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Heißmann und Rassau 20 Jahre Comödie Fürth

Die Comödie Fürth mit ihren Protagonisten Volker Heißmann und Martin Rassau wird 20 Jahre alt. Wir begeben uns auf Spurensuche, besuchen Förderer, Fans und Wegbegleiter und lernen die Comödien-Macher von einer eher privaten Seite kennen.

Von: Petra Nacke

Stand: 18.09.2018 | Archiv

Jubiläum: 20 Jahre Comödie Fürth

Die Spaßmacher von der Comödie Fürth um die beiden Protagonisten Volker Heißmann und Martin Rassau haben sich von einer Kneipen- und Kaffeehaustruppe zu einem überregionalen Exportschlager in Sachen Humor gemausert, zum deutschlandweit gefeierten Show-Act. Trotzdem ist die Comödie Fürth ihren Wurzeln treu geblieben – und die stecken nun einmal fest im Boden der Kleeblattstadt. Einer, der die beiden näher kennengelernt hat, ist Taxiunternehmer Thomas Malter. Malter ist Fürther mit Leib und Seele und er ist in mehrfacher Hinsicht ein Insider in Sachen Heißmann, Rassau und Co.

"A Zeit lang war ich mehr oder weniger der Chauffeur von den beiden. Und für mich war immer faszinierend, die sitzen also ganz ruhig im Auto, hören klassische Musik alle beide, und gehen dann zu einer Aufführung – die haben ja auch viel so Firmenpräsentationen oder Geburtstage gemacht – ohne Konzept! Ich hab dann immer gefragt, ja was macht ihr denn jetzt? Keine Ahnung, ham die dann gesagt, es steht schon irgendeiner auf, es ist ja so, in einer Gruppe fällt ja immer einer auf, und der wird dann durch den Kakao gezogen. Und tatsächlich machen die das so. Die brauchen ein Stichwort und dann machen die da ein abendfüllendes Programm draus. Und das ist für mich eigentlich die wahre Kunst."

Thomas Malter, Taxiunternehmer

Alles hat ganz klein begonnen

Doch bekanntlich kommt nichts von allein und vor allem das, was so leicht und mühelos wirkt, ist immer das Ergebnis einer langen Zeit des Übens, des Arbeitens, des Scheiterns und des Weitermachens. Dafür braucht es ein starkes Team. Im Fall der Comödie sind das zwei Hauptakteure auf der Bühne und zwei dahinter, nämlich in der Organisation und in der Gastronomie. Doch egal wie erfolgreich das Comödien-Kleeblatt heute auch ist, irgendwann einmal hat alles ganz klein begonnen.

"Wir fahren jetzt zur ehemaligen Schule von den beiden beziehungsweise von den vieren, denn die Comödie , das sind ja nicht nur zwei, sondern vier, den ehemaligen Nathanstift. Und witziger Weise war ich auch in der Schule mit ihnen, aber ich war zwei Stufen über denen, und die hatten damals schon die Theater EG gegründet und die waren ja damals uncool, weil wir wollten die Rocker oder die Popper werden und sie haben dann Theater gespielt. Und jetzt sind sie berühmt geworden und wir sind halt praktisch Taxifahrer geworden oder haben einen normalen Beruf gelernt."

Thomas Malter, Taxiunternehmer

Heißmann und Rassau – DIE Fürther (und nicht die Franken)

Er sei jetzt seit 25 Jahren Taxifahrer in Fürth, habe in diesem Jahr also auch ein Jubiläum, sagt Thomas Malter nicht ohne Stolz. Etwas anderes zu machen, fiele ihm im Traum nicht ein. Und schon geht es weiter von der Fürther Altstadt in die Südstadt jenseits der Bahngleise zur nächsten Station auf unserer Spurensuche. Zielstrebig hält Thomas Malter auf die Sankt-Pauls-Kirche zu und ich frage mich, warum.

