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Gedächtnistraining Wie man geistig jung und fit bleibt

Viele Methoden, die helfen sollen, unser Gehirn fit und flexibel zu erhalten, sind in Umauf. Denn die Angst vor einer Demenz im Alter ist groß. Aber kann man seine grauen Zellen damit wirklich schützen?

Von: Monika Dollinger

Stand: 27.06.2022 |Bildnachweis

Auf einem Glastisch liegen mehrere Plättchen eines Memory-Spiels. Die Hände am Bildrand zeigen: Es spielen Kinder und Erwachsene miteinander. Die Hand eine älteren Frau dreht gerade ein Plättchen um. | Bild: picture-alliance/dpa

Die einen versuchen es mit Kreuzworträtseln. Die anderen kaufen sich Computerspiele fürs Gehirnjogging. Die Dritten nehmen jeden Tag einen anderen Weg zum Einkaufen und ändern ständig ihren Tagesablauf.

Expertin:

Nina Strößenreuther, Diplom -Psychologin an der psychiatrischen Klinik des Klinikums Nürnberg Nord

Im Umlauf sind viele Methoden, die helfen sollen, unser Gehirn fit und flexibel zu erhalten, denn die Angst vor einer Demenz im Alter ist groß. Aber kann man seine grauen Zellen damit wirklich schützen? Sind geistig aktive Menschen weniger vom Abbau des Gedächtnisses und des Denkens bedroht?

Dem Text liegt ein Interview mit der Psychologin Nina Strößenreuther zugrunde.

Unter dem Begriff Gedächtnistraining werden üblicherweise die Methoden und Techniken zusammengefasst, die Gedächtnisleistungen verbessern sollen. Passender ist jedoch der Ausdruck kognitives Training.

"Kognitives Training bedeutet, dass nicht nur die Gedächtnisleistungen, sondern mehrere kognitive (= geistige) Funktionen trainiert werden. Man kann das mit einem Läufer vergleichen: Obwohl er mit den Beinen läuft, muss er auch Arme, Nacken und Bauch trainieren. Der ganze Körper muss fit sein, damit er wirklich gute Leistungen bringen kann. Dementsprechend brauchen wir für viele Probleme, die wir im Alltag bewältigen, nicht nur das Gedächtnis, sondern auch andere kognitive Funktionen wie Sprache, Konzentration oder Urteilsvermögen."

Nina Strößenreuther, Psychologin und Gedächtnistrainerin am Klinikum Nürnberg Nord

Ein gut trainierter älterer Mensch kann Gedächtnisleistungen wie ein untrainierter Dreißigjähriger bringen. Aber auch dann lässt sich der Beginn einer Demenz nicht verhindern. Gedächtnistraining kann also im Idealfall den Beginn der Demenz hinauszögern und den Verlauf positiv beeinflussen.

Was im Gehirn geschieht

Bei einer Demenz verändert sich das Gehirn in seiner Struktur, Nervenzellen verlieren den Kontakt zueinander und sterben ab. Durch Training können auch im höheren Alter neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen entstehen und sogar neue Neuronen in den für das Gedächtnis wichtigen Bereichen gebildet werden. Trotzdem lässt sich der Abbau der Nervenzellen und damit das Einsetzen und Fortschreiten einer Demenz nicht vollständig unterdrücken.

Warum Demenz entsteht

Die Auslöser einer Demenz sind – zumindest im Fall der häufigsten Demenzerkrankung, der Alzheimer-Krankheit – noch nicht geklärt. Man weiß aber, dass höhere Bildung und ein abwechslungsreicher Beruf das Erkrankungsrisiko senken. Auch genetische und weitere Faktoren (wie Ernährung, Bewegung, allgemeiner Gesundheitszustand) haben Einfluss auf den Zustand des Gehirns im Alter.

"Im günstigsten Fall reicht ein abwechslungsreicher Alltag, um das Gehirn fit zu halten. Abwechslungsreich heißt, aktiv zu sein, sich für seine Umwelt zu interessieren, zu versuchen, sich zum Beispiel bei technischen Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten und auch immer wieder etwas Neues zu lernen. Man sollte außerdem regelmäßig Sport treiben, sich gesund ernähren und soziale Kontakte pflegen. Menschen, die all dies befolgen, können natürlich zusätzlich gezielt trainieren - aber es ist nicht so notwendig wie bei Menschen, die beispielsweise aufgrund von Krankheit nicht mehr mobil sind, deswegen weniger unterwegs sein können und weniger Anregungen bekommen."

Nina Strößenreuther, Psychologin und Gedächtnistrainerin am Klinikum Nürnberg Nord