5. Januar 1933 Baubeginn der Golden Gate Bridge
Eine Brücke über das Golden Gate von San Francisco? Jahrzehnte lang galt ein solches Bauwerk als unmöglich. Doch dann wagten sich zwei Ingenieure doch an das Experiment. Am 5. Januar 1933 begannen die Arbeiten.
05. Januar
Donnerstag, 05. Januar 2012
Autor(in): Eva Solloch
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Redaktion: Thomas Morawetz
Dieses Rot - dieses leuchtend grelle Rot… Diese einzigartige Mixtur aus Magenta, Schwarz und Gelb: 69 Prozent Magenta, 6 Prozent Schwarz, und reichlich Gelb - das Ergebnis: „International Orange“. Im Grunde für jeden leicht zu mischen. Tatsächlich ist es nur eine Rostschutzfarbe - und trotzdem wird sie ausschließlich für den Anstrich der Golden Gate Bridge produziert.
Name ausgelöscht
Am 5. Januar 1933 begann der Bau der Golden Gate Bridge, doch bis dahin „brauchte es zwei Jahrzehnte und 2.000 Millionen Worte, um die Leute vom Nutzen der Brücke zu überzeugen.“ So jedenfalls formulierte es Joseph Baermann Strauss, der Chefingenieur der Golden Gate Bridge. Allerdings entstand bereits 60 Jahre zuvor die Idee einer Verbindung über das Golden Gate, der Meerenge zwischen dem Pazifik und der San Francisco Bay. Aber die Naturgewalten machten das Bauvorhaben zunächst unüberwindbar: starke Strömungen, heftige Stürme, Erdbebengefahr und eine beachtliche Distanz - das Golden Gate ist 1,6 km weit und 90 Meter tief. Die Golden Gate Bridge galt als "die Brücke, die nicht gebaut werden konnte".
Die Menschen überquerten die Bucht mit Fähren, diese erreichten aber nach dem Ersten Weltkrieg ihre Kapazitätsgrenzen. Also wurde das Bauvorhaben in den 1920er-Jahren wieder aufgenommen - dank der Hartnäckigkeit von Strauss. Der Ingenieur Charles Alton Ellis konzipierte die Brückentechnik. Er war Strauss‘ Assistent. Doch noch vor Baubeginn zerstritten sich die beiden Ingenieure. Ellis wurde entlassen und Strauss löschte seinen Namen aus allen Registern. Natürlich übernahm der Chef sämtliche Berechnungen seines Assistenten und natürlich beanspruchte er den Ruhm für sich allein. Erst zum 70jährigen Bestehen der Golden Gate Bridge würdigte die Brückenbehörde Ellis als verantwortlichen technischen Designer.
Hoch aufragende Pylone
Und zu Recht gebührt ihm höchste Anerkennung. Technische Meilensteine prägten die vierjährige Bauzeit. Klar: Die Golden Gate Bridge ist sehr lang und sehr breit und sehr hoch. Und die Hängekonstruktion fasziniert besonders. Bei Sturm oder Erdbeben kann die aufgehängte Fahrbahn bis zu 8 Meter 40 hin und her pendeln. Hätte der Chefingenieur Strauss seinen eigenen Brückenentwurf verwendet, dann gäbe es die Golden Gate Bridge höchstwahrscheinlich nicht mehr: Ihm schwebte eine sehr viel unbeweglichere Hybridkonstruktion vor. Und nicht nur unbeweglicher, sondern auch unansehnlicher: Riesige Fachwerkausleger sollten die Pylonen bemänteln.
Dass die Pylonen nun aber so hoch in den Himmel ragen, hat nicht vorrangig technische Gründe. In Harmonie mit der bergigen Landschaft sollte ein mächtiges Bild von der Brücke entstehen. Verantwortlich für das ästhetische Design der Brücke ist der Architekt Irving Foster Morrow. Er entwarf nicht nur die Pylonen, sondern gestaltete auch das Beleuchtungssystem und entschied sich für die grellrote Brückenfarbe „International Orange“. Strauss wünschte sich eigentlich ein übliches Stahlgrau für die Brücke.
Die Golden Gate Bridge in Grau? Nicht sehr originell. Und was wäre dann aus der schönen Legende geworden, die sich um den aufwendigen Rotanstrich der Brücke rankt? Dass nämlich die Brückenanstreicher einer Lebensaufgabe unterworfen sind: Nach einem vierjährigen Komplettanstrich der Brücke müssen die Maler sofort von neuem mit dem Anstrich beginnen. Eine Sisyphusarbeit. So jedenfalls wird’s erzählt.