"Zur Kirche fahren wir, weil Volker Heißmann ja sehr religiös ist, und das auch offen zugibt, und viel für die Gemeinde macht. Und die Kirche hat es ihm ermöglicht, hier seine ersten Gehversuche, nicht in der Komik, sondern in der Schauspielerei zu machen und da hat er halt eine tiefe Verbundenheit, weil, die Fürther sind tief verbunden. Wenn Sie einen Fürther mal als Freund haben, den hat man dann ein Leben lang. Und es ist auch die Verbundenheit zu Fürth, was die vier, oder die zwei Komödianten dann ausmacht. Denn es sind ja die Fürther und nicht die Franken, sondern DIE Fürther!"

Thomas Malter, Taxiunternehmer

Botschafter in Sachen Fränkischer Humor

Ob das nicht ein bisschen zu viel Lokalpatriotismus ist, denke ich noch, aber der gehört bei Malter ganz selbstverständlich dazu. Dabei fällt mir ein, dass noch ein anderer Fürther weit über die Stadtgrenzen hinaus als Botschafter in Sachen Fränkischer Humor unterwegs ist. Also lege ich einen Zwischenstopp ein, um ihn zu besuchen. Glück gehabt, trotz Sommerpause ist er daheim.

"Ich bin der Matthias Egersdörfer und in meinem Steuerbescheid steht als Beruf Kabarettist."

Matthias Egersdörfer, Kabarettist

Eigentlich ist Egersdörfer nur Wahlfürther, lebt aber schon seit vielen Jahren in der Kleeblattstadt nur einen Spaziergang von der Comödie entfernt. Als Laie stellt man sich da natürlich vor, dass die Humoristen auf so engem Raum ständig zusammenhocken und Witze austauschen.

"Das machen wir eigentlich nicht. Also, aus Versehen trifft man sich mal an der Tankstelle oder wenn man aus Versehen mal zusammen in irgendwelchen komischen Fernsehshows auftritt und wenn danach noch Zeit ist, trinkt man ein Bier zusammen, aber es gibt – nicht, dass ich wüsste, oder ich werd vielleicht nicht eingeladen – aber ich glaub, in Franken gibt’s nicht nen Treffpunkt, wo man hinkommt und sich austauscht."

Matthias Egersdörfer, Kabarettist

Aber die Comödie kennt Egersdörfer natürlich – und weiß diese Auftrittsmöglichkeit in der Nachbarschaft durchaus zu schätzen.

"Comödie Fürth ist natürlich für mich, der ich in dieser Stadt wohne, immer sehr angenehm, dort einen Auftritt zu haben, weil ich da zu Fuß hinlaufen kann mit meinem Rucksack und meinem Anzug. Dann komm ich bei der Frau Albrecht noch vorbei, wo ich mein Gemüse und mein Obst beziehe, und sag noch schönen guten Abend und dann bin ich auch schon da und – Ja, Comödie Fürth ist insofern auch ein Ort, mit dem ich was zu tun hab, weil meine geliebte Großmutter da Abschlussball vom Tanzunterricht gehabt hat, so wie mir berichtet wurde. Das Schöne an der Comödie ist ja, dass man merkt, das ist eingerichtet von Leuten, die selbst auf der Bühne stehen – das ist ja nicht immer der Fall. Und grad hinter der Bühne merkt man eben, das sind offensichtlich Leut, die wissen, was hinter der Bühne notwendig ist. Also es ist immer schön gekühltes Mineralwasser, es ist eine separate Toilette, es ist ein – ich lieg immer gern vor den Aufführungen noch so zwanzig Minuten auf irgendeiner Unterlage, und da ist auch eine perfekte Unterlage da und ein sehr schön eingerichtetes Backstage mit nem Regal mit Büchern, wo man, wenn es einem langweilig ist, auch noch a weng lesen kann – das benutz ich auch immer gern in der Comödie."

