Auf dem Weg zum stillen Örtchen Die Geschichte der öffentlichen Toiletten in Bayreuth
Ganz oft sehnt man sie so schnell wie möglich herbei – und dann möchte man sie möglichst bald wieder verlassen: öffentliche Toiletten. Doch seit wann gibt es die stillen Örtchen bei uns? Eine Spurensuche in Bayreuth.
"Auf dem Weg zum Stillen Örtchen" – Erster Aufzug
An dieser Stelle war die erste öffentliche Toilette in Bayreuth geplant, wurde aber nicht verwirklicht.
17. September 1858. Die abseits gelegene Steingräbergasse in Bayreuth, ein dunkler Durchgang zur Dammallee. Auftritt der ehemalige Regimentsschneider Johann Fassold. Er lässt die Hose runter und erleichtert sich an der Hauswand.
"Wir stehen hier an einem Ort, der schon ein bisschen am Rand der damaligen Stadt lag. Und offensichtlich eben auch stark frequentiert war. Leute, die südlich der Stadt wohnten und ins Zentrum wollten, die mussten hier reinlaufen und so hat sich hier ein Ort entwickelt, an dem man solche Sachen erledigt."
Marcus Mühlnikel, Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth
Klar in einer Seitengasse, wo auch sonst? Es gab ja zu dieser Zeit noch keine öffentlichen Toiletten. Noch nicht, denn ein Vorfall brachte in Bayreuth alles ins Rollen, wie Dr. Marcus Mühlnikel vom Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth herausgefunden hat. Eine besondere, verzeihen Sie, Spurensuche.
"Das war der Ort, an dem – so heißt es in den Akten – der frühere Regimentsschneider Johann Fassold Wasser abgeschlagen hat. Und sein Problem war, dass der Polizeisoldat Georg Nietzsche auch zufällig anwesend war und das Ganze eben als Ordnungswidrigkeit festgehalten hat und ihn zu einer Bußgeldzahlung aufgefordert hat. Und der Regimentsschneider rechtfertigt sich und schreibt einen Brief an die Stadtverwaltung und meint, er sieht nicht ein, dass er hier zahlen muss. Erstens hat er das Wasser nicht länger halten können, das wäre also gesundheitsschädigend gewesen und zweitens würde da sowieso jeder hinpinkeln, also von daher sei das alles keine große Sache. Ob er damit durchgekommen ist, geht aus den Akten nicht klar hervor. Es gibt keine Entscheidung in dem Fall. Aber was dadurch angestoßen wurde ist, dass der Stadtmagistrat den Stadtbauhof damit beauftragt hat, eine Toilette zu bauen. Und zwar genau an diese Stelle, es gibt auch Pläne, wie diese Toilette aufgestellt werden soll. Aber aus einem Brief ein paar Jahre später erfahren wir, dass der Stadtbauhof diese Toilette zwar gebaut hat, aber immer noch auf die Anweisung wartet sie jetzt endlich mal hinzubauen und da gab es offensichtlich auch Probleme mit den Anwohnern, die wollten nicht in unmittelbarer Nähe eine Toilette haben. Zumindest wird diese Toilette nicht gebaut. Und bis zur Umsetzung dauert es noch lange Zeit, bis dann die erste Toilette gebaut wird, aber nicht hier."
Marcus Mühlnikel, Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth
Notdurft im Freien – auf einmal anstößig
Moment mal, so ganz sauber scheint die Sache nicht. Die Anwohner sperren sich dagegen, dass hier eine Toilettenanlage entstehen soll, tolerieren aber jahrelang, dass in die Gasse einfach so uriniert wird? Urin, Exkremente, Müll auf den Straßen, das roch doch bestimmt auch schon vorher. Es war Gang und Gäbe sich draußen zu erleichtern. Aber jetzt plötzlich eine öffentliche Diskussion darüber? Was war passiert?
