Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Literatur und Revolution

(l.-r.) Kurt Eisner, Gustav Landauer, Ernst Toller, Erich Mühsam | Bild: picture-alliance/dpa

Samstag, 03.11.2018
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Literatur und Revolution
Jüdische Schriftsteller in München 1918/19
Von Thomas Grasberger

Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Kurt Eisner, Gustav Landauer, Ernst Toller und Erich Mühsam - vier Namen, vier Lebensgeschichten, vier Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch weisen sie einige Gemeinsamkeiten auf: Alle vier waren revolutionäre Dichter und Politiker. Schreiben, Leben und Kämpfen für eine bessere, gerechtere, friedlichere Welt - das ließ sich in ihren Augen nicht trennen. Zumal in einer Zeit, in der nichts mehr war wie einst, weil Krieg und Tod, Hunger und Seuchen die Mehrheit der Menschen mürbe gemacht hatten.

Ausgerechnet München sollte die Weltgeschichte jenen vier Nichtbayern als Schauplatz zuweisen für ein politisches Experiment, das ein halbes Jahr dauerte und dessen Ausgang durchaus offen war. Ein Experiment, bei dem die vier Dichter in unterschiedlichen Phasen ganz vorne mit dabei waren, um die Macht zu übernehmen. Oder wenigstens gelegentlich Teile davon, denn in jenen turbulenten Tagen war es nicht immer leicht zu sagen, wer das politische Zepter in der Hand hielt. Pläne und Ideen gab es jedenfalls reichlich: pazifistische, idealistische, kommunistische, anarchistische.

Den Anfang hatte im November 1918 Kurt Eisner gemacht, als er die Revolution anführte und die Monarchie in Bayern beseitigte. Für seine Kampfgefährten war er ein Volksheld und Heiliger. Aber bald sollte sich zeigen, dass seine politischen Gegner nicht nur von rechts kamen. Der unabhängige Sozialdemokrat Eisner und der Anarchist Mühsam lieferten sich erbitterte Rededuelle. Für die Bürgerlichen war´s eins. Sie sahen in den Revolutionsdichtern ohnehin nur Spinner, Träumer, Fantasten und weltfremde Kaffeehausliteraten. Und das waren noch die freundlicheren Bezeichnungen. Bald schon wurden jene Stimmen laut, die sie als Verräter, landfremde Elemente und jüdisch-bolschewistisch-anarchistische Volksverhetzer denunzierten. Was die Dichter nicht einzuschüchtern vermochte. Alle vier riskierten ihr Leben. Den offenen Aufrufen zu Mord und Totschlag sollten bald schon blutige Taten folgen.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.