radioWissen am Nachmittag Brüchiges Biedermeier
Dienstag, 23.05.2017
15:05
bis 16:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Franz Grillparzer
Der österreichische Nationaldichter
Eduard Mörike
Heiterkeit vor dunklem Grund
Das Kalenderblatt
23.5.2000
Welt-Schildkröten-Tag
Von Frank Halbach
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar
Franz Grillparzer - Der österreichische Nationaldichter
Autorin: Justina Schreiber / Regie: Irene Schuck
Die Ehrungen kamen spät, wenn nicht zu spät. Sie machten die Kränkungen nicht ungeschehen, die Franz Grillparzer (1791-1872) lange hatte einstecken müssen. Der studierte Jurist, den der k. k. Hof erst als niedrigen Angestellten, dann als Archivdirektor förmlich versauern ließ, fühlte sich "als Mensch unverstanden, als Beamter übersehen“ und „als Poet höchstens geduldet“. Dabei verlief seine Karriere als Theaterautor zunächst durchaus grandios. Seine Stücke, für die er in klassizistischer Manier vor allem antike Stoffe adaptierte, wirkten damals wegen der psychologisch verfeinerten Charakterdarstellungen modern und volksnah zugleich. Aber die Zensur und andere Schikanen der restaurativen Politik des Biedermeier machten dem gleichwohl kaisertreuen Dichter zu schaffen. Als dann sein Lustspiel „Weh‘ dem, der lügt“ 1838 im Wiener Burgtheater komplett durchfiel, zog sich der Junggeselle aus dem öffentlichen Leben zurück. Grillparzer verbot jede weitere Aufführung seiner Stücke und schrieb von nun an für die Schublade. Es verwundert heute kaum, dass sich die Österreicher in dieser zerrissenen, widersprüchlichen Dichterpersönlichkeit wiedererkannten, als sie Grillparzer gegen Ende seines Lebens neu für sich entdeckten.
Eduard Mörike - Heiterkeit vor dunklem Grund
Autorin: Brigitte Kohn / Regie: Petra Herrmann
Er war Dorfpfarrer, Familienvater, Mozartliebhaber und kam Zeit seines Lebens kaum aus dem Schwabenland heraus. Eduard Mörike (1804-1875), zu Lebzeiten nur wenigen Literaturkennern bekannt, gilt heute als Inbegriff des deutschen Biedermeiers. Doch Unruhe und Sinnsuche begleiteten alle Stationen seines Lebens. Auf persönliche Katastrophen, Liebesdramen, schwere Verluste, gescheiterte Träume und mangelnden Publikumserfolg reagierte er mit stillem Rückzug und psychosomatischen Beschwerden. Dem pragmatischen Geist des Industriezeitalters setzte er seine von Naturgeistern und Dämonen bevölkerten Phantasiewelten entgegen. Ständig im inneren Zwiespalt lebend, bereicherte er die deutsche Dichtung um einige ihrer schönsten Zeilen: "Gelassen stieg die Nacht ans Land, lehnt träumend an der Berge Wand …" oder: "Oh flaumenleichte Zeit der dunklen Frühe".
Redaktion: Petra Herrmann
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