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Porzellanikon Selb 90.000 Besucher bei Sonderausstellung

In Selb ist die Jubiläumsausstellung "Königstraum und Massenware" zu Ende gegangen. Angesichts von 90.000 Besuchern werten die Macher die Schau als vollen Erfolg. Das Porzellanikon in Selb und Hohenberg zeigte die 300-jährige Geschichte des Porzellans in Europa.

Stand: 02.11.2010 | Archiv

Plakat zur Sonderausstellung Königstraum und Massenware | Bild: Porzellanikon

"Der unerwartet starke Besuch aus ganz Deutschland zeigt, dass das Interesse an Porzellan nach wie vor sehr groß ist", sagte der stellvertretende Direktor des Porzellanikons, Wolfgang Schilling. Mit der Ausstellung sei es gelungen, die Entwicklung des Porzellans seit Beginn des 18. Jahrhunderts in ihrer gesamten Vielfalt aufzuzeigen, sagte Schilling.

Porzellan auf 11.000 Quadratmetern

Mehr als 1.000 Exponate aus 17 Nationen wurden für die Schau zusammengetragen. Auch wenn das Porzellan in den zurückliegenden Jahrhunderten zur Massenware geworden ist, hat es an Anziehungskraft nicht verloren. "Porzellan ist weltweit gefragt, nutzbringend und heiß geliebt", betont Museumschef Wilhelm Siemen. Sein "Porzellanikon" ist mit 11.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche das größte Spezialmuseum für Porzellan in ganz Europa. Unter dem Namen sind das Deutsche Porzellanmuseum in Hohenberg an der Eger sowie das Europäische Industriemuseum für Porzellan, das Rosenthal Museum und das Europäische Museum für Technische Keramik in Selb zusammengefasst.

Soldaten für Porzellan

Porzellanmanufaktur Meissen, ca. 1725, Wawel, Königlicher Palast, Krakau/Polen

Die königlichen Hoheiten mussten in früheren Jahrhunderten das weiße Gold teuer bezahlen. Nachdem Marco Polo 1298 von seinen Reisen erstmals chinesisches Porzellan mitgebracht hatte, scheiterten zunächst alle Versuche der Europäer, Porzellan in vergleichbarer Qualität herzustellen. Also musste die Ware aus China importiert werden, wo man auf eine sehr viel längere Keramik-Tradition zurückblickt. Der sächsische Kurfürst August der Starke war so versessen auf das Porzellan, dass er dafür sogar mit Soldaten bezahlte. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts fanden Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus die richtige Mischung aus Ton (Kaolin), Quarz und Feldspat. Im Jahr 1710 gründete dann August der Starke in Meissen die erste Manufaktur auf dem alten Kontinent.

Sissis Wasch-Klosett

Bidet von Kaiserin Elisabeth

Das Porzellan war anfänglich nur aristokratischen Kreisen vorbehalten. Es war betont aufwändig und kunstvoll bearbeitet – und für den Normalbürger unbezahlbar. Egal ob Katharina die Große, Napoleon, Ludwig II. oder Sissi mit ihrem Franzl – sie alle waren fasziniert von dem "weißen Gold". Und auch wenn Kaiserin Sissis Wasch-Klosett aus Nussbaumholz und Porzellan heute wenig komfortabel erscheint, zur damaligen Zeit war es Luxus pur.

Porzellan wird erschwinglich

Mit der aufkommenden Automatisierung und Industrialisierung in der Porzellanherstellung wendet sich das Blatt etwas. Mit neuen Formgebungs- und Dekorationsverfahren wurde Porzellan bald auch für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich. Das Porzellan hielt Einzug in die Wohnstuben, wo es zwar die meiste Zeit des Jahres in Vitrinen und Schränken verschwand, trotzdem aber in immer weniger Haushalten fehlen durfte.

Hoheitliches Geschirr und Lampenfassung

Diese neue Wohnkultur und noch viel mehr demonstrierte die Ausstellung im Porzellanikon in Selb und Hohenberg. Ein Highlight der Schau war sicher das Medici Porzellan, von dem es weltweit nur noch 60 Stücke gibt.  Die über 1.000 Exponate aus 17 Ländern beleuchteten die Vielfältigkeit und Entwicklung des Porzellans vom Barock bis zur Gegenwart. Die Palette reichte vom königlichen Geschirr bis zum modernen Badezimmer, von der teuren Skulptur bis zur elektrischen Lampenfassung.


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