Bayern 2

     

Nachtstudio Sündenböcke

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Donnerstag, 14.05.2015
22:05 bis 23:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Die ewige Wiederkehr des Sündenbocks
Verfolgung und Ausstoßung im neuen Kampf der Kulturen
Von Christian Schüle
BR 2015

Das Heilige und die Gewalt - gibt es da einen Zusammenhang? Zwischen Terror und Religion, wie der IS und der Anschlag auf Charlie Hebdo es nahelegen? Im aufgeflammten Kampf der Kulturen tritt eine Figur in den Vordergrund: der Sündenbock. Wie kaum ein anderes Symbol dient der Sündenbock in Zeiten von Angst, Vertrauensverlust und Desorientierung zur Schaffung von Feindbildern - mit dem Ziel, ethnische, nationale oder politische Identitäten zu stiften. Der Hass auf die angeblich "Schuldigen" zeigt einen altbekannten Mechanismus auf: In Krisenzeiten konzentriert sich der Verfolgungsdrang auf Sündenböcke und dient zur Rechtfertigung der Ausgrenzung. Schon immer diente der Sündenbock zur Ableitung von Erregungen, Empörungen, Aggressionen und Gewaltfantasien. Das Täter-Opfer-Verhältnis wird umgekehrt, komplexe Sozialverhältnisse werden simplifiziert, eine Begründung ist dabei gerade nicht gewollt. Nicht nur im weltweiten Kampf der Kulturen, Werte und Normen um Geltung, sondern auch innerhalb der hoch entwickelten Zivilgesellschaften Europas ist ein Rückgriff auf den Sündenbock-Mythos festzustellen. Christian Schüles Essay führt zu verblüffenden Antworten auf die Frage, was das Opfer zum Opfer macht und wie der spätmoderne Mensch mit der ewigen Schuld umgeht.