Bayern 2

     

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Napoleon und Bayern Bayerns napoleonische Jahre im Zoom

Von: Thomas Morawetz, Prisca Straub

Stand: 27.07.2015

  • 1789
    Zeitgenössische Zeichnung der Hinrichtung des französischen Königs Ludwig XVI. durch die Guillotine | Bild: picture-alliance/dpa

    Zeitgenössische Zeichnung der Hinrichtung König Ludwig XVI. durch die Guillotine.

    14. Juli 1789

    Französische Revolution

    Die Französische Revolution 1789 beseitigt die Herrschaft des Adels und des Klerus. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation ist alarmiert: Falls sich die neuen Ideen in ganz Europa ausbreiten, ist die alte absolutistische Welt in Gefahr.

  • 1799
    Karl Theodor, Kurfürst von Bayern, zeitgenössische Darstellung | Bild: picture-alliance/dpa

    Kurfürst Karl Theodor präsentiert sich noch absolutistisch. Er stirbt 1799 in München.

    1799

    1799-1801, Zweiter Koalitionskrieg gegen Frankreich

    Das Heilige Römische Reich unter Führung des Habsburger Kaisers Franz II. führt gegen das revolutionäre Frankreich Krieg. Als bayerischer Kurfürst (1777-1799) unterstützt Karl Theodor die Sache des Kaisers. Auf der anderen Seite wird Napoleon Bonaparte zum erfolgreichsten General der französischen Revolutionstruppen. Die bayerische Soldaten kämpfen vergeblich an der Seite Österreichs.

  • 1799
    Maximilian IV. Joseph von Bayern | Bild: BR-Mainfranken

    Maximilian IV. Joseph von Bayern - Staatsmann, jetzt schon ohne absolutistischen Prunk

    16. Februar 1799

    Max IV. Joseph wird bayerischer Kurfürst

    Napoleon siegt in Oberitalien - dann in Ägypten. Er wird Erster Konsul. Karl Theodor stirbt. Max IV. Joseph aus der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken wird bayerischer Kurfürst. Obwohl frankreichfreundlich, muss er zur Allianz der Österreicher mit dem Habsburger Kaiser und gegen Frankreich halten. Denn in Bayern stehen 100.000 österreichische Soldaten. Die Kämpfe verlaufen wieder zu Gunsten der Franzosen.

  • 1799
    Maximilian Graf von Montgelas, Politiker, Staatsmann | Bild: Sammlung Megele/Süddeutsche Zeitung Photo

    Maximilian Joseph Graf von Montgelas macht aus Bayern einen modernen Staat.

    1799

    Montgelas kehrt zurück nach München

    Eigentliches Genie im Gepäck von Max IV. Joseph: Maximilian von Montgelas, ein in München geborener Savoyarde und Aufklärer. Er wird der maßgebliche Außenpolitiker der kommenden Jahre und später der entscheidende Geist hinter der ersten modernen bayerischen Verfassung.

  • 1800
    General Jean-Victor Moreau (oben rechts) | Bild: picture-alliance/dpa

    Arc de Triomphe, Paris: Am östlichen Pfeiler (links oben) wird General Moreau gedacht.

    28. Juli 1800

    München wird besetzt

    Die französische Rheinarmee unter General Jean-Victor Moreau besetzt München. Es beginnt eine lange Zeit der Einquartierungen - sehr zu Lasten der Bevölkerung.

  • 1800
    General Jean Victor Moreau (1763-1813) in der Schlacht von Hohenlinden in einem Gemälde von Schopin von 1835 | Bild: Rue des Archives/Tallandier/Süddeutsche Zeitung Photo

    Heroischer Eindruck vom Ebersberger Forst: Jean Victor Moreau in der Schlacht von Hohenlinden.

    3. Dezember 1800

    Schlacht bei Hohenlinden

    Die Entscheidung kommt mit der Schlacht bei Hohenlinden: Die Österreicher samt der unwilligen Bayern sind chancenlos. Napoleon setzt dem Habsburger Kaiser Franz II. den Friedensvertrag vor. Der bedeutet für Bayern: Verlust der Fürstentümer links des Rheins - die Pfalz, Jülich, Berg, Gebiete im heutigen Belgien und den Niederlanden. Napoleon nutzt den militärischen Sieg politisch: Er verspricht den Reichsfürsten Entschädigungen für den verloren gegangenen Besitz.

  • 1802
    Kloster Benediktbeuern | Bild: picture-alliance/dpa

    Kloster Benediktbeuern: Während der Säkularisation wird bayerischer Klosterbesitz enteignet.