Matthias Egersdörfer, Kabarettist

Humor – ein ernstes Geschäft

Humor ist eben ein ernstes Geschäft – wenigstens für diejenigen, die ihre Semmeln damit verdienen. Und deshalb kommt von Matthias Egersdörfer auch ein nicht ganz selbstloser Geburtstagswunsch zum 20. Fürth-Jubiläum der Comödie.

"Naja, ich hab jetzt in der Zeitung gelesen, dass das jetzt schwer renoviert wurde und dass, glaub ich, vierzehn Maler gleichzeitig hinter der Bühne irgendwas wohl bemalt haben und ich würde es sehr begrüßen, wenn, also der Backstage-Bereich ist schon optimal, aber wenn da noch a Whirlpool dazu käme und vielleicht so ne Haxenbraterei oder ne Grillmöglichkeit hinter der Bühne, also da würd ich sagen, das hat sich gelohnt."

Matthias Egersdörfer, Kabarettist

Bayerischer Verdienstorden für Heißmann und Rassau

Martin Rassau und Volker Heißmann als Waltraud und Mariechen

Wertvoll sind die Macher der Comödie Fürth aber nicht nur für die Kleeblattstadt sondern für den ganzen Freistaat. Im Juni wurde ihnen deshalb von Markus Söder der Bayerische Verdienstorden überreicht, weil sie sich durch die Pflege der fränkischen Sprache und des fränkischen Kulturguts in hervorragender Weise verdient gemacht haben. Respekt!

Und dann sitze ich auch schon wieder im Taxi von Thomas Malter und lasse mich zur Comödie chauffieren. Dort ist zwar momentan kein Spielbetrieb, außerdem sind die beiden Hauptdarsteller in Urlaub – und ich bekomme deshalb keinen von ihnen vors Mikrofon. Aber die Comödie Fürth besteht schließlich nicht nur aus Heißmann und Rassau, sondern aus vier Inhabern – und das vergisst man leicht, weil sich sehr vieles um Volker Heißmann zu drehen scheint. Warum ist das so?

"Naja, das sind ja vier verschiedene Typen. Der Michael Urban ist praktisch der Wirt, die haben ja jetzt das Grüner Brauhaus noch aufgemacht, Marcel Gasde, der ist a wenig so der Organisator, Martin ist a wenig – auch lustig auf der Bühne, aber zurückgezogen – aber der Volker ist halt präsent in der Stadt mit seinen Fürthern. Der schreibt ein Lied über die Fürther, der geht durch die Stadt, der macht seine Aufführungen noch in der Kirche und ist halt a weng extrovertierter wie die anderen beiden, äh wie die anderen drei, sind ja wie gesagt vier. Und das ist auch die gute Mischung, denn wenn ich vier verschiedene Charaktere hab, die müssen ja harmonieren, also geschäftlich und privat, die sind auch noch Freunde, und das ist ja für mich die größte Hochachtung."

Thomas Malter, Taxiunternehmer

Drei sind im Urlaub, einer renoviert

Im Foyer nimmt mich Marcel Gasde, der Geschäftsführer und ein Viertel des Inhaberquartetts der Comödie, in Empfang. Er sieht etwas staubig aus, wirkt aber vollkommen entspannt.

"Wir bauen gerade um, renovieren, erneuern und deswegen staubt's und hämmert's hier und bohrt's hier."

Marcel Gasde, Geschäftsführer Comödie Fürth

Und dann folgt erst einmal eine kleine Führung durchs Haus, besser gesagt: durch die Baustelle. Schwer vorstellbar, dass hier bald wieder Theater gespielt wird. Ist das nicht ein bisschen ungerecht – drei sind in Urlaub und einer muss sich einstauben lassen?

"Kein Problem, ich hab ja auch noch Urlaub. Wir haben uns so aufgeteilt, die einen machen Urlaub und ich bin jetzt da und dann hab ich Urlaub und dann sind die da und dann müssen sie den Rest fertigmachen. Also wir teilen uns das auf, jeder hat so sein Ding, sonst – wenn wir alle in Urlaub wären, wärs ja Quatsch, denn irgendjemand muss Entscheidungen treffen und ich entscheid jetzt halt, welche Farbe und am Schluss krieg ich nen Anschiss, warum ich die Farbe entschieden  hab. Ne, Quatsch. Wir kriegen das ganz gut miteinander hin und es funktioniert."

