Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Das Staunen und das Wunder

Eine Frau sieht mit offenem Mund hinter einer Mauer hervor. | Bild: picture alliance / Westend61 | VITTA GALLERY

Mittwoch, 07.06.2023
15:05 bis 16:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Wie bitte? Was?
Staunen als Anfang von allem

Zufall oder vorbestimmt?
Wie das Leben läuft

Das Kalenderblatt
7.6.1692
Zerstörung von Port Royal
Von Ulrike Rückert

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Wie bitte? Was? - Staunen als Anfang von allem
Autor: Simon Demmelhuber / Regie: Christiane Klenz
"Staunen ist der Anfang aller Philosophie", lehrt Aristoteles. "Das Staunen ist eine Sehnsucht nach Wissen", schreibt Thomas von Aquin. Descartes würdigt das Staunen als gebärfreudige Grundkraft der menschlichen Erkenntnis. Für Goethe ist es gar die Quintessenz des Humanen schlechthin: "Das Höchste, wozu der Mensch gelangen kann, ist das Staunen, zum Erstaunen bin ich da", teilt er seinem Intimus Eckermann mit. Kein Zweifel, Philosophen, Künstler, Theologen und Wissenschaftler haben dem Staunen schon immer viel zugetraut: Staunen ist der entscheidende, erste Schritt, der aus Gleichgültigkeit, aus geistiger und emotionaler Dumpfheit hinaus in einen Kosmos offener Fragen und rätselhafter Erscheinungen führt. Die existenzielle Wucht, mit der das Staunen alle Sinne und die Wahrnehmung scharf stellt, macht das Gewöhnliche, das Unscheinbare, das Scheingewisse fragwürdig im besten Sinn: Was? Warum? Wozu? Mit dieser Ratlosigkeit, mit dieser Verwunderung beginnt jede Suche nach Wissen und Erkenntnis. Im Staunen schenkt sich so allen, die es noch können, die Welt jedes Mal neu. Oder wie Einstein sagt: "Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben: entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles ein Wunder."

Zufall oder vorbestimmt? - Wie das Leben läuft
Autorin: Brigitte Kohn / Regie: Irene Schuck
Der Zufall bringt das Neue in die Welt. Er steht für die prinzipielle Offenheit und Ungewissheit menschlicher Lebenserfahrung. Wäre man nicht an jenem Tag zu jener Stunde ausgerechnet an diesem einen Ort gewesen, wäre das ganze Leben anders verlaufen. Aber gibt es den Zufall überhaupt? Steckt nicht vielmehr ein göttlicher Plan dahinter? Oder ist die Welt nicht in Wirklichkeit so deterministisch und berechenbar, wie es die neuzeitliche Naturwissenschaft von Galilei bis Einstein glauben machen will? Für die meisten Philosophen ist der Zufall ein Ärgernis, der jede logische Ordnung, jedes sorgsam durchdachte Theoriegebäude stört. Es gibt aber auch einige, die ihn inspirierend finden: als Garanten für intellektuelle Überraschungen, für die Offenheit und die Risikobereitschaft des Denkens.
Erstsendung 15. Juni 2016

Moderation: Gabi Gerlach
Redaktion: Bernhard Kastner

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