7. September 1958 HulaHoop - Der erste Fitnesstrend erobert die Welt
Amerika - wer denkt da nicht an Cola, Fast Food und die daraus resultierenden Speckringe um unsportliche Hüften? Doch ein spezieller Ring, der seit 1958 gezielt zur Verringerungen eben jenes Specks um die Hüften geschleudert wird, kommt auch aus Amerika: Der Hula-Hoop Reifen.
07. September
Mittwoch, 07. September 2011
Autor(in): Helena Schwarzenbeck
Sprecher(in): Ilse Neubauer
Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung
Fitness, Areobic, Bodybuilding, Wellness, Rollerbladen, Skateboarden, Power-Walking, Spinning ... Amerika - die Geburtsstätte des Trendsportes. Hier regieren Bodybuilder, hier schmilzt das Fett (wenn auch nicht besonders erfolgreich, das zeigen die Statistiken der amerikanischen Gesundheitsbehörde). Nur was in Amerika von diversen Filmsternchen vorgeturnt wird, hat eine Chance, im Rest der Welt zum Massentrend zu werden.
Immer exotischere Leibesübungen werden angeboten, um auch den anspruchsvollsten Sportbegeisterten zu seiner vollen Befriedigung schwitzen zu lassen. Doch Schweiß ist teuer! 1,98 Dollar. Soviel - oder so wenig - hat 1958 in den USA ein bunter Plastikreifen gekostet. Innerhalb von 4 Monaten wurden davon über 25 Millionen Stück verkauft, innerhalb eines Jahres sogar über 100 Millionen!
Angefangen hat alles - wie so oft in Amerika - in einer Garage in Kalifornien: Arthur "Spud" Melin und Richard Kerr, die Besitzer der Spielzeugfirma Wham-O Manufactoring Company, hörten, dass Kinder in Australien Ringe aus Bambus um ihre Hüften kreisen ließen. Begeistert von dieser Idee witterten die beiden das große Geschäft und brachten im Jahre 1958 einen aus dem leichten, kurz zuvor patentierten Kunststoff Marlex gefertigten Reifen auf den Markt. Ihr neues Produkt nannten Melin und Kerr - in Anlehnung an den hawaiianischen Hula-Tanz - "Hula-Hoop".
Allerdings durften Kerr und Melin den Hula-Hoop nicht zum Patent anmelden, denn ihre Idee war nicht neu: Angeblich ließen schon die alten Ägypter und Griechen einen Reifen um ihre antiken Taillen schwingen und auch im England des 14. Jahrhunderts sollen Ärzte Rückenschmerzen und Herzinfarkte auf übermäßiges "Hoopen" zurückgeführt haben.
Im Amerika der 50er Jahre wurden die Reifen jedoch als Innovation gefeiert. Innerhalb kürzester Zeit mutierte der Hula-Hoop zum Kassenschlager. Es wurden Wettbewerbe abgehalten und Tricks einstudiert. Die erste landesweite Darbietung der Hula-Hoop-Manie lieferte am 7. September 1958 Georgia Gibbs mit "The Hula-Hoop-Song" in der "Ed Sullivan Show" ...
Die Hula-Hoop-Welle war auch auf den Musikmarkt übergeschwappt und inspirierte auf ihrem Höhepunkt viele Songwriter. Doch das verrückte Fieber grassierte nicht nur in den USA ... Schnell zog das "Hula-Hooping" immer weitere Kreise und ließ auch Menschen in Europa und Asien in den Ring steigen.
So wirbelte der Reifen bald auch um Tausende deutscher Taillen. Neben den amerikanischen Importen wie der Bluejeans, Coca Cola, Rock’n’Roll und James Dean wurde der Hula-Hoop prägend für das neue Lebensgefühl der 50er Jahre. Doch nicht die ganze Welt nahm den Trend aus den USA so begeistert auf: in Japan verbot man den Hula-Hoop, da er - so die offizielle Begründung - nicht gebrauchstauglich war. Und auch in Russland war der Hüftschwung als Beispiel für die "Leere der amerikanischen Kultur" verpönt.
Anfang der 60er Jahre war der große Boom vorbei. Der Hersteller Wham-O, der inzwischen erfolgreich die Frisbeescheibe auf den Markt gebracht hatte, profitierte jedoch auch weiterhin von seinem Produkt: Die Plastikreifen wurden fortan zur Stabilisierung von Petticoats verwendet. Ganz verschwunden ist der Hula-Hoop jedoch nie – bis heute kann man ihn in vielen Kinderzimmern finden. Und auch in den modernen Fitnesszentren erlebt der Klassiker eine Renaissance.