radioWissen am Nachmittag Der Krimi und Henning Mankell

Heimatkrimi
Tod unterm G'weih
Autor und Regie: Martin Trauner

Henning Mankell
Ein streitbarer Kosmopolit
Autorin: Christiane Neukirch / Regie: Sabine Kienhöfer

Das Kalenderblatt
20.1.1663
Beginn des Immerwährenden Reichstags
Von Christian Feldmann

Als Podcasts verfügbar

Deutschland muss ein mordslustiges Land geworden sein. - War das große Verbrechen in früheren Zeiten bedeutenden Städten wie Venedig oder Chicago vorbehalten -, nun hat Mord, Totschlag, Raub und Erpressung in die deutsche Provinz Einzug gehalten. Und dann wird ermittelt auf Metapher komm raus von Unterjettenberg bis Norddeich, vom oberbayerischen maulfaulen Kommissar bis zur plappernden niederdeutschen Haushaltshilfe. Der Regionalkrimi, vulgo "Heimatkrimi", hat mit seinen lokalkolorierten Geschichten die deutsche Kriminalliteratur wiederbelebt. Die meisten der Regionalkrimis werden zwar nur in der Region gekauft, wo ihre Akteure beheimatet sind, einige freilich entpuppen sich als nationale Millionenseller.
Regionalkrimis schreibt er nicht, aber seine Besteller haben viel mit bestimmten Regionen zu tun. "Mit einem Fuß im Schnee, mit dem anderen im Sand". Henning Mankells Dasein ist voller Gegensätze. Licht und Schatten prägen die Konturen seines Werks - die Schatten, die er in den Missständen der Weltpolitik findet, und das Licht, das er auf diese Missstände wirft, um wachzurütteln. Seinen Kommissar Kurt Wallander, der ihm zum Weltruhm verhalf, lässt er seit 1991 die Nachwirkungen des Kalten Krieges auf- und erspüren. "Romane über die europäische Unruhe" nennt er sie selbst. Der Fuß im Sand - das ist Afrika, wo der Schwede Mankell seit den Achtzigerjahren die Hälfte seiner Lebenszeit verbringt. Es ist das Land des Lichts und der Sonne; doch auch hier findet Mankell die Schattenseiten - in Gestalt von Armut und AIDS. Er schreibt darüber, um wachzurütteln; und er handelt: mit Hilfsaktionen und Aufklärungskampagnen in seiner Heimat Europa. radioWissen zeichnet ein Hör-Bild dieses streitbaren Kosmopoliten, der sich Millionen Lesern zu Freunden gemacht hat, sich durch allzu plakative Inszenierung seiner Botschaften und blinden Aktionismus aber mitunter auch Feinde schafft.

Redaktion: Petra Herrmann
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