"Das ist das eigentlich Interessante an dem Ganzen. Warum regt man sich plötzlich Mitte des 19 Jahrhunderts darüber auf, dass jemand so etwas macht? Vorher findet man solche Einträge nicht. Also anscheinend ist da ein Prozess abgelaufen, der die Menschen ein bisschen sensibler, oder feinfühliger gemacht hat. Plötzlich fängt man an, sich daran zu stören."
Marcus Mühlnikel, Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth
Um zu verstehen, warum es plötzlich als anstößig galt seine Notdurft im Freien zu verrichten, muss man auf die Entwicklung der Städte im 19. Jahrhundert blicken. Nicht nur größere Zentren in Deutschland wie München oder Nürnberg wuchsen rasant, sondern auch bisher kleinere Städte, wie eben Bayreuth.
Die "Olfaktorische Revolution"
Katalog der Firma Kullmann & Lina von 1888. Damals konnte man schon auf eine gute Infrastruktur bei Toiletten-Einrichtungen zurückgreifen.
Durch die Industrialisierung und die zunehmende Urbanisierung veränderte sich das Alltagsleben in den Städten. Der private, soziale Raum wurde enger, das ließ auch die Toleranz für Gerüche, Müll und Dreck sinken. Der Französische Historiker und Geschichtsprofessor Alain Corbin beschreibt diese Wahrnehmungsveränderung als "Olfaktorische Revolution", die sich zwischen 1750 und 1880 in Europa vollzog. Franzosen können einfach nicht ohne Revolution. Diese Neubewertung der Gerüche hält auch der deutsch-britische Soziologe Norbert Elias in seinem Hauptwerk über den "Prozess der Zivilisation" fest. Wurden bisher sexuelle Handlungen und Urinieren in der Öffentlichkeit toleriert, so wurden sie in der neuen, zivilisierten Gesellschaft des beginnenden 18. Jahrhunderts mit Scham- und Peinlichkeitsgefühlen belegt und von nun an nur noch im privaten Bereich verrichtet. Hygiene und Sauberkeit wuchsen zu kulturellen Werten heran, die stets auch die sozialen Schichten voneinander trennten. Deutschland blickte nach Frankreich. Dort öffnete in Paris 1824 die erste öffentliche Toilette. In Bayreuth dauerte es noch einige Jahrzehnte länger.
"Man kann sagen, dass das Bedürfnis nach öffentlichen Toiletten immer stärker wurde und mehrfach ist es dokumentiert in den Akten, dass der Magistrat sagt, wir müssen jetzt mal anfangen. Und es gibt mehrere Orte, an denen wir das machen sollten. Aber dann scheitert es wie so oft am Geld. Und das ist auch interessant, weil es zu dieser Zeit noch keine direkten Vorbilder gab. Zumindest war das Thema noch nicht so präsent, dass man gesagt hätte man muss jetzt mal dahin oder dahin hinschauen, wie lösen die das Problem dort? Man ist davon ausgegangen man bekommt das Problem selber in den Griff. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hat sich da ein großer Markt entwickelt an Herstellern von Pissoirs, von Toilettenanlagen und da ist man dann sehr wohl auch mal herumgefahren. Die Bayreuther haben sich sehr stark an Nürnberg orientiert, wie lösen die Nürnberger das Problem und haben dann versucht Lösungen zu übertragen auf Bayreuth."
Marcus Mühlnikel, Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth
"Auf dem Weg zum Stillen Örtchen" – Zweiter Aufzug
Die öffentliche Toilette am Annecyplatz. Ungefähr an dieser Stelle stand auch die erste öffentliche Toilette Bayreuths.
Ende des 19 Jahrhunderts. Auf dem Annecyplatz in Bayreuth, Ecke Hohenzollernring/Bahnhofstraße. Der sogenannte Rote Main fließt hier unterirdisch. Auftritt: Händler, Touristen und Bayreuther Bürger.
