radioWissen Die Geschichte des Telefonierens
Donnerstag, 27.08.2020
09:05
bis 10:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Philipp Reis
Erfinder des Telefons
Das Fräulein vom Amt
Am Nerv der Zeit
Das Kalenderblatt
27.8.1783
Französische Bauern erschlagen einen notgelandeten Teufelsballon
Von Simon Demmelhuber
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar
Philipp Reis - Erfinder des Telefons
Autor: David Globig / Regie: Martin Trauner
Zum Telefonhörer oder Handy zu greifen und einfach eine Person am anderen Ende der Stadt anzurufen - oder vielleicht sogar am anderen Ende der Welt: Was für uns heute selbstverständlich ist, das war Mitte des 19. Jahrhunderts noch unvorstellbar. Doch dann trat die elektromagnetische Telegrafie ihren Siegeszug an. Und Philipp Reis, ein junger Lehrer und Hobbyphysiker, hatte die Idee, auf ähnlichem Weg auch Sprache zu übertragen. In den 1860er Jahren konstruierte er ein Mikrofon, das aufgebaut war wie ein menschliches Ohr. Als Lautsprecher verwendete er eine Stricknadel, um die eine Drahtspule gewickelt war. Mit diesen einfachen Apparaten konnte er bereits Töne und Worte senden und empfangen. Analog zum Telegrafen nannte er sein Gerät "Telefon", zusammengesetzt aus den altgriechischen Worten für "fern" und "Ton" bzw. "Stimme". Zu den ersten Worten, die jemals in ein solches Telefon gesprochen wurden, gehört der legendäre Satz: "Das Pferd frisst keinen Gurkensalat". Doch die Idee von Philipp Reis setzte sich zunächst nicht durch - auch, weil das Gerät noch Schwächen hatte. Und so war es das Telefon von Alexander Graham Bell, das einige Jahre später von den USA aus die Welt eroberte. Philipp Reis hingegen geriet erst einmal in Vergessenheit.
Das Fräulein vom Amt - am Nerv der Zeit
Autorin: Julia Fritzsche / Regie: Eva Demmelhuber
Als geheimnisvolle Unbekannte am Ende der Leitung hat das Kino sie verklärt. Doch die Arbeit der Fräuleins vom Amt war hart, sie mussten militärisch knapp sprechen, hochkonzentriert sein und erhielten einen geringen Lohn. Als Frauen und einfache Angestellte waren die Telefonistinnen stärker als andere den politischen, technischen und wirtschaftlichen Verhältnissen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausgesetzt: bei Inflation und Wirtschaftskrise schnell und massenweise entlassen, während der Weltriege schnell und massenweise eingestellt. Vor allem die aufkommende Rationalisierung erlebten die Frauen an den modernen Technikarbeitsplätzen in besonderem Maße. Sie wurden geprüft, kontrolliert, mussten ständig effizienter werden - viele litten an Nervenkrankheiten wie Schwindel, Hörschäden, Zuckungen. Doch die Arbeit blieb bis zu ihrem Ende in den 60er Jahren auch begehrt, denn sie ermöglichte Frauen einen modernen Technikarbeitsplatz, eine Beamtenposition und eine beschauliche Laufbahn. Am Telefon als Nervenstrang der Gesellschaft trugen die Fräuleins vom Amt mit dazu bei, die räumlich-zeitliche Erfahrung zu verdichten. Damit prägen sie unsere Kommunikationswelt bis heute.
Moderation und Redaktion: Iska Schreglmann
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