Bayerns heimliches Wappentier Der Schwan
Der Schwan, ein stolzes Tier, egal ob er auf der Isar schwimmt oder im Parkteich. Er ist nicht nur schön, sondern dient auch als Symbol für Treue, Trauer und Wandelbarkeit. In Bayern ist der Schwan allerorten präsent, besonders natürlich im Schwangau. Und das nicht erst seit Richard Wagner und König Ludwig II.
Der Märchenkönig hatte als Junge vermutlich schon Bekanntschaft mit den Schwänen im Alpsee gemacht. Der Prinz badete dort gern. Im dortigen Schloss Hohenschwangau - mit den großen Wandgemälden zur Schwanenrittersage - wurde seine Leidenschaft für das Tier und den "Mythos Schwan" geweckt. Hier geht es noch nicht um die Oper von Richard Wagner. Diese Helden - auch der Schwanenritter Lohengrin - bekamen später in Neuschwanstein eine Heimstatt gebaut.
König Maximilian II. hatte sich mit dem Bau von Schloss Hohenschwangau schon als Fan des Schwans geoutet. Als er starb und Ludwig II. mit 18 Jahren König wurde, hätte der Schwan durchaus das Wappentier Bayerns werden können. Doch der junge König hat andere Sorgen. Es blieb beim Löwen.
Der Schwan in Neuschwanstein
Die Wände tapeziert mit Schwanenwappen. Im Schlafzimmer des Königs: ein kunstvoll geschnitzter Waschtisch, bekrönt von zwei Schwänen.
Das Wohnzimmer gehört ganz und gar Lohengrin. 130 Schwandarstellungen sind hier untergebracht.
Im Sängersaal dominiert die Parsival-Legende. Dann wird man aber gleich von Schwänen geradezu niedergerungen: im gut bestückten Museums-Shop. Vom Plüschtier über die Schwan-Seife bis zum Nymphenburger Porzellan-Schwan für mehr als 1.000 Euro!
Schwarze Schwäne in Coburg
In Coburg sind seit Queen Victorias Zeiten Schwäne zuhause: sogar schwarze Schwäne! Als ihr geliebter Prinzgemahl Albert von Sachsen-Coburg und Gotha im Jahr 1861 starb, ließ die englische Königin, als Zeichen ihrer Trauer, die Tiere im Schloss-Park Rosenau ansiedeln. Und die Coburger lieben ihrer Schwäne bis heute. Sie werden gehegt und gepflegt.
Auf das Coburger Wappen haben es die schwarzen Schwäne - trotz aller Liebe - aber doch nicht gebracht. Das ziert noch immer der Kopf des Coburger Mohren, sprich der heilige Mauritius.
Schwanenbraten? Nein, Schweinebraten!
Geschwister Christian und Sabine Kroiß betreiben auf dem Münchner Viktualienmarkt ein Geschäft für Wild und Wild-Feinkost
Für gewöhnlich ist der Viktualienmarkt eine gute Adresse, wenn es ums Essen geht. Die Geschwister Christian und Sabine Kroiß betreiben dort ein Geschäft für Wild und Wild-Feinkost, sie jagen auch selber. Vor allem im Herbst gibt es Wildgeflügel, weil da die klassische Jagdzeit ist. Aber Schwan? - Fehlanzeige! Vielleicht auch weil heutzutage keiner ein so schönes Tier, das die Nähe zum Menschen sucht, und nicht so den Eindruck eines Wildtiers macht, essen wolle, sinnieren die Wildhändler. Allerdings gibt es in der Carmina Burana einen Hinweis auf Schwanenbraten.
Der Schwan auf der Servierplatte
Im Kloster Benediktbeuern wurde eine Sammlung von weltlichen Liedern aus dem Mittelalter entdeckt, aus denen Carl Orff seine berühmte Carmina Burana komponierte. Auch das Lied vom gebratenen Schwan ist darunter, der wehklagend über die Tafel geschoben wird, verspottet vom Chor der Zecher:
„Du Armer - rundum schwarz und gut durchgebraten“.
Als Schaugericht aus dem Barock findet sich der Vogel in einer österreichischen Kochbuchsammlung – die Herstellung ist nichts für zarte Gemüter: Dem Schwan wurde die Haut samt Federkleid abgezogen, das Fleisch gebraten und dann wieder zurück in die Haut gesteckt, sodass auf der Tafel tatsächlich ein weißer Schwan aufgetischt werden konnte.
Der Gourmet-Papst Auguste Escoffier erwähnt ihn in seinem „Guide culinaire“ von 1903 gar nicht mehr! Das Tier zu groß, das Fleisch nicht mürbe genug. Selbst für kleinere Fasanen fordert er deshalb das „Abhängen“ bis der „haut gout“, der „strenge Geruch“, aufsteigt: Heutzutage hätte die Lebensmittelkontrolle etwas gegen diese alten Methoden.
Wer Schwan essen will, sollte lieber zum Konditor gehen! Dort gibt es ihn aus Blätterteig, Zuckerwerk und Marzipan – meist als Bekrönung von Hochzeitstorten. Mit ihren gebogenen Hälsen, die zusammen ein Herz formen, gelten sie als Symbol der Liebe und Treue.