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Osteoporose Dem Knochenschwund vorbeugen

Osteoporose wird als Volkskrankheit eingestuft. In Deutschland sind rund sieben Millionen Menschen von niedriger Knochendichte betroffen. Der Grund ist in der Regel ein Mangel an Kalzium und Vitamin D.

Von: Monika Dollinger

Stand: 11.10.2022 |Bildnachweis

Röntgenbild eines Knochens mit Osteoporose | Bild: colourbox.com

Osteoporose wird als Volkskrankheit eingestuft. In Deutschland sind rund sieben Millionen Menschen von niedriger Knochendichte und erhöhtem Risiko für Wirbelbrüche betroffen – das sind etwa acht Prozent der Bevölkerung.

Expertin:

Prof. Dr. Vanadin Seifert-Klauss, Leiterin des Interdisziplinären Osteoporosezentrums am Klinikum rechts der Isar in München

Die Patientinnen und Patienten haben dünnere Knochen und erleiden deshalb häufiger Frakturen.

Wenn die Knochen brüchig werden

Osteoporose ist oft vermeidbar und behandelbar. Obwohl Ernährung und Bewegung wichtig sind, kann man damit allein die Erkrankung nicht völlig verhindern. Wer bereits Fälle von Osteoporose in der Familie hat, trägt ein erhöhtes Risiko, besonders wenn Schenkelhals-Brüche bei einem Elternteil aufgetreten sind. Osteoporose heißt vereinfacht „Knochenschwund“. Dabei werden die kleinen Knochenbälkchen (Trabekel) dünner und in dem Knochengeflecht entstehen zunächst kleine Lücken. Das Knochengerüst ist nicht mehr belastbar, die Anfälligkeit für kleine Trabekel-Brüche (Insuffizienzfrakturen, Knochenödeme) steigt und irgendwann kommt es zum sichtbaren Knochenbruch oder Wirbelkörper sinken zusammen. Wenn die Schränke in der Wohnung einem höher vorkommen und man um vier oder mehr Zentimeter kleiner geworden ist, sollte nach einer Osteoporose gesucht werden.

Typische Osteoporose-Frakturen sind Radius-(Unterarm-)Fraktur, Wirbelbrüche und - meist später im Leben – Schenkelhalsfrakturen. Diese sind besonders gefürchtet, da sie mit einer erhöhten Sterblichkeit und/oder Hilfs-, bzw. Pflegebedürftigkeit einhergehen.

Ist Osteoporose behandelbar?

Noch vor 25 Jahren wurde die Osteoporose als schicksalhafte Alterskrankheit angesehen. Heute ist gesichert: wenn Arzt und Patient bzw. Patientin gut zusammenarbeiten, lässt sich Osteoporose vermeiden oder verbessern. Sogar eine sogenannte manifeste Osteoporose (mit Frakturen), lässt sich in allen Stadien gut behandeln.

Wie groß ist das Osteoporose-Risiko?

Die Lebenserwartung der Europäer steigt stetig. Damit wächst auch das Osteoporose-Risiko, denn mit zunehmendem Alter verliert der Mensch Knochenmasse. Deshalb muss jede(r) mehr für ihre/seine Gesundheit tun – Osteoporosebedingte Knochenbrüche könnten in den kommenden Jahren zu Versorgungsproblemen durch Kapazitätsengpässe führen. Bereits heute werden nicht einmal PatientInnen mit bereits eingetretenen osteoporotischen Frakturen (Brüchen),  dann mit einer Knochendichtemessung auf Osteoporose getestet oder behandelt.

Was kann man selbst tun?

So wie man zweimal am Tag die Zähne putzt, sollte man täglich auch an die Knochen denken. Dazu sollten Menschen, die wenig an die frische Luft gehen oder die Sonne meiden, und auch Menschen über 65 Jahre wenigsten 400 IE Vitamin D täglich zuführen (Rezeptfrei käuflich). Ab 65 Jahren lässt die Fähigkeit der Haut nach, unter UV-Licht-Einfluss selbst Vitamin D zu bilden. So können gebräunte 80-jährige durchaus einen Vitamin D-Mangel haben. Wenn eine Vitamin D-Spiegel gemessen werden soll, dann am besten im Frühjahr, und höchsten alle 2 Jahre. Außerdem wäre hilfreich, das Rauchen einzustellen,  und auf mindestens 20 Minuten am Tag Bewegung sowie auf eine gesunde Ernährung zu achten. Knochen-gesunde Ernährung ist auch eine Gefäß-gesunde Ernährung.

