Schwedentrunk, Waterboarding Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges für Bayern - und darüber hinaus
Er war die Mutter aller Kriege: Kaum ein Dorf, kaum eine Stadt in Bayern und weit darüber hinaus ließ der Dreißigjährige Krieg unverschont.
Auch wenn wir es uns heute kaum mehr bewusst machen: Zahlreiche Städte und Dörfer in ganz Bayern und darüber hinaus sind bis heute von den Verheerungen dieses Krieges gezeichnet.
"Die Mariensäule ist ursprünglich eine Votivgabe von Kurfürst Maximilian I., der versprochen hatte, ein gottgefälliges Werk zu stiften, wenn München und Landshut von der schwedischen Besatzung verschont davonkommen würden, diese Mariensäule, die für ihn zugleich auch ein Denkmal für den Sieg des Katholizismus über den Unglauben, über den Protestantismus war."
Manfred Peter Heimers, Direktor im Münchner Stadtarchiv
Verwüstungen
Es gab Landstriche, wo zwei Drittel der Bevölkerung ausgelöscht waren. Viele Dörfer, die verwüstet oder niedergebrannt worden waren, wurden nie wieder aufgebaut.
"So blieben die Toten oft längere Zeit liegen, … so war niemand, der solche begraben wollte. Endlich fand sich ein Vagant mit seinem Weibe ein, der sich hierzu brauchen ließ; allein beide, nachdem sie einen begraben, wurden selbst Opfer des Todes…"
Maurus Friesenegger, Abt in Andechs, über die Pest, in seinem Tagebuch aus dem 30jährigen Krieg …
Unvorstellbar die Rohheit der Soldaten – der „feindlichen“ genauso wie der „freundlichen“.
"Den Knecht legten sie gebunden auff die Erd, stecketen ihm ein Sperrholtz ins Maul, und schütteten ihm einen Melckkübel voll garstig Mistlachen-Wasser in Leib, das nenneten sie ein Schwedischen Trunck…"
Aus Grimmelshausens Roman „Der abenteuerliche Simplicissimus“
Schaden und Nutzen
Wär die Erinnerung an den Dreißigjährigen Krieg nicht so blutig und traurig, könnt man sagen: Selten ein Schaden, wo nicht ein Nutzen dabei ist. Mit dem Krieg entstand die moderne Staatsdiplomatie genauso wie überhaupt ein Europa der Einzelstaaten. Und mit dem „Westfälischen Frieden“ von 1648 entstand eine Friedens- und Verfassungsordnung, deren Grundlagen bis heute von Bedeutung sind.
"Der Westfälische Frieden ist nicht am Ende dieses Krieges vom Himmel gefallen, sondern er bündelt eine beispiellose Friedenssuche über 30 Jahre mit chancenreichen, kreativen Lösungen und Teilergebnissen. Man kann auch beobachten, wie mancher Kriegstreiber, z. B. Wallenstein, oder eigentlich auch Herzog Maximilian I. - wenn er nach der Kurwürde strebte, das war sein Kriegsziel - im Laufe dieses Krieges dann doch zum Friedensapostel wurde. Gerade dieser Krieg, ich habe ihn 'den Krieg der Kriege' genannt, weil er so lang und mythisch und schrecklich gewesen ist, war aber auch eine Großbaustelle des Friedens. Die schließlich doch fertig wurde. Es ging darum, eine gesamte Lösung für ein politisches Europa zu finden. Und auch für Deutschland, das Reich deutscher Nation. Es ging um die Grundfrage: Wie geht es eigentlich weiter in Europa? Politisch, staatlich gesehen."
Johannes Burkhardt, Historiker und Friedensforscher, Autor der Neuerscheinung „Der Krieg der Kriege“, Klett-Cotta 2018
Und: Aus dem Kriegstrauma, dem Bewusstsein, dass man mitten im Leben vom Tod umfangen ist, dass man trotz allem leben muss, dass das Leben immer irgendwie weitergeht – aus all dem ist das typische Lebensgefühl des Barock geworden, dessen glänzend jubilierende Kunst, dessen düstere Frömmigkeit und ausgelassen fröhliches Feiern vor dem Hintergrund der Kriegsdüsternis entstanden sind.