    1802

    1802/1803 - Säkularisation und Neugestaltung Bayerns

    Das besetzte Bayern wird für den Verlust der linksrheinischen Gebiete von Napoleon reich entschädigt. Denn Napoleon braucht ein starkes Bayern als Mittelmacht gegen Österreich. Die Reichsdeputationshauptschlussakte von 1803 schlägt Bayern bedeutende Gebiete zu: Die Fürstbistümer Augsburg, Bamberg, Freising, Würzburg. Außerdem werden 15 Reichsstädte und 13 Reichsabteien bayerisch - und vor allem ein Großteil Schwabens und Frankens.

  • 1804
    Napoleon krönt sich zum Kaiser, Jacques-Louis David, Louvre | Bild: picture-alliance/dpa

    Napoleon mit Lorbeerkranz krönt auch seine Gemahlin - Gemälde von Jacques-Louis David, Louvre.

    2. Dezember 1804

    Napoleon krönt sich zum Kaiser

    Napoleon ist endgültig von revolutionärer auf dynastische Politik umgeschwenkt. In Anwesenheit des Papstes krönt er sich in Notre-Dame de Paris zum Kaiser der Franzosen. Das weltberühmte Gemälde von Jacques-Louis David (1805-1807) zeigt die pompöse Zeremonie: Napoleon setzt seiner vor ihm knienden Gemahlin Joséphine die Krone auf. Die Revolution ist damit beendet.

  • 1805
    Gallia rettet Bavaria / Der Genius Frankreichs schützt Bayern vor Österreich / Marianne Kunz, 1805 | Bild: Bayerische Schlösserverwaltung

    Bavaria flüchtet in die Arme von Gallia, der Personifikation Frankreichs. Allegorie von 1805.

    25. August 1805

    Geheimvertrag von Bogenhausen

    Österreich, Russland und England rüsten zur dritten Koalition gegen Napoleon - und schon wieder muss sich Bayern entscheiden: Noch ist man offiziell Verbündeter Österreichs, doch auf der anderen Seite formiert Frankreich eine Armee. Montgelas rät zum Seitenwechsel - jetzt endlich weg von Österreich, hin zu Napoleon. Hinter heruntergelassenen Rollos wird ein geheimes Bündnis ausgehandelt. Der Kurfürst zaudert, flieht vor den Österreichern nach Würzburg - und unterzeichnet dort. Dann, die Erlösung: Napoleon schlägt die Österreicher in Ulm.

  • 1805
    Einzug Napoleons in München am 24. Oktober 1805 | Bild: bpk / RMN - Grand Palais / Versailles, Châteaux de Versailles et de Trianon / Gérard Blot

    Napoleon, der Retter Bayerns, nach Nicolas-Antoine Taunays Gemälde von 1808.

    24. Oktober 1805

    Napoleon zieht in München ein

    Nicolas-Antoine Taunay feiert den Einzug Napoleons als Triumphzug: Das Gemälde von 1808 ist ein Meisterwerk napoleonischer Propaganda, denn in Wirklichkeit zog Napoleon an einem nebligen Oktoberabend eher sang- und klanglos in München ein. Von Menschenmassen, die ihren Helden begeistert empfingen, kann keine Rede sein.

  • 1805
    Panoramatapete mit Motiven der Schlacht von Austerlitz, Tapetenmuseum in Kassel | Bild: picture-alliance/dpa

    Panoramatapete mit Motiven der Schlacht von Austerlitz, Tapetenmuseum in Kassel

    2. Dezember 1805

    Napoleon siegt bei Austerlitz

    Napoleon besiegt Österreich und Russland in der berüchtigten Dreikaiserschlacht bei Austerlitz. Im anschließenden Frieden von Pressburg wird das Schicksal des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation besiegelt. Bayerns "Beute" für den Seitenwechsel zu Napoleon ist wieder ansehnlich: ganz Tirol, Vorarlberg, Augsburg, Ansbach, Eichstätt, Passau und - die Königskrone.

  • 1806
    Krönungsmäntel der ersten bayerischen Könige | Bild: picture-alliance/dpa

    Krönungsmäntel der ersten bayerischen Könige - Königin Karoline und König Max I. Joseph

    1. Januar 1806

    Bayern wird Königreich

    Wer ruft den bayerischen Kurfürsten Maximilian IV. Joseph zum bayerischen König Maximilian I. Joseph aus? - Es ist eine Selbstproklamation, für die Napoleon die machtpolitischen Voraussetzungen geschaffen hat. Der Preis: Bayern wird Teil des neuen von Napoleon geschaffenen Rheinbundes, einer Föderation von deutschen Staaten, die sich Frankreich gegenüber zur Bündnistreue verpflichtet. Bayern kämpft in den folgenden beiden Kriegen an der Seite Napoleons gegen Preußen und Österreich.

