychologin

Gerade jetzt öffnet die erste Knospe ihre Blüte, ein Willkommensgruß im mittelfränkischen Fürth.

"Wir sind in meinem Arbeitszimmer und das Besondere ist: Ich habe einen Schreibtisch, dann gibt es hier einen Schreibtisch von meinem Mann und ich habe aber auch noch eine Arbeitscouch. Da saß ich gerade auch. Da liegen mein Laptop und mein Tablet und wenn ich kreativ arbeite, breite ich alles um mich aus."

Pauline Füg, Autorin und Psychologin

Ein weißer Schreibtisch ohne Schnickschack

Neben ihr sitzt ihr schwarzer Kater. Leo heißt er, ist schon 14 Jahre alt und schläft tief und fest, während Pauline Füg an ihrem Schreibtisch Platz nimmt. Es ist ein weißer Schreibtisch, gekauft bei ebay-Kleinanzeigen, ehemals ein Küchentisch, ohne Schubladen, ohne Schnickschnack, nur eine Thermoskanne mit Tee und eine Tasse mit der Aufschrift "Love" fallen ins Auge – und das Holzgestell in der Mitte des Tisches.

"Das ist eine Erhöhung, da stelle ich den Laptop drauf, wenn ich Videokonferenzen habe, damit ich nicht so nach unten gucken muss. Es liegen aber auch Zettel hier von Kreativcoachings, die ich mache."

Pauline Füg, Autorin und Psychologin

Psychologie studiert – und "aus Versehen" Schriftstellerin geworden

Der Schreibtisch sieht relativ aufgeräumt aus. Das habe sie extra für den Reporterbesuch gemacht, sagt Pauline Füg. Sie habe sogar extra noch gewischt. Grundsätzlich mag es Pauline Füg ordentlich und strukturiert, Zettel mit ToDo-Listen, und Notizbücher helfen ihr dabei, anders könnte sie nicht arbeiten, vor allem weil sie ständig zwischen ihren Projekten wechselt. Pauline Füg ist Autorin, Moderatorin, Lyrikerin, Psychologin, Bühnenpoetin, Gastdozentin, und leitet Schreibwerkstätten.

"Ich brauche Vielfalt und es sind immer unterschiedliche Teile von mir, die dann glücklich sind und alles würde mich langweilen, wenn ich nicht die Abwechslung habe. Klar, es ist total schön nur zu schreiben, aber irgendwann ist das langweilig, wenn ich nicht in Interaktion bin. Ich sage immer: Ich habe Psychologie studiert und bin aus Versehen Schriftstellerin geworden und mache alles, was mit Kreativität, Sprache und Psychologie zu tun hat."

Pauline Füg, Autorin und Psychologin

Interdisziplinäre und vielfältige Projekte – zum Beispiel "Demenz-Poesie"

"5 Stunden Dunkelheit" heißt Pauline Fügs Bühnenauftritt; mit Klangkünstlern arbeitet sie gerne zusammen. Interdisziplinäre Projekte findet sie besonders spannend, zum Beispiel beschäftigt sie sich als studierte Psychologin mit Depressionen und Demenzerkrankungen. Daraus entstanden ist für die Bühne das Projekt "Demenz-Poesie". Es gibt Studien, die nachgewiesen haben, dass der Rhythmus von vielen Gedichten dem Sinus-Rhythmus des Herzens entspricht und dadurch das Nervensystem beruhigt. Deshalb tritt sie vor kranken und alten Menschen auf, als eine Art Therapie für Seele und Körper. In Pflegeheimen liest Pauline Füg genauso wie in Abrisshäusern, ja, es ist die Vielfalt, die die 39-Jährige liebt, die sie immer wieder auf mehrwöchige Reisen zieht, gerade erst war sie auf Malaysia und dabei gibt sie schmunzelnd zu.

"Ich habe meinen Schreibtisch eigentlich nicht vermisst, weil das glaub ich auch einer der Gründe ist, warum ich mir meinen Beruf ausgesucht habe. Weil ich ja von überall kreativ sein kann. Also ich will gar nicht dieses 'Ich brauch meinen Schreibtisch, um zu arbeiten'. Klar, der ist schon praktisch, ich nutze den halt, wenn ich wirklich aufrecht sitzen muss. Ich geh z.B. gerne auf Konzerte oder Tanzen, um diesen Input zu sammeln. Dann schreibt man mal einen Wortfetzen auf, dann fällt einem was ein durch diese Bewegung, die man selber hat, durch die Geräuschkulisse und dann kann ich besser kreativ sein."

Pauline Füg, Autorin und Psychologin

Aktuelles Buch und die nächsten Auftritte

Wer sich für Pauline Fügs Poesie interessiert: In ihrem aktuellen Lyrikband verarbeitet sie Themen wie Demenz und Depressionen, es geht um Wahrheiten, Täuschungen, Wirklichkeiten und Illusionen. Der Lyrikband heißt "Nach der Illusion" und ist bei Lektora erschienen. Live auf der Bühne ist Pauline Füg regelmäßig zu sehen, das nächste Mal am Donnerstag, 16. März, in Nürnberg im Rahmen der Frankenlese im Kulturzentrum KUNO. Und am Freitag, 17. März, ist Pauline Füg in Rückersdorf auf dem Dachsberg zu Gast. Dort gestaltet sie mit anderen Künstlerinnen und Künstlern einen Poetry Slam Abend.


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