"Hier ist es ganz schön befahren um uns herum, aber hier steht eine öffentliche Toilette und nicht irgendeine. Diese Toilette ist aus mehreren Gründen interessant. Zum einen hat sie das interessanteste Bildprogramm. Wenn man da reingeht, dann wird man verschiedene Pflanzen sehen, auch viele lebende Pflanzen, mit der diese Toilette geschmückt ist. Die Dame, die hier verantwortlich ist, gibt sich sehr viel Mühe und hat es damit auch schon mehrfach in die Zeitung geschafft. Interessant ist der Standort aber auch deswegen, weil hier 1876 die erste Toilette in Bayreuth tatsächlich eingerichtet wurde. Man kann sich fragen warum gerade hier? Der Stadtmagistrat rechtfertigt das Ganze damit, dass hier eine ganz wichtige Einfallsschneise der Stadt ist. Wir befinden uns hier an der Bahnhofstraße, an der Überbrückung des Mains. Und die Straße führt vom Bahnhof runter und direkt in die Innenstadt und da war auch schon 1876 viel los. Und von daher war man der Meinung, man müsste hier eine Toilette einrichten."
Marcus Mühlnikel, Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth
Marcus Mühlnikel, der Akademische Oberrat am Institut für Fränkische Landesgeschichte hat herausgefunden: Gut geplant ist halb gewonnen. Nicht nur dieser Standort, sondern auch alle anderen Toilettenplätze in Bayreuth sind bis heute die gleichen. Bei der Konzeption legte man große Sorgfalt an den Tag, auch was die technische Ausstattung anbelangte. Für die Einheimischen und Auswärtigen wurde groß gedacht - nur das Neuste vom Neusten.
"Grundsätzlich gab‘s die Möglichkeit den Urin – und nur davon sprechen wir – es ging damals um Pissoirs – einfach in eine Sickergrube laufen zu lassen. Solche Modelle gab’s auch. Bayreuth hat aber favorisiert, dass ein Spül-Pissoir eingerichtet wird, bei dem eben durch ständig fließendes Wasser der Urin sofort aus der Toilette herausgespült wird. Und das war hier gewährleistet. Man hatte hier einen Anschluss, nebendran war die Infanterie-Kaserne, da ging ein kleiner Bach durch und dessen Wasser wurde dann hierher umgeleitet und das Abwasser ging dann in den Main."
Marcus Mühlnikel, Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth
Die ersten Toilettendamen
Tja, so schnell geht’s, alle Bedenken und Unannehmlichkeiten auf einmal fortgespült, und die Sauberkeit gewinnt an Bedeutung. In den Akten des Stadtarchivs finden sich wiederkehrende Klagen über die fehlende Instandhaltung und Aufsicht der Anlagen. Bayreuth bekommt seine ersten Toilettendamen. Bis heute, ein Job, der für die Außenwirkung der Stadt immens wichtig ist. Denn Bayreuth muss sich keinesfalls verstecken, die Toiletten gelten als sehr sauber, darauf ist man stolz. Die Dame, die sich hier auf dem Annecy-Platz um eine angenehme Atmosphäre bemüht, hat viel für das Image der Notdurft-Anlage in Bayreuth getan. Ihre Toilette ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.
Von oben sieht das Klohäuschen aus, wie das Kreuz eines Hubschrauberlandeplatzes. Von nah betrachtet gleicht es einer Dschungel-Oase mit zugewachsenen, grünen Ecken außen und innen einer bunten Pracht an den Wänden, mit viele Bildern, Aufklebern und kleinen, liebevollen Details. Ein ironischer Hinweis auf einem Schild: "Wollen sie eine triste 0/8/15 Toilette, dann klauen und zerstören sie weiter." Doch die meisten Bürger wissen das Örtchen zu schätzen.
"Auf dem Weg zum Stillen Örtchen" – Dritter Aufzug
Bayreuth 1911. Der Luitpoldplatz. Eine Baustelle verrät: hier entsteht etwas ganz Besonderes. Auftritt: Frauen, die aufs Klo müssen.
