Bayern 2

     

Nachtstudio Rätsel Finanzkapitalismus

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Dienstag, 18.10.2022
20:05 bis 21:00 Uhr

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BAYERN 2

Warum die Dauerkrise des Finanzsystems nicht offensichtlich wird
Von Markus Metz

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Die Finanz-, die Euro- und die Covid-19-Krise haben gezeigt, wie instabil das globale Finanzsystem ist. Die Geldströme und die Bewegungen auf dem Aktien- und Währungsmarkt haben nur noch sehr wenig mit der Art von Wirtschaft zu tun, die gewöhnliche Menschen als Berufstätige, Konsumenten und soziale Wesen betrifft.
Die Finanzmärkte sind von der Entwicklung der Produktivwirtschaft entkoppelt. Der anhaltende Krisenmodus ist nur nicht offensichtlich. Das liegt einerseits an einer gewissen Verständnislosigkeit - eine kryptische Sprache mit Begriffen wie "Fiat-Geld", "Schattenbanksystem" oder "Dealer of Last Resort" erschwert es normalen Menschen nachzuvollziehen, wie das Finanzsystem funktioniert. Und andererseits an einer Sprachlosigkeit, da auch das kritische Vokabular für eine Auseinandersetzung zu fehlen scheint. Zum dritten liegt es daran, dass die wichtigsten Zentralbanken wie die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank beständig das System stabilisieren. Die Zentralbanken, die als vermeintlich unabhängige neutrale Hybrid-Organisationen zwischen Ökonomie und Politik stehen, begnügen sich dabei längst nicht mehr mit Leitzinspolitik. Um wachsenden Risiken durch Hochfrequenzhandel und Schattenbanksystem zu begegnen, müssen sie zu beispiellos massiven geldpolitischen Interventionen greifen.

Welche Herausforderungen und Gefahren ergeben sich durch diese neuartige Staat-Markt-Verflechtung, die Joscha Wullweber, Professor für Politische Ökonomie, Transformation und Nachhaltigkeit an der Universität Witten-Herdecke, als "Zentralbankkapitalismus" diagnostiziert? Markiert das starke Eingreifen der Zentralbanken das Ende der marktliberalen Logik? Oder ist es ein Zeichen, dass die Staaten dabei versagen, den Finanzmärkten Regeln und Schranken zu setzen, um ihrer Verantwortung bei der Gestaltung der Wirtschaft gerecht zu werden?