radioDoku Die gefallenen Mädchen (1/3)
Sonntag, 28.03.2021
17:05
bis 17:30 Uhr
BAYERN 2
Die gefallenen Mädchen (1/3)
Schande und Schuld
Von Christiane Hawranek und Nadine Ahr
Als Podcast verfügbar
Bis Anfang der 1980er Jahre haben sich Schwangere in Entbindungsheimen in Bayern versteckt. "Gefallene Mädchen" nannte man die Frauen, weil sie ledig oder minderjährig schwanger waren, eine Schande damals. Viele ließen ihre Kinder im Heim zurück - nicht immer freiwillig.
Folge 1: Schande und Schuld
Sie hießen Entbindungsheime, Mütterheime oder Magdalenenheime: Einrichtungen, in denen sich bis Anfang der 1980er Jahre Schwangere verstecken konnten. Hausschwangere oder "gefallene Mädchen" nannte man die Frauen. Die Gesellschaft verachtete die Schwangeren, weil sie ledig oder minderjährig waren. Mindestens bis zur Geburt lebten und arbeiteten sie in den privaten oder kirchlichen Heimen.
Viele gaben das Kind zur Adoption frei und kehrten nach Hause zurück - in der Hoffnung, alles würde wieder sein wie vorher. Aber für einige wurde es nie mehr wie vorher.
So ergeht es auch Bettina Heckert. In der radioDoku kehrt sie zum ersten Mal an den Ort zurück, an dem sie vor 38 Jahren ihren Sohn zurückgelassen hat: In das ehemalige Mütterheim der Frauenklinik Taxisstraße in München. Bettina Heckert sagt, ihre Mutter habe sie damals unter Druck gesetzt, das Baby zur Adoption freizugeben. Weil eine ledige Schwangerschaft als Schande galt.
Seit der Geburt ihres Sohnes denkt Bettina Heckert an ihn, vermisst ihn. Sie sagt sogar, sie liebt ihn, obwohl sie ihn nie gesehen hat. Nur seinen ersten Schrei hat sie gehört, dann nahmen die Schwestern ihn weg. Bei ihrer Rückkehr an den Ort, der Bettina Heckerts Leben verändert hat, lernt sie eine 86-jährige Hebamme kennen. Dieses Treffen wird für sie zum Schlüsselerlebnis.
BR 2016