Hörspiel Arno Schmidt: Schwarze Spiegel
Samstag, 18.01.2014
15:05
bis 16:35 Uhr
BAYERN 2
Nobodaddy's Kinder
Schwarze Spiegel
Von Arno Schmidt
Mit Corinna Harfouch und Ulrich Wildgruber
Bearbeitung: Klaus Buhlert/Herbert Kapfer
Komposition und Regie: Klaus Buhlert
BR 1997
Als Podcast verfügbar
Zum 100. Geburtstag von Arno Schmidt.
Der utopische Prosatext "Schwarze Spiegel" wurde erstmals 1951 publiziert. Arno Schmidt legte den als Niederschrift eines namenlosen Ich-Erzählers konzipierten Text in die nahe Zukunft, in den Zeitraum vom 1. Mai 1960 bis Ende August 1961. Schmidt erschienen die frühen fünfziger Jahre wie eine Zwischenkriegszeit, ein kurzes Atemholen vor dem Dritten Weltkrieg. "Atombomben und Bakterien hatten ganze Arbeit geleistet." Fünf Jahre nach einem atomaren Krieg bewegt sich der Erzähler, der sich für den einzigen Überlebenden hält, mit dem Fahrrad über zerbröckelte Straßen in der Lüneburger Heide. Das Experiment Mensch, analysiert er, ist gescheitert. Mit der Brechstange in der Hand und mit zwei umgehängten Waffen fühlt er sich als Herr der Welt. Doch er lebt mit der ständigen Angst, anderen Menschen zu begegnen.
"Arno Schmidt gilt als schwieriger Autor. Seine Diktion, seine Interpunktion, seine Sprachspiele und vor allem das Schriftbild späterer Werke wie "Zettels Traum" schrecken Leser ab. Dabei ist Schmidt weit sprachmächtiger als Böll, witziger als Walser und einfallsreicher als Grass. Buhlerts akustische Interpretation von "Nobodaddy’s Kinder"könnte den unnahbaren Schmidt uns ein wenig näherbringen: Im Hörspiel gibt es keine verwirrenden Satzzeichen, im Klangraum verwandelt sich manch kryptisches Sprachspiel dank Wildgrubers Beherztheit in eine treffende Pointe."