Unverbesserliche Optimierer ihrer selbst und der Welt, Brüder, die ihr Heimatdorf nicht hinter sich lassen können, ein Ehepaar, das seine besten Zeiten hinter sich hat und neues Glück findet, und Gedichte über Istanbul. Cornelia Zetzsche spricht beim Diwan auf dem Poetenfest mit Emma Braslavsky, Reinhard Kaiser-Mühlecker, Arnold Stadler und José F.A. Oliver über ihre neuesten Werke.

Arnold Stadler

Ein Experte in Sachen Heimat, Katholizismus und unentrinnbarer Geworfenheit ist Arnold Stadler, der studierte Theologe und vielfach ausgezeichnete Schriftsteller, der 1954 in Meßkirch geboren ist und auf das Gymnasium ging, das nach dem berühmtesten Mann aus Meßkirch benannt ist: dem umstrittenen Philosophen Martin Heidegger. Der Büchnerpreisträger spricht auf dem Bayern 2 Diwan über seinen neuesten Roman, dessen Titel schon heimatliche Gefilde hinter sich lässt. "Rauschzeit" erzählt von einem Paar, Mausi und Alain, das nach fünfzehn Ehejahren in eine große Krise stürzt. Mausi verliebt sich in einen blonden Dänen, Alain trifft Babette wieder, mit der er vor 20 Jahren einen wilden Sommer an der französischen Atlantikküste erlebt hat.

José F.A. Oliver

Auch die Lyrik kommt in diesem Jahr auf dem Erlanger Diwan nicht zu kurz: Der 1961 in Hausach im Schwarzwald als Sohn einer spanischen Gastarbeiterfamilie geborene José Francisco Agüera Oliver stellt seinen neuen Gedichtband vor: " 21 Gedichte aus Istanbul 4 Briefe & 10 Fotow:orte". Der Sprachsteinmetz mit andalusischen Wurzeln skizziert in seinen Gedichten aus Istanbul die "hoffnungswut" mit Wort und Klang.

Reinhard Kaiser-Mühlecker

Ein echtes Kontrastprogramm zum allgegenwärtigen Optimierungswahn ist der neue Roman, den der Österreicher Reinhard Kaiser-Mühlecker auf dem Diwan präsentiert. "Fremde Seele dunkler Wald" handelt von zwei ungleichen Brüdern und erzählt die nahezu biblische Geschichte ihrer tragischen Versuche, sich von der heimatlichen Scholle zu befreien. Jakob übernimmt den Hof der Eltern, sein Bruder Alexander war lange als Soldat internationaler Truppen im Ausland und kehrt zurück. Ein Freund von Jakob bringt sich um und bringt alles aus den Fugen. "Dem Dorf kann man nie entkommen", weiß Reinhard Kaiser-Mühlecker.
"Fremde Seele, dunkler Wald" ist der sechste Roman des 1982 in Kirchdorf an der Krems geborenen Reinhard Kaiser-Mühlecker, der 2008 mit "Der lange Gang über die Stationen" debüttiert.

Emma Braslavsky

"Aus dem Sinn", heißt ihr 2007 erschienenes Romandebüt, mit dem die 1971 in Erfurt geborene Emma Braslavsky sich ins Spektrum der Literaturszene bringt. Ihr zweiter Roman sorgt 2008 dafür, dass die inzwischen in Berlin lebende Autorin, die zwischendurch auch verschiedene fachübergreifende Ausstellungen kuratiert, den Lesern nicht mehr aus dem Sinn geht: Die Süddeutsche nennt "Das Blaue vom Himmel über dem Atlantik" überwältigt eine "überbordende Bad-Taste-Party in Romanform".
Auf dem Bayern 2 Diwan bei den Poetenfest in Erlangen spricht Braslavsky über ihr neuestes Werk: "Leben ist keine Art, mit einem Tier umzugehen", eine aberwitzige Farce über notorische Lebensoptimierer und den Kampf um eine bessere Welt.