"Das war ein sehr ambitioniertes und auch teures Projekt. Man hatte zuerst vor, diese Toilette im sogenannten Markgrafen-Stil zu bauen. Der Begriff taucht auch 1911 in den Quellen auf. Markgrafen-Stil deshalb, weil ja unmittelbar in der Nähe das Markgräfliche Opernhaus steht und Bayreuth durch die Markgrafen-Zeit bautechnisch sehr stark geprägt wurde. Man hat dann aber festgestellt, wenn man das so bauen möchte, dann würde das sehr viel Geld kosten und man ist dann von diesen großen Plänen sehr schnell abgewichen. Man hat günstiger gebaut, trotzdem war diese Toilettenanlage das Schmuckstück der öffentlichen Bedürfnisanstalten Bayreuths und das bis heute. Unübertroffen."
Marcus Mühlnikel, Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth
Die erste Toilette mit einer eigenen Abteilung für Frauen
Marcus Mühlnikel vom Institut für Fränkische Landesgeschichte ist sich sicher, das war ein Prachtbau! Was muss es schön gewesen sein, Pinkeln im markgräflichen Ambiente. Und was noch viel größere Wellen schlug – das Ganze auch noch für Frauen!
"Das ist das Besondere an dieser Toilette: eine eigene Abteilung für Frauen. Und das ist eben sehr auffällig bei dieser ganzen Diskussion. Wenn eben Toiletten gebaut werden, ging’s am Anfang immer um Männer. Es wird mit keinem Satz erwähnt, dass man vielleicht eine Frauentoilette bräuchte, warum man da so darüber hinweg geht ist für mich auch nicht nachvollziehbar. Erst 1911 dann eben schlägt sich das nieder eben eine größere Toilette zu bauen, Männerabteil, Frauenabteil, in der Mitte ein Kiosk, in dem Zeitschriften, Tabak und Hygieneartikel verkauft werden. Das ist dann schon die Luxusvariante."
Marcus Mühlnikel, Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth
Die Planungsskizze für die erste Toilette für Herren - und Damen. Geplant im Markgrafenstil - dann aber doch weniger aufwendig realisiert.
Und der Standort ist kongenial gewählt – die Brücke hier in der Nähe hieß damals nämlich noch Harmoniebrücke – ausgerechnet. Harmonisches, gleichberechtigtes Wasserlassen also. Übrigens, was bzw. wo Frauen davor gemacht haben ist nicht in den Akten verbrieft. Ganz im Gegenteil zu dem Drama, das sich hier über 20 Jahre später abspielte. Das Klo wurde nämlich abgerissen, es musste dem Bau des Hauses der nationalen Erziehung weichen. Die Nationalsozialisten bestimmten Bayreuth zum Zentrum der Nationalsozialistischen Lehrerschaft. Und gleich daneben war noch Platz für ein Denkmal. Ein großer Fehler. Auch wenn sich Bayreuth damals nicht wirklich als Widerstandszentrum gegen die Nationalsozialisten ausgezeichnet hatte, hier kam es zu einem einmaligen und denkwürdigen Aufstand gegen das Regime.
"Ein schöner freier Platz, wir befinden uns vor dem Bayreuther Rathaus mit Blick Richtung Alexanderstraße. Hier wurde in der NS Zeit in den 1930er Jahren ein Denkmal errichtet und zwar das Denkmal der Nationalen Erhebung. Das sah so aus: Ein Hakenkreuz, das quasi auf der Seite lag und aus der Mitte des Hakenkreuzes kam eine Faust und diese Faust zerdrückte eine Schlange. Also, ästhetisch hat das nicht besonders viel hergemacht, aber es bot eben die Möglichkeit, da seine Notdurft zu erreichten und das wurde von den Bayreuthern auch wirklich praktiziert. Das heißt die Männer sind nachts vorbeigekommen und haben da reingepinkelt. Und das konnte man natürlich nicht vereinbaren, auf der einen Seite Denkmal der Nationalen Erhebung und auf der anderen Seite wurde da reinuriniert und dann hat man das Denkmal wieder abgebaut. Es gibt Bilder von dem Denkmal, aber es war sehr kurzlebig."
Marcus Mühlnikel, Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth
Aus dem Denkmal der Nationalen Ehrhebung wurde quasi über Nacht das Denkmal der Nationalen Erleichterung. Irgendwie sehr sympathisch.
