Bayern 2 - Hörspiel


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Filmaufnahmen und Hörspiel "Unter Schnee" von Ulrike Ottinger

Stand: 09.10.2013 | Archiv

Ulrike Ottinger | Bild: Anne Selders

"In der Mitte des 19. Jahrhunderts beschrieb der Krepphändler Bokushi Suzuki in seinem Buch 'Schneeland Symphonie des Alltags' die Feste und Rituale der Bewohner des japanischen Echigo, einer Gegend, in der es ungewöhnlich viel schneit, der Schnee sich viele Meter hoch auftürmt und bis in den Mai hinein liegen bleibt. Mit diesem Reisebericht im Gepäck begab ich mich im Winter 2010/11 ins Schneeland, um in der Gegenwart die Mythen und Märchen der Vergangenheit aufzuspüren."

(Ulrike Ottinger)

Das Hörspiel erzählt die poetische Geschichte von Takeo und Mako, zweier Studenten, die ihre Neujahrsferien im Schneeland verbringen wollen. Auf ihrer beschwerlichen Reise durch Echigo gelangen sie in ein einsames Haus aus der Edo-Zeit. Da begegnen sie der wunderschönen Schneefrau und dem ebenso schönen Geist einer Füchsin. Yuki-Onna, die Schneefrau, verliebt sich in den hübschen, jungen Studenten Mako und raubt ihm mit ihrem Eishauch das Bewusstsein, um ihn in ihren Schneepalast zu entführen. Aber die schöne Füchsin, die den jungen Gelehrten Takeo begehrt, hat sich des bereits erstarrten Körpers Makos bedient, um sich in eine liebreizende Hofdame der Edo-Zeit zu verwandeln.

Am nächsten Morgen beginnen Takeo und die Füchsin ihre Reise durch die Vergangenheit, wobei Ihnen die Gegenwart immer wieder begegnet. Dabei treffen sie Bauern, die ihre Dächer mit großen Schaufeln vom Schnee befreien und Frauen, die aus feinsten Flachsfäden lange Bahnen von Krepp weben. Sie hören Geschichten aus vergangenen Tagen und wohnen Ritualen bei, die in Echigo auch heute noch zur gelebten Tradition gehören.

Aus gesammelten Originaltönen und der fiktiven Erzählung um das Paar aus der Edo-Zeit, musikalisch begleitet von Bambusflöten, japanischen Trommeln und dem Gesang zum Shamisen-Spiel Yumiko Tanakas, erschafft Ulrike Ottinger eine atmosphärisch dichte Montage.

Ulrike Ottinger: Unter Schnee

Mit Hanns Zischler, Yumiko Tanaka, Yuko Takemichi, Beate Hundsdörfer, Dietmar Herriger, Yoko Tawada, Hiroomi Fukuzawa, Norio Takasugi, Yasutsugu Shichi, Sumio Suga

Komponistin und Interpretin für Shamisen: Yumiko Tanaka
Realisation: Ulrike Ottinger
BR 2012, Länge: Teil 1: 52'28 / Teil 2: 54'38

Ulrike Ottinger, geb. 1942, Dokumentarfilmerin, Radiotechnikerin, Fotografin. Filme u.a. Laokoon und Söhne (1972), Berlinfieber (1973), Die Betörung der blauen Matrosen (1975), Madame X – Eine absolute Herrscherin (1977), Bildnis einer Trinkerin (1979), Freak Orlando (1981), Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse (1984), China. Die Künste – der Alltag (1985), Superbia – Der Stolz (1986), Usinimage (1987), Johanna d'Arc of Mongolia (1989), Countdown (1990), Taiga (1992), Exil Shanghai (1997), Südostpassage (2002), Ester (2002), Das Exemplar (2002), Zwölf Stühle (2004), Prater (2007), Die koreanische Hochzeitstruhe (2008), Unter Schnee (2011). Hörspiele: Taiga – Erzählungen aus dem nördlichen Land der Mongolen (SWF/BR/SFB 1994), Exil Shanghai (SWF 1997), Abfahrt ohne Ankunft (HR 2008).


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