Bayern 2 - Hörspiel


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Laudatio Degenhardt: Unter den Windmühlen

Stand: 11.10.2011 | Archiv

"Gleichmäßiges Rauschen der Windmühlen-Flügel, Vogelstimmen und von ferne, fast unhörbar, Musik. Das Stück Unter den Windmühlen arrangiert akustische Hintergründe zu Hintergründigem. Einmal werden die Geräusche, denen wir hier zu-hören, herkömmlicherweise nur ge-hört: als  bloße Ton-Kulisse, zumeist ohne dass wir uns ihrer wirklich bewusst werden. Nun aber treten sie hervor, verdichten sich aber freilich nicht so stark, dass sie uns als tönende Protagonisten entgegenträten. Vielmehr bilden sie feine, fast ätherische Schichten, durchdringen sich, lösen sich, die einzelnen Klänge berühren einander, zärtlich, flüchtig wie Windstöße. Ihr Zusammenspiel ist damit zutiefst hintergründiges Zwischenspiel: Denn zwischen den Geräuschen öffnet sich eine gleichsam auratische Tiefe, eine unendliche und unfassliche Ferne. In unser Hören drängen sich Assoziationen, die sich mehr und mehr dem gehörten Anlass, dem eigentlichen Geräusch entpflichten und eigene ungewisse Wege gehen, zwischendrin und hindurch nach Haltepunkten suchend, die doch nicht gefunden werden können. Man kann, man muss dieses schöne und geheimnisvolle Stück Akustik mehrmals hören, vielleicht unendlich oft..."

Dr. Jörg von Brincken, Akademischer Rat der Theaterwissenschaft München, LMU


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