Marcel Gasde, Geschäftsführer Comödie Fürth

Die "Marcel-und-Volker-Show"

Für Marcel Gasde ging das Komödiantentum genau wie bei Volker Heißmann schon sehr früh los.

"Es hieß Marcel-und-Volker-Show. Wir haben das damals in der Sankt Pauls Gemeinde entwickelt, da waren wir 12/13 Jahre alt, da haben wir dann nachmittags den Saal gemietet von unserer Kantorin und haben so zwei Stunden Sketch-Show gemacht. Und ich weiß noch, da waren beim ersten Mal 40 Leut da, halt Verwandte, Bekannte, alles, was uns nicht entkommen konnte, Samstagnachmittag 15 Uhr. Ja, und auch hier, wir haben uns hier dann dieses Haus im Sommer gemietet, wo andere  in Urlaub fahren, eine Woche umgebaut und zehn Tage dann bespielt, und haben hier dann, Volker hat gesungen, so ne richtig große Show gemacht. Wir haben ja gedacht, wir sind die richtig großen Showmaster."

Marcel Gasde, Geschäftsführer Comödie Fürth

Ich erzähle von Thomas Malter, dem Taxifahrer und ehemaligen Mitschüler, der diese Theaterbegeisterung damals ziemlich uncool und seine Vorbilder eher bei den Rockstars fand.

"Ja, so waren wir halt. Wir haben halt damals diese Sketchshows gemacht. Unsere Vorbilder waren Dieter Hallervorden, Otto und Emil Steinberger. Und die haben wir dann auch nachgespielt und haben es auch Dieter Hallervorden gebeichtet und auch Emil Steinberger. Wir haben die Gott sei Dank mal hier im Haus gehabt und wir waren ganz, ganz stolz. Wir haben fast geheult hinten, wie wir da zugeschaut haben, dass wir des geschafft haben, und dass auch der Emil da war – und das war schon sehr emotional für uns."

Marcel Gasde, Geschäftsführer Comödie Fürth

Zufall – und eine Portion Wagemut

Doch bevor man seine Idole ins eigene Theater einladen kann, muss man erst einmal ein eigenes Theater haben. In diesem Fall hat, wie so oft, der Zufall und eine gute Portion Wagemut geholfen.

"Wir sind alle Fürther und wir kannten das Haus schon durch die musischen Wochen. Das war damals halt schon sehr marode alles und kaputt und hier musste eigentlich viel gemacht werden. Und dann waren wir, glaub ich, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort und haben gesagt, Mensch, das wär was. Und dann sind wir vier in uns gegangen und haben Zahlen sprechen lassen und haben uns entschieden, dass wir es auf keinen Fall machen! Sieht man ja, wie konsequent wir sind."

Marcel Gasde, Geschäftsführer Comödie Fürth

Bereut haben die vier diesen Entschluss nie. Und was wünscht sich Marcel Gasde selbst zum 20-jährigen Jubiläum der Comödie Fürth?

"Die nächsten 20 Jahre so wie die letzten 20 Jahre! Wenn's so wäre, wär's super."

Marcel Gasde, Geschäftsführer Comödie Fürth

Ein Leben ohne Comödie? Möglich, aber nicht erstrebenswert

Zum Jubiläum am 27. September zeigt die Comödie den Schwank "Der wahre Jacob" von Franz Arnold und Ernst Bach.  Bis dahin ist das Ensemble dann auch sicherlich wieder vollständig. Denn nach allem, was ich hier in der Stadt im wahrsten Sinne des Wortes erfahren habe, ist die Truppe von der Comödie für die Fürther so etwas Ähnliches wie die Möpse für Loriot: Ein Leben ohne sie ist möglich – aber nicht erstrebenswert.


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