radioWissen am Nachmittag Auf der Suche nach der Kindheit
Montag, 11.04.2016
15:05
bis 16:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Die Geschichte der Kindheit
Die Entdeckung eines Lebensalters
Pionierin der Kindheitsforschung
Martha Muchow
Das Kalenderblatt
11.4.1983
"Gandhi" erhält acht Oscars
Von Prisca Straub
Als Podcast verfügbar
Die Geschichte der Kindheit - Die Entdeckung eines Lebensalters
Autorin: Christiane Neukirch
Was ist ein Kind? Eine scheinbar simple Frage. Doch mit der Antwort tun sich die größten Lexika schwer; der Große Brockhaus etwa definiert es so: "Kind: Der Mensch im Entwicklungsabschnitt der Kindheit". Aha! Ist ein Kind also ein kleiner Erwachsener? Oder ist es ein niedliches Wesen zum Hätscheln und Vergnügen? Ein unschuldiges Menschlein, das Schutz braucht? Oder gar der Widerpart des Erwachsenen, ein Gegner, den man zurechtstutzen muss? Oder ist es ein ernstzunehmendes Individuum, dem man die besten Dinge mit auf den Weg gibt? Dazu gab es im Laufe der Zeit wechselnde Ansichten. Herausgefunden hat dies der Franzose Philippe Ariès. Er setzte sich in den 1950er-Jahren als erster Wissenschaftler zum Ziel, die Geschichte der Kindheit zu untersuchen - mittels Quellen und Methoden, die der Geschichtswissenschaft bis dato nicht geläufig, ja suspekt waren. Sein Buch "Die Geschichte der Kindheit", erschienen 1960, war in mehrfacher Hinsicht bahnbrechend.
Pionierin der Kindheitsforschung - Martha Muchow
Autorin: Daniela Remus / Sabine Kienhöfer
Anfang des 20. Jahrhunderts war die Psychologie nicht nur eine sehr junge Wissenschaft, sondern auch eine ziemlich exklusive Männerdomäne. Eine der wenigen Frauen, denen es gelang, sich an der Universität durchzusetzen und mit ihren
Forschungen internationales Renommee zu erlangen, war die gebürtige Hamburgerin Martha Muchow. In ihrem Hauptwerk "Der Lebensraum des Großstadtkindes" untersuchte sie die Frage, wie Kinder sich ihren Lebensraum, ihre Umwelt erschließen und was das für ihre Entwicklung bedeutet. Muchows Blick auf das Subjekt Kind gilt heute als Meilenstein der deutschen Sozialforschung. Aber 1933 wurde die christliche Wissenschaftlerin aller Ämter enthoben. Ihre Arbeit galt als "verjudet" und "undeutsch". Denn der Blick auf das Individuum und seine Entwicklung stand dem nationalsozialistischen Menschenbild diametral entgegen.
Redaktion: Thomas Morawetz
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