Bayern 2 - Jazz & Politik


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Bel Ami 50 Jahre Élysée-Vertrag

Am 22. Januar 1963 unterzeichneten Charles de Gaulle und Konrad Adenauer im Pariser Élysée-Palast das Abkommen zur deutsch-französischen Zusammenarbeit. Aus Erbfeinden sollten Freunde werden. In 50 Jahren sind uns die Nachbarn lieb geworden, auch wenn Hollande nicht Sarkozy ist.

Von: Lukas Hammerstein

Stand: 19.01.2013 | Archiv

Symbolbild: Figur hält lächelnd die Flaggen von Frankreich und Deutschland | Bild: colourbox.xom, BR, Montage: BR

Jahrhundertelang lebten wir ganz gut mit unseren Klischees. Die tumben Deutschen, die liebeshungrigen Franzosen, die gerne gut essen und jetzt in Mali Krieg führen. Auch da sind wir an ihrer Seite, irgendwie. Der gute Freund war einmal unser Erbfeind. Bis sie sich die Hand reichten.

Feind und Freund

Die Tradition war wirklich alt und schien kaum mehr aus der Welt zu schaffen, schon gar nicht nach den blutigen Kriegen. Und doch haben sich Charles de Gaulles und Konrad Adenauer in Paris hingesetzt und einen Freundschaftsvertrag unterschrieben. Eigentlich ging es um Zusammenarbeit, das mit der Freundschaft war erst mal ein kühner Traum. Heute verhandelt niemand mehr über das Elsaß und selbst die Verbindlichkeiten aus dem Versailler Vertrag sind seit kurzem abbezahlt.

Wahlhilfe vom Erbfeind: Auch die Franzosen freuen sich über den Frieden auf beiden Seiten des Rheins.

Heute sind die Grenzen weg, wir pflegen einen freundlich nachbarlichen Umgang, und wenn schon nicht Sarkozy auf Merkel wartet, dann tut es halt Monsieur Hollande, der immer so grimmig dreinschaut und jetzt in Mali Krieg führen lässt, im Namen der Grand Nation und Europas und der Welt vielleicht auch. Wohl dem, der solche Leute zu Freunden hat.

Drei Farben

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Die Franzosen hatten es immer besser. Die eleganteren Frauen, das bessere Essen, eine Revolution. Davon können wir Deutsche nur träumen, wir haben nur ein einziges Mal Revolution gemacht - unsere Schwestern und Brüder der DDR machen lassen, eine vollkommen friedliche. Vom Blutrausch eines Danton oder Robespierre sind wir also weit entfernt. Die Franzosen ja inzwischen auch.

Die brachten sogar ihren König um - und wir folgten einem Führer bis in den Tod.

Aber ein paar Unterschiede wollen wir noch fest halten. Etwa die drei Farben der Fahnen, so unterschiedlich rechts und links des Rheins. Und dann die Autos. Und der Wein. Angeblich isst man heutzutage im Elsaß gar nicht mehr so gut, die Leute fahren nach Baden - das liegt in Deutschland -, um mal wieder richtig gute Küche zu genießen. Ja, nicht mal die deutsch französische Freundschaft ist vor Veränderung gefeit.

Pariser Tagebücher

Wunderbare Freundschaft

"Jeder Stoß ein Franzos", dröhnte die Propaganda einst im ersten Weltkrieg. Den zweiten großen Krieg des 20. Jahrhunderts hat mancher Deutscher als Eroberer in Paris erlebt. Einer von ihnen war Ernst Jünger, der aus dem ersten Krieg seine Stahlgewitter und aus dem zweiten seine Strahlungen mitbrachte - die Pariser Tagebücher. In letzterem Text wechseln Empfindsamkeit und herrische Geste einander unmittelbar ab. Auch dies ein Stück deutsch-französischer Geschichte - denn wen haben Kohl und Mitterand einst gemeinsam besucht? Ernst Jünger in Wilfingen, 1985 war‘s, zum 90. Geburtstag des Dichters.

Die Themen im Einzelnen am 19.01.2013

  • Feinde, Freunde und Erbschaften... Eine längere Geschichte (Rainer Volk)
  • Frankreich als Schock. Erinnerung an eine Amour Fou (Barbara Kostolnik)
  • In aller Freundschaft. Frankreich zieht in den Krieg. Und wir? (Thomas Gerlach)
  • Merkel versus Sarkohollande. Eine Freundschaft in der Krise (Kathrin Hondl)
  • Als wir einander innig verachteten - Ernst Jünger in Paris (Ernst Jünger/Sprecher: Axel Wostry)
  • Kunst oder Kommerz? Das Kino und ein paar bildmächtige Klischees (Moritz Holfelder)

Redaktion und Moderation: Lukas Hammerstein
Musikauswahl: Roland Spiegel


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