Dem Text liegt ein Gespräch mit Prof. Dr. Vanadin Seifert-Klauss, Leiterin des Interdisziplinären Osteoporosezentrums am Klinikum rechts der Isar in München, zugrunde.

Osteoporose wird meist erst bemerkt, wenn ein Knochen bricht. Risikofaktoren sind niedriges Körpergewicht, Vererbung, bestimmte Medikamente, Bewegungsmangel, Rauchen und schlechte Ernährung - und die Hormone spielen eine Rolle.

Frauen sind von Osteoporose viermal häufiger betroffen als Männer – vor allem wegen der hormonellen Umstellung in den Wechseljahren, die 15 mal mehr Einfluss auf die Veränderung der Knochendichte hat, als Ernährung alleine. Auch junge Mädchen mit Essstörungen sind durch Knochenschwund gefährdet.

Aufbau des Knochens

Knochen bestehen zu unterschiedlichen Anteilen aus zwei Knochensorten: kortikaler Knochen und Knochenbälkchen (trabekulärer Knochen). Letztere reagieren besonders in Wirbelköpern und Fersenbein schnell auf hormonelle Veränderungen. Der kortikale Knochen ist die vorherrschende Knochen-Art in den langen Röhrenknochen wie Oberschenkel (Femur) und Oberarm (Humerus). Er ist in Lamellen angeordnet, hat eine langsamere Umbaurate und kann (oft jahrelang zuvor bestehende) Probleme der Calcium-Aufnahme anzeigen, wenn die Knochendichte im Femur schlechter ist als in der Wirbelsäule.

Beides zusammen bestimmt die Festigkeit des Knochens. So muss zum Beispiel die Hüfte Belastungen von mehr als 250 Kilogramm verkraften und obendrein elastisch sein, um kurze harte Schläge abzufedern.

Knochen bei Osteoporose

Bei Osteoporose werden zuerst die Knochenbälkchen so dünn, dass sie schon bei geringer Belastung brechen - es kommt zu Mikro-Frakturen. Später werden zum Beispiel sichtbare Sinterungsfrakturen der Wirbelkörper daraus. Ein Vorgang, der auch schleichend und unbemerkt passieren kann – zwei Drittel aller Osteoprosebedingten Wirbelbrüche werden als Zufallsbefund auf einem Röntgenbild gesehen. Nicht immer wird daraus die richtige Konsequenz gezogen – nämlich eine Osteoporose-Diagnostik und -Therapie einzuleiten.

Frühform

Die Frühform von Osteoporose, den Schwund an Knochenmasse, bemerkt die Patientin/der Patient zunächst nicht. Denn die äußere Knochenform ist in der Frühphase der Osteoporose noch intakt, obwohl im Innern des Knochens die Knochensubstanz schon vermindert ist.

Fortgeschrittenes Stadium

Setzt sich der Abbau der Knochenmasse über Jahre hinweg fort, reicht ein kleiner Anlass, um den Knochen zum Brechen zu bringen, zum Beispiel ein heftiges Niesen, Stolpern oder das Anstoßen an ein Hindernis. Dann kann plötzlich ein Wirbel zusammen brechen; oder es bricht der Oberschenkelhals, eine Rippe oder ein Unterarm.

Wichtig:

Entscheidend bei solchen Frakturen ist, dass geprüft wird, ob Osteoporose dahinter steckt. Denn - das ist die wichtige Botschaft - Osteoporose lässt sich heute gut behandeln. Aber dazu müssen sich Ärztinnen und Ärzte und Patientinnen und Patienten insbesondere nach einer Fraktur zusammensetzen und gemeinsam eine Behandlungsstrategie entwickeln. Lebenslang wird alle zehn Jahre das Skelett einmal komplett umgebaut und alles, was in diesen zehn Jahren positiv oder negativ auf den Knochen eingewirkt hat, schlägt sich dabei nieder. Das heißt aber auch, dass lebenslang eine Verbesserung möglich ist.