radioTexte am Dienstag Meir Shalev: Mein Wildgarten
Dienstag, 18.06.2019
21:05
bis 22:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
"In meinen Romanen tauchte die Natur immer als Kulisse auf. In 'Mein Wildgarten' ist sie die Heldin", so der israelische Bestsellerautor Meir Shalev, aus dessen Buch Udo Wachtveitl ausgewählte Passagen liest.
Seine Lieblingsblumen sind Alpenveilchen und Meerzwiebeln, weil sie zart aber auch zäh sind. Selbst Wildschweine und Blindmäuse, die in Meir Shalevs wildem Garten wüten, können ihnen nichts anhaben. Vor achtzehn Jahren kaufte er in einem kleinen Dorf in der Jesreelebene ein Haus mit einem überschaubaren, doch trostlosen Grundstück und einem verlassenen Garten, der von Anfang an zu seiner großen Leidenschaft wurde. Seitdem blühen und gedeihen Anemonen, Alpenveilchen, Hyazinthen, Klatschmohn, Oliven- und Feigenbäume sowie Wildpflanzen in dem Garten des Hobbygärtners, dessen Buch "Mein Wildgarten" weder ein Traktat über die Eigenschaften der mediterranen Flora und Fauna noch ein Ratgeber für angehende Gärtner ist. Denn er sei kein Berufsgärtner und habe noch nie ein Gartenbuch gelesen. Ihm fehle auch der berühmte grüne Daumen, sagt der begnadete Erzähler. Das Buch sei nur eine Sammlung von Notizen über "einen bescheidenen Wildgarten und den Gärtner, der recht spät im Leben ein Hobby gefunden hat, vielleicht sogar eine neue Liebe", so Meir Shalev, der seine Erfahrungen und Erlebnisse als Gärtner mit Anekdoten aus der Bibel, der Literatur und der jüngsten Geschichte Israels zu bunten, amüsanten und lehrreichen Girlanden zusammenbindet.
Als der 1948 in Nahalal geborene Meir Shalev in den Sechstagekrieg zog, waren er und Israel mal gerade neunzehn Jahre alt. Dort wurde der junge Soldat von mehreren Kugeln aus den eigenen Reihen getroffen. Nach dem Junikrieg studierte er Psychologie, arbeitete mehrere Jahre als Fernseh- und Radiomoderator und widmete sich dem Schreiben. Der für seine Werke mehrfach prämierte Romancier und Kinderbuchautor - 2006 bekam er die renommierteste Literaturauszeichnung des Landes "Brenner Prize" - ist seit 2008 auch korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.