Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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18. März 3952 v.Chr. Venerabilis errechnet Erschaffung der Welt

Wann wurde die Welt erschaffen? Ein bisschen Mühe geben muss man sich schon, aber ausrechnen kann man es. Fand jedenfalls im 8. Jahrhundert der englische Mönch Beda Venerabilis. Sein Ergebnis: der 18. März 3952 vor Christus.

Stand: 18.03.2011 | Archiv

Sendung nachhören: Venerabilis errechnet Erschaffung der Welt (18.03.3952 v.Chr.)

18 März

Freitag, 18. März 2011, 09:50 Uhr

Autorin: Susanne Tölke

Sprecher: Andreas Wimberger

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

Wie lautet der Name des ersten Menschen? Diese Frage wurde vor kurzem in einem Fernsehquiz gestellt, und als der Kandidat unter den vier möglichen Antworten auf die richtige tippte, erntete er großen Applaus im Publikum. Die Frage wurde offenbar als schwierig empfunden, weil kein Mensch mehr weiß, was es mit diesem Adam auf sich hatte. Dabei gab es Zeiten, in denen gelehrte Männer sich mit großem Ehrgeiz bemühten, das Entstehungsjahr des ersten Menschen zu berechnen.

Und das ging so: In der Bibel kommen Figuren vor, die auch aus der Geschichtsschreibung bekannt sind, zum Beispiel Kaiser Augustus und König Herodes. Im sechsten Jahrhundert führte ein gewisser Dionysius Exiguus deshalb die Zeitrechnung mit der Achse "vor oder nach Christi Geburt" ein. Leider hat er sich dabei etwas vertan, denn Herodes ist im Jahr 4 vor der Zeitachse des Dionysius gestorben. Aber im Großen und Ganzen stimmte die Berechnung, und so verlängerte der irische Bischof James Ussher im Jahr 1650 die Berechnung rückwärts bis zur Erschaffung der Welt. Er ging vom Tod des Königs Nebukadnezar aus, der 26 Jahre nach der Zerstörung des Tempels gestorben war. Da auch die heidnischen Chroniken den Tod des Nebukadnezar verzeichnen, hatte James Ussher einen Anhaltspunkt: Das Jahr 562 vor Christus. Jetzt musste er nur noch Schritt für Schritt in die Vergangenheit zurückrechnen, bis er beim Buch Genesis angekommen war. Lamech war 182 Jahre alt, als Noah geboren wurde, und Methusalem war 187, als er Lamech zeugte. Adam hingegen war erst jugendliche 130, als er zum ersten Mal Vater wurde, und das geschah im Jahre 3874. Hundertdreißig Jahre zurück macht 4004. Ergo: Die Welt wurde im Jahr 4004 erschaffen.

Mit diesem Ergebnis lag der Bischof nur ein paar Jahre neben der Zahl, die schon 900 Jahre früher der englische Mönch Beda Venerabilis errechnet hatte. Der war - mit ganz ähnlichen Methoden - auf den 18. März des Jahres 3952 vor Christus gekommen. An diesem Tag habe Gott das Licht von der Finsternis geschieden.

Wenn man die dürftigen wissenschaftlichen Instrumente bedenkt, die den beiden Welterschaffungsrechnern zur Verfügung standen, muss man ihre Treffsicherheit bewundern: Nur 52 Jahre liegen die beiden Modellrechnungen auseinander, was ist das schon bei einem Projekt dieser Größe? Da braucht man ja nur einmal einen Mitregenten oder eine Doppelherrschaft übersehen zu haben, und schon erklärt sich die Differenz, ganz zu schweigen von solchen Kleinigkeiten wie dem Befehl Josuas, die Sonne möge einen Tag lang stillstehen oder der Befehl Gottes, der Schatten der Sonnenuhr solle nach dem Gebet Jesajas zehn Stunden zurückwandern. Da kommt ganz schön was zusammen an möglichen Fehlerquellen, und deshalb gebührt den beiden geistlichen Herren unsere größte Bewunderung. Auf jeden Fall werden wir im Kalenderblatt am 18. März 2048 wieder an Beda Venerabilis erinnern. Da wird die Welt 6000 Jahre alt.


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