Flugblätter und Zeitzeugen Dokumentarhörspiel "Wagnis Weiße Rose"
"Wagnis Weiße Rose" ist ein Dokumentarhörspiel aus Briefen der jungen Widerstandskämpfer, Flugblättern der Weißen Rose und Erinnerungssplittern von Begleitern der Widerstandsarbeit der Münchner Studenten in den Kriegsjahren 1942/43.
Flugblätter und Zeitzeugen
Die Weiße Rose und deren Widerstand in der NS-Zeit werden häufig nur mit den Geschwistern Scholl gleichgesetzt, doch waren Menschen in ganz Deutschland aktiv. In dem Dokumentarhörspiel Wagnis Weiße Rose kommen neben Briefen und Flugblättern, gelesen von jungen Schauspielern, vor allem diejenigen Zeugen zu Wort, die Flugblätter weiter verbreiteten, die Gestapohaft und Volksgerichtshof überstanden. Gefährten, Freundinnen und Geschwister, darunter manche, die niemand vorher gefragt hat, sprechen über die Kerngruppe des Münchner Freundeskreises: über Alexander Schmorell, die Geschwister Scholl, Willi Graf, Christoph Probst und Professor Kurt Huber. Durch ihre Aussagen wird klar, welche Wurzeln, welche Motive und welches Umfeld diese bedeutendste Widerstandsbewegung der Deutschen Studenten ausgemacht haben. Zahlreiche Interviews mit den Zeitzeugen der Weißen Rose wurden für den Dokumentarfilm Die Widerständigen von Katrin Seybold in den Jahren 2000 bis 2004 geführt.
Ungehörte Stimmen der Weißen Rose
Alle Zeugen sprechen über ihre Gefühle, ihre Ängste und Taten, stellen den verlogenen Gestapoprotokollen, den widerwärtigen Anklageschriften, die wohlbehalten in unseren Archiven liegen, ihre Sicht der Dinge entgegen. Eine subjektive Sicht, die aber möglicherweise spannender und vorbildhafter ist, als die von Beschönigung, verantwortungslosem Wegschauen und Manipulation geprägten Berichte, mit denen die nachfolgende Generation aufgewachsen ist. Für ihren Mut und ihre Opferbereitschaft ernteten die meisten der Befragten nichts, bis heute bleibt die Anerkennung der breiten Öffentlichkeit versagt, fast niemand kennt ihre Namen – es sind bisher ungehörte Stimmen der Weißen Rose. Die Zeugen berichten von scheinbar Vergangenem und doch rufen ihre Berichte unausweichlich die Frage nach Gegenwärtigem hervor, nach unserem Verhalten heute. Wenn die Zeugen von damals heute sprechen, klingt es so, als erzählten sie Selbstverständliches, als hätte jeder so handeln können. Die Befragungen eröffnen Facetten des Widerstands der Weißen Rose aus heutiger Sicht.
Geschichte der Flugblätter
Im Sommer 1942 tauchen in Süddeutschland Flugblätter der Weißen Rose auf. Sie prangern zum ersten Mal den Judenmord an, der „das fürchterlichste Verbrechen an der Würde des Menschen“ sei. Die Schriften rufen auf zu Widerstand und Sabotage, „ehe die letzten Städte ein Trümmerhaufen sind, gleich Köln“. Sie enthalten Maximen von Aristoteles, Augustinus, Lao-Tse, Goethe, Schiller und Novalis. Die Flugblätter enthalten auch Texte, die in den Leseabenden von Traute Lafrenz, der Freundin von Hans Scholl, eingebracht wurden, und Themen, die der Freundeskreis diskutierte. Sie sind die Widerspiegelung des Gedankenguts der Studenten und Schüler. Sie sind eine Großtat, in die Politik eingreifend, wie der Oberreichsanwalt Lautz beim Volksgerichtshof an den Reichsminister der Justiz, Dr. Thierack, schreibt: „Es handelt sich... wohl um den schwersten Fall hochverräterischer Flugblattpropaganda, der sich während des Krieges im Altreich ereignet hat.“
Widerstand in ganz Deutschland
Nach dem Tod Christoph Probsts und der Geschwister Scholl blieben die Flugblätter in der Welt. Studenten am Münchner Chemischen Institut vervielfältigten sie, sie gingen von Hand zu Hand. Es folgten weitere Prozesse des Volksgerichtshofs, es gab Tote und Ende 1943 werfen die britischen Flugzeuge Hunderttausende des 6. Flugblatts über Deutschland ab. Die Flugblätter der Weißen Rose wurden zumeist, wo immer sie auch auftauchten, weiter gereicht, abgeschrieben, vervielfältigt, und es wurde begeistert darüber diskutiert. Warnungen von Eltern und Lehrern schlugen die Jugendlichen in den Wind. Traute Lafrenz brachte im November 1942 ein Flugblatt nach Hamburg und schickte mit der Post ein anderes nach. Hans Leipelt, Mitglied des Ulmer Freundeskreises und zum Tod verurteilt, brachte Ostern 1943 mit Marie-Luise Schultze-Jahn das sechste und letzte nach Hamburg.
Wagnis Weiße Rose: Es lebe die Freiheit!
Von Katrin Seybold/Michael Farin
Mit den Zeugen Lilo Fürst-Ramdohr, Elisabeth Hartnagel-Scholl, Hans Hirzel, Anneliese Knoop-Graf, Traute Lafrenz-Page, Franz J. Müller, Dieter Sasse, Erich Schmorell, Herta Siebler-Probst, Birgit Weiß-Huber, Jürgen Wittenstein, Susanne Zeller-Hirzel
sowie den Schauspielern Katja Bürkle, Julia Loibl, Tobias Schormann
Komposition: zeitblom
Realisation: Katrin Seybold/Michael Farin
BR 2012, Länge: 54 Min.
Wagnis Weiße Rose: Ihr Geist lebt weiter
Von Katrin Seybold/Michael Farin
Mit den Zeugen Lieselotte Dreyfeldt-Hein, Gerda Freise, Valentin Freise, Traute Lafrenz-Page, Marie-Luise Schultze-Jahn, Jürgen Wittenstein
sowie den Schauspielern Katja Bürkle, Julia Loibl, Tobias Schormann
Komposition: zeitblom
Realisation: Katrin Seybold/Michael Farin
BR 2012, Länge: 53 Min.