Nachtstudio Frieden schaffen mit mehr Waffen? Imagewandel der Bundeswehr
Dienstag, 11.04.2023
20:05
bis 21:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Frieden schaffen mit mehr Waffen?
Zum Imagewandel der Bundeswehr
Von Jochen Rack
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Die Bundeswehr war in der deutschen Nachkriegsgesellschaft immer umstritten. Während eine Mehrheit der Bevölkerung den Streitkräften positiv gegenüberstand, lehnten friedensbewegte Deutsche die Bundeswehr ab oder standen ihr mit "freundlichem Desinteresse" (Horst Köhler) gegenüber. Zwar wurde die Bundeswehr in den Jahren der Wiederbewaffnung als Parlamentsarmee konzipiert und die "Bürger in Uniform" auf eine demokratische Kultur verpflichtet, dennoch gab es in der Truppe eine "falsche Glorie" (Jakob Knab), nicht aufgearbeitete Traditionen aus der NS-Zeit und eine Reihe von Skandalen.
Die bis 2011 geltende Wehrpflicht sorgte für eine Einbindung der Bundeswehr in die Gesellschaft, doch wurden die Streitkräfte nach dem Ende des Kalten Krieges radikal reduziert und verloren dadurch an Sichtbarkeit. Protestierten Kritiker der Bundeswehr noch in den 1980er Jahren angesichts von Gelöbnissen und Wehrschauen gegen eine "Militarisierung der Gesellschaft", ist mit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine eine neue Akzeptanz und Wertschätzung der Bundeswehr zu bemerken, die freilich nur unzureichend gerüstet scheint. Das 100-Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr bedeutet nicht nur eine veränderte Haushaltsplanung, sondern einen Imagewandel der Truppe mitten in der Zeitenwende.