"Auf dem Weg zum stillen Örtchen" – Vierter und letzter Aufzug
Am Wittelsbacher-Brunnen. Vor dem Markgräflichen Opernhaus Bayreuth. Auftritt: Kunst- und Kulturinteressierte und viele Händler.
"Halt, jetzt laufen wir fast vorbei, die ist ganz schön versteckt hier, die öffentliche Toilette. Am Wittelsbacher Brunnen, der aber erst 1914 errichtet wurde. Vorher war dieser Platz frei."
Marcus Mühlnikel, Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth
Jetzt ist er es nicht mehr. Hier gegenüber vom Weltkulturerbe "Markgräfliches Opernhaus" hat man den pompösen Zierbrunnen aus Muschelkalkstein vor kurzem aufwendig restauriert. Dahinter befindet sich, unauffällig in die Stadtmauer integriert, eine große, moderne Toilettenanlage, barrierefrei gebaut, denn auch das gehört zu einer weltoffenen Stadt natürlich schon längst dazu. Daneben finden sich kleine Geschäfte, deren Inhaber tatsächlich zweimal darüber nachgedacht haben, ob sie wirklich hier eröffnen sollen. Die Skepsis gegenüber sanitären Einrichtungen ist nach wie vor Thema. Doch eine wichtige Erkenntnis – Geschäft belebt das Geschäft.
Auch diese Bayreuther Toilette ist wirklich sehr sauber. Der Standard hier ist hoch, da können sich andere Städte bestimmt noch was abgucken. Übrigens, müßig zu erwähnen, dass diesem Toilettenbau mal wieder eine längere Diskussion vorausgegangen ist. Ohne die geht es in Bayreuth einfach nicht, weiß Marcus Mühlnikel.
"Dieser Platz wurde im 19. Jahrhundert genutzt für Märkte. Hier sind immer Marktbuden gestanden und bereits in den 1870er Jahren entsteht die Idee, hier auch eine Toilette einzurichten. Warum? Die Besucher des Opernhauses, die müssen ja irgendwo hingehen. Die müssen ja eine Möglichkeit haben, irgendwo Wasser zu lassen. Und dann beginnt eine ziemlich spannende Diskussion, wohin soll sie gebaut werden? Die erste Idee war, sie in diese Mauer hineinzusetzen, da war aber die Stadt dagegen, das fand ich ziemlich spannend, weil ja die Opernhausbesucher, wenn sie dann auf die Toilette gehen wollten, immer an den Budenwagen und Wohnwagen vorbeigehen müssten. Und diese Budenbetreiber hätten ja scharfe Hunde und das sei eben gefährlich, diesen Raum aufzusuchen. Da hat man alle Register gezogen und dann kam es eben nicht dazu."
Marcus Mühlnikel, Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth
Natürlich. Wer kennt das nicht, dass man auf dem Weg zum Klo von lauernden Hunden angegriffen wird. Um die Errichtung von sanitären Anlagen zu verhindern wurden von den Skeptikern in Bayreuth also schon immer die schärfsten Argumente ins Feld geführt. Aber wie wir jetzt wissen: Das gehört hier einfach dazu, bevor man in die Pötte kommt.
"Am Interessantesten fand ich die Tatsache, dass die Stadt Bayreuth so unglaublich lang gebraucht hat bis die erste Anlage stand und da gibt’s natürlich gewisse Parallelen in die heutige Zeit. Man muss sich nur die Diskussion anschauen um die Toilette am Festspielhaus, oder die geplante Toilette am Haus Wahnfried. Das sind natürlich ganz andere Gründe, warum das so lange dauert, aber Tatsache ist, dass der Bau von öffentlichen Bedürfnisanstalten in Bayreuth ein langes Geschäft ist."
Marcus Mühlnikel, Institut für Fränkische Landesgeschichte der Universitäten Bamberg und Bayreuth
Diese Sendung ist eine Wiederholung vom 26. Februar 2022.