radioWissen Zwischen Dankbarkeit und Demut
Mittwoch, 05.12.2012
09:05
bis 10:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Habe Dank …
Die Gesichter der Dankbarkeit
Die Demut
Fessel oder Tor zur inneren Freiheit?
Das Kalenderblatt
5.12.1854
Ernst Litfaß darf erste Säule aufstellen
Ausgewählte Beiträge als Podcast verfügbar
Habe Dank … - Die Gesichter der Dankbarkeit
von Rolf Cantzen
Ein höfliches "Danke" gehört zur Alltagskommunikation. Wirkliche Dankbarkeit geht darüber hinaus: Wir empfinden das Gefühl der Dankbarkeit, wenn wir etwas geschenkt bekommen haben und der Schenkende damit nichts anderes beabsichtigte uns eine Freude zu machen. Dankbarkeit stellt sich auch ein, wenn wir durch die Hilfe eines anderen aus einer Notlage befreit werden. Mit der Dankbarkeit verbunden ist eine Intensivierung oder Stiftung einer sozialen Beziehung: Wir fühlen uns verbunden mit dem Wohltäter. Das kann eine Verpflichtung schaffen, das erhaltene Geschenk oder die Hilfsleistung zurückzugeben. Andererseits können empfangene Wohltaten auch beschämen, zumal in Gesellschaften, die denen die Selbständigkeit und Eigenverantwortung als wertvoll gelten. Dankbarkeit spielt auch in religiösen Bezügen eine große Bedeutung: Der Gläubige ist Gott - oder "dem Leben" - dafür dankbar, dass es ihn gibt oder dass den Menschen die Welt als Geschenk bekommen haben. Eine solche Dankbarkeits-Freude lässt die Welt in einem sehr positiven Licht erscheinen.
Die Demut - Fessel oder Tor zur inneren Freiheit?
von Anja Mösing
Demut - was für ein Wort! Und erst Demut als Haltung! Uncooler und unmoderner geht es fast nicht. Geradezu unbehaglich wird es den meisten dabei. Von Religionen weltweit und von jeher eingefordert scheint Demut in der säkularisierten Zeit obsolet. Wer in der westlichen Welt nicht den "aufrechten Gang" pflegt, wer nicht weiß, was ihm zusteht und das auch einzufordern versteht, der hat schlicht selber Schuld. Die Idee "selbst verschuldeter Unmündigkeit" ist seit der Aufklärung schriftlich fixiert. Selbstbestimmtes Leben ist das selbstverständliche Ziel des modernen Menschen. Demut scheint seit dem nicht mehr ins Bild zu passen. Folgerichtig werden auch Liebe, Erfolg, sogar Gesundheit als selbst verschuldet verstanden - kurz alles, wonach heute ein zufriedenes Leben bemessen wird. Bei so einem Übermaß an Lebensaufgaben könnte eine Wiederentdeckung der Demut als Anerkennung der eigenen Begrenztheit fast schon ein Tor zur inneren Freiheit werden.
Redaktion: Bernhard Kastner
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