Bayern 2 - Gedanken zum Tag







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Abt Jeremias Schröder Gedanken zur Fastenzeit

Die meisten haben schon mal gehört, dass Fastenzeit etwas mit Verzichten zu tun hat. Klassisch ist der Verzicht auf Schokolade, Zigaretten oder Alkohol.

Stand: 09.04.2025 |Bildnachweis

Gedanken zur Fastenzeit | Bild: BR

09 April

Mittwoch, 09. April 2025

Die meisten haben schon mal gehört, dass Fastenzeit etwas mit Verzichten zu tun hat. Klassisch ist der Verzicht auf Schokolade, Zigaretten oder Alkohol. Es gibt auch modernere Varianten, im Bereich social media oder so. Sprachlich hängt Verzichten mit Verzeihen zusammen. Und ehrlich gesagt, Verzeihen ist viel schwerer als 7 Wochen ohne Schokolade.
Wenn die Rede aufs Verzeihen kommt, haben viele Menschen sofort eine konkrete Person vor Augen. Und das sind meistens nicht nur die Nachwehen eines kleinen Zusammenstoßes, der ein paar Tage zurückliegt. Da geht es oft um uralte Geschichten, die in der Tiefe der Seele einen Narbenknoten gebildet haben, der sich gar nicht mehr auflösen lassen will.
Es ist nicht leicht, so etwas anzugehen. Ein erster Schritt ist vielleicht, im Herzen zu verzeihen. Das nimmt etwas von der Kälte und Verhärtung, die mit so einer uralten Verletzung einhergeht. Manchmal betrifft es längst Verstorbene. Denen kann man nur noch einseitig vergeben.  Am eindrucksvollsten ist, wenn es gelingt, den Sprung zu machen und dem anderen Menschen ein kleines Signal zu geben, dass die alte Wunde zuheilen darf.
Im Urgebet der Christen, im Vater Unser, wird in etwas gewundener Sprache ein geheimnisvoller Mechanismus beschrieben – ein himmlischer Ausgleich des Verzeihens: "vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern".

Abt Jeremias Schröder / unveröffentlichter Text







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