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Oberpfälzer Bier Im Sternbild des Zoigl

Während sich die großen Brauereien in Zeiten der Globalisierung zu multinationalen Riesen entwickeln, erleben die allerkleinsten in der Oberpfalz eine neue Blüte. Die Zoiglbrauer ziehen Einheimische und Urlauber gleichermaßen in ihren Bann.

Von: Harald Grill

Stand: 28.05.2018 | Archiv

Oberpfälzer Bier: Im Sternbild des Zoigl

"Der Zoigl" ist ein naturtrübes Bier, das es nur in der nördlichen Oberpfalz gibt. Es wird bereits seit dem 15. Jahrhundert in Kommunbrauhäusern gebraut. Bei der Verleihung der Braurechte war jeder Bürger gleichgestellt. Nach dem Brauen wird das Bier beim Zoiglwirt in einem Fass mit untergäriger Hefe vergoren und gelagert.

Das Kommunbrauhaus in Falkenberg

Freitag, halb sieben in der Früh, in Falkenberg in der Oberpfalz. Besucher betreten das kommunale Brauhaus durch ein Holztor von der Größe eines Garagentors. Der Neuber Josef, der Braumeister des hiesigen Kommunbrauhauses, schürt den Holzofen unter der Sudpfanne an. Heute wird er hier wieder mit einigen privaten Brauern das berühmte oberpfälzer Zoiglbier brauen.

In der Mitte des Raumes steht der Bottich für die Maische, darüber ein Rührwerk, das mit einem Transmissionsriemen verbunden ist. Links über dem Ofen die Sudpfanne, wer da oben hineinschauen will, muss über eine Holztreppe auf die Galerie, quasi in den ersten Stock. Das rechte Drittel des Brauhauses nimmt gänzlich eine flache Wanne ein, das Kühlschiff, in dem das gebraute Bier am Ende des Brauganges abkühlen wird.

Der Braugang dauert einen Tag

Einen ganzen Tag wird es dauern, bis der Braugang des oberpfälzer Zoiglbiers beendet ist. Dazu kommt die Nacht zum Abkühlen des Biers und der folgende Morgen mit dem Abtransport des noch unvergorenen Bieres in die Felsenkeller der jeweiligen Brauer.

Der Bierzeigel – ein sechszackiger Stern über der Haustür

Der Bierausschank eines Kommunbrauers dauert heutzutage gewöhnlich etwa eine Woche. Jeder Wirt ist einmal im Monat an der Reihe. Wenn der Biervorrat ausgetrunken ist, geht das Schankrecht an den nächsten Wirt weiter. Der hängt den Bierzeigel, den sechszackigen Stern über seiner Haustür auf. So können alle sehen, dass es jetzt hier Bier und Brotzeit gibt.

Aus dem "Zeigel" wurde der "Zoigl"

Der "Zeigel" wurde nach und nach vom Oberpfälzer Dialektwort "Zoigl" ersetzt und gab bald auch die Bezeichnung des Kommunbraubiers ab: Den Zoigl aus eigenem Kommunbrauhaus gibt es derzeit neben Falkenberg auch in Eslarn, Mitterteich, Neuhaus und in Windischeschenbach.

Wolfgang Benkhardt, Autor des Buches "Der Zoigl – Bierkult in der Oberpfalz", hat sich schon längere Zeit ausgiebig mit diesem oberpfälzischen Phänomen beschäftigt.

"Diese Biertradition gibt’s eigentlich nur noch bei uns in der Oberpfalz. In Franken gibt’s ja aa die Tradition vom jungen Bier, aber de haben an Hausbräu. Der große Unterschied vom fränkischen Hausbräu zu unserm oberpfälzer Zoigl is: Der fränkische Hausbräu, der reift ja scho in der Brauerei heran und wird dann als Jungbier gholt und der reift daheim dann fertig. Unser Zoigl ist nur einen Tag lang in der Kommunbrauerei und er verlässt die Brauerei nicht als Bier sondern als Würze, gekochte Würze und wird erst daheim bei den Kommunbrauern mit Hefe vergoren und zu Bier gemacht. Und des is der große Unterschied. Des gibt’s sonst eigentlich nirgends."

Wolfgang Benkhardt, Autor des Buches 'Der Zoigl – Bierkult in der Oberpfalz'

Öffentlicher Ausschank – oder auch privater Gebrauch

Zoigl wird nicht nur für den öffentlichen Ausschank gebraut, sondern auch für den privaten Hausgebrauch. In diesem Fall schließen sich mehrere Brauberechtigte zu einem "Sud" zusammen. Der Zoigl wird nach dem Brauvorgang aufgeteilt, mit Bottichen in die eigenen Keller verbracht und nach der Gärung auf Flaschen gezogen.

Vor Gott und dem Zoigl sind alle gleich

"Für mich is der Zoigl so irgendwo a bissl a Zaubertrank. Egal, ob etz da oiner irgendwo Präsident vo irgendeiner Vereinigung is oder ob er eben a ganz normaler Arbeiter is, ma setzt se zamm, ma hat glei a gemeinsams Thema, ma unterhalt se und es interessiert eigentlich goar koin, ob der etza zu meim sozialen Gefüge passt oder niat. Beim Zoigl san alle gleich. Nicht nur vor Gott, sondern a vorm Zoigl sind alle gleich. Und so is s aa."

Wolfgang Benkhardt, Autor des Buches 'Der Zoigl – Bierkult in der Oberpfalz'


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