Zündfunk Generator Sex Revolts - Rock Rebellion, Sexismus und die Neue Rechte
Sonntag, 15.03.2020
22:05
bis 23:00 Uhr
BAYERN 2
Sex Revolts - Rock Rebellion, Sexismus und die Neue Rechte
Von Klaus Walter
Diese Sendung zum Nachhören unter: www.bayern2.de/zuendfunk
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar
"The Sex Revolts - Gender, Rock und Rebellion", unter diesem Titel erscheint dieser Tage ein Buch auf Deutsch, das die US-Autorin Joy Press und ihre Ehemann Simon Reynolds vor 25 Jahren geschrieben haben. Was kann ein Buch über Popkultur, das ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel hat, über unsere Gegenwart erzählen? "Das Buch war ein Werk der Liebe", sagt Joy Press. "Manche junge Paare machen lange Spaziergänge auf dem Land oder sitzen in Cafés. Simon und ich haben zusammen ein Buch über Misogynie in der Rockmusik geschrieben." Joy Press, Jahrgang 1966, hat in den 80er bis 90er Jahren als Rock-Kritikerin gearbeitet, ihr Ehemann Simon Reynolds, drei Jahre älter, tut das bis heute.
"Sex Revolts" ist ein Buch über Glanz und Elend der Rockmusik. Press und Reynolds analysieren und kritisieren - immer auch aus Fanperspektive - die großen Heldenerzählungen der Rockmusik, Männer wie Mick Jagger, Iggy Pop oder Nick Cave und ihr oft ausbeuterisches Verhältnis zu Frauen. In vielen Songs kommen sie nur als Heilige, Hure oder Mordopfer vor. Der Me-Too-Moment steht in der Rockmusik noch aus.
Frauenverachtung und ein rabiater Maskulinismus, erklärt das schreibende Paar, haben zum Aufstieg der extrem rechten Bewegung "Alt Right" in den USA beigetragen - und zum Aufstieg von Donald Trump. "Hier bilden ein wiederauflebender Kult alpha-männlicher Macht und der damit einhergehende, aggressive Antifeminismus die Grundpfeiler eines internationalen Projekts mit dem Ziel, traditionelle Werte, darunter auch Gender-Hierarchien und Geschlechterrollen, wiederherzustellen." Im "Zündfunk Generator" beschreiben sie, wie auf Empörung abzielende Strategien, die vormals dem Lager der toleranten Kulturlinken zugerechnet wurden, in den reaktionären Rändern von Protofaschismus und Anarcholibertarismus eine neue Heimat finden - nicht nur in den USA.