  • 1806
    Tabatière mit Widmung von Eugène de Beauharnais an König Max I. Joseph von Bayern | Bild: photo Jean Michel Gaillard

    Frivol: Auf der Tabatière für Schnupftabak ist Leda mit dem Schwan dargestellt.

    13. Januar 1806

    13.1./14.1. - Hochzeit von Eugène de Beauharnais mit Auguste Amalie

    Diese luxuriöse Tabatière mit Widmung von Eugène de Beauharnais an König Max I. Joseph von Bayern könnte Eugène - Stiefsohn Napoleons - anlässlich seiner Hochzeit mit der bayerischen Prinzessin Auguste Amalie seinem Schwiegervater überreicht haben. Die Ehe war von Montgelas seit langem arrangiert. - Für Napoleon eine willkommene Gelegenheit, den Makel des Emporkömmlings loszuwerden und sich selbst zu adeln.

  • 1808
    König Max I. Joseph mit Krone und Verfassung | Bild: Bayerische Schlösserverwaltung

    Die Hand von König Max I. Joseph ruht auf der Verfassung, nicht auf der Krone.

    1. Mai 1808

    Verfassung des Königreichs Bayern

    Die Bayerische Konstitution vom 1. Mai 1808 war die erste verfassungsrechtliche Grundlage des Königreichs Bayern. Sie trägt die Handschrift Montgelas'. Bayern wurde modernen Verfassungsstaat. Als erster deutscher Staat hatte Bayern nun eine ständeunabhängige Volksvertretung. Moritz Kellerhoven malte König Max I. Joseph mit Krone und Verfassung (1818) - ein Hinweis auf die liberale Verfassung Bayerns.

  • 1810
    Dreharbeiten für "Andreas Hofer - Die Freiheit des Adlers" (2002) | Bild: picture-alliance/dpa

    Dreharbeiten für die BR-Koproduktion "Andreas Hofer - Die Freiheit des Adlers" (2002)

    20. Februar 1810

    Andreas Hofer erschossen

    Kein Ruhmesblatt für das frühe bayerische Königreich: Die Bayern müssen für Napoleons Kriege Soldaten und Geld aus dem frisch hinzugewonnenen Tirol herauspressen. Das Ergebnis ist der Tiroler Freiheitskampf mit Andreas Hofer an der Spitze. Die Aufständischen unterliegen. Andreas Hofer wird hingerichtet.

  • 1812
    Historischer Traditionsverein stellt Napoleons Russlandfeldzug von 1812 nach, Schlacht von Borodino  | Bild: picture-alliance/dpa

    Historischer Traditionsverein stellt Napoleons Russlandfeldzug von 1812 nach.

    1812

    Russlandfeldzug

    Anfang 1812 - Napoleon zieht die größte Armee der Geschichte zusammen: 450.000 Soldaten, darunter - alles in allem - 36.000 Bayern. Nach anfänglichen französischen Erfolgen endet der Feldzug im Desaster. Maximilian I. Joseph hat Glück: Die Stimmung in Bayern wendet sich nicht gegen ihn, sondern gegen Frankreich. Der bayerischen Regierung wird langsam klar: Napoleons Stern ist im Sinken.

  • 1813
    Infanterietrommel, die Trommel zeigt das bayerische Königswappen von 1806 | Bild: Bayerisches Armeemuseum Ingolstadt

    Diese Infanterietrommel wurde beim russischen Feldzug von 1812 mitgeführt.

    8. Oktober 1813

    Vertrag von Ried

    Und wieder wechselt Bayern die Seiten - und wieder ist es Montgelas, der König Max I. Joseph drängt. Im Vertrag von Ried wird der Seitenwechsel perfekt gemacht. Das Königreich Bayern, das nur durch Napoelon entstanden ist, tritt aus dem Rheinbund aus und wechselt zu den Napoleon-Gegnern.

  • 1815
    Hut Napoleons | Bild: bpk | RMN - Grand Palais | Paris, Musée de l'Armée | Christophe Chavan

    Filz, Seide, Holz und Rosshaar - ein Hut Napoleons

    9. Juni 1815

    Wiener Kongressakte unterzeichnet

    Der späte Wechsel kommt gerade noch rechtzeitig: Auf dem Wiener Kongress kann Bayern seine wichtigsten territorialen Zugewinne aus napoleonischer Zeit retten. Als besonderes Kennzeichen für Napoleon kann die Kopfbedeckung gelten. Er trug den Hut nicht wie alle anderen Offiziere mit den Flügeln im rechten Winkel zu den Schultern, sondern um 90 Grad gedreht.


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