Zeit für Bayern
Sonntag, 15.01.2012
12:05
bis 13:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Das Türkenmariandl und der Django
Vor 50 Jahren kamen die ersten türkischen Gastarbeiter
Von Maximiliane Saalfrank und Thies Marsen
Vor 50 Jahren rollte der erste Zug mit Arbeitskräften aus der Türkei in den Münchner Hauptbahnhof ein. Mit der Unterzeichnung des Anwerbeabkommens zwischen der Bundesrepublik und der Türkei hatte am 31.Oktober 1961 die offizielle, geregelte Arbeitsmigration zehntausender Frauen und Männer aus der Türkei begonnen.
Kaum einer nahm damals im Herbst '61 wohl davon Notiz, dass bereits 300 Jahre zuvor der bayerische Kurfürst Max Emanuel an die Tausend türkische Kriegsgefangene, darunter auch schwangere Frauen und Kinder, nach München transportieren hatte lassen. Eingesetzt wurden die Türken zur Sklavenarbeit in Manufakturen, beim Kanalbau in Nymphenburg und Schleißheim, vor allem aber bei Rodungen. Adel und Militär machten das menschenverachtende Spiel dem kurfürstlichen Hofe nach und beschäftigten in ihren Haushalten sogenannte "Beutetürken". Menschen türkischer Herkunft lebten überall in Bayern: im Kloster Attel am Inn, auf Schloss Neunhof bei Nürnberg, im schwäbischen Memmingen genauso wie im oberbayerischen Pähl, wo heute gelegentlich noch die Geschichte vom Türkenmariandl" erzählt wird.
Das Mariandl hieß eigentlich "Fadama" oder "Fatima", war verwitwet und von fünf Pähler Bürgern, die mit ihrem Kurfürsten in Ungarn gekämpft hatten, gefangen genommen und als "Kriegsbeute" mitgeschleppt worden. Am 26. August 1688 taufte sie der Pähler Pfarrer Mosmayr auf den Namen "Maria Anna", nach ihrer Patin, der Freifrau von Bernsdorff. Ob der gebürtige Deggendorfer, der bayerisch-türkische Kabarettist Django Asül, die Geschichten von Mariandl, vom Münchner Achmet Stainmair oder dem Erdinger Simon Fözinger kennt? Übrigens, wer "Morath", "Ofner" oder "Christmann" heißt, sollte ganz besonders genau hineinhören, in die bayerisch-türkischen Lebensbilder, eingefangen aus vier Jahrhunderten, in einem Feature von Maximiliane Saalfrank und Thies Marsen.
Akustische Reisen durch Bayerns Regionen
Zeit für Bayern zeigt das Land im Herzen Europas in seiner ganzen Vielfalt. Eine unterhaltsame Heimatkunde für alle, ob alteingesessen oder neuzugezogen, ob aus Kempten oder Köln, Nürnberg oder Neapel, Berlin, Bagdad oder Berchtesgaden. Denn Heimat ist da, wo man sich kennt und auskennt. Zeit für Bayern bietet die Gelegenheit, die Landstriche und die Menschen Altbayerns, Frankens und Schwabens näher kennen zu lernen und neu zu erfahren - bayerisches Leben und bayerisches Lebensgefühl abseits aller Klischees.
"Zeit für Bayern" ... sollte jeder haben!