18. Dezember 1553 Elefant Soliman, Fürstengeschenk, stirbt
Ein Elefant konnte weit herumkommen im Europa der frühen Neuzeit, wenn er als Fürstengeschenk unterwegs war. Die Reise Solimans begann in Indien und war nach seinem Tod am 18. Dezember 1553 in Wien noch nicht zu Ende.
18. Dezember
Mittwoch, 18. Dezember 2013
Autor(in): Brigitte Kohn
Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl
Illustration: Angela Smets
Redaktion: Julia Zöller
Lange vor dem Jahrmarktselefanten tauchte der Staatselefant in Europa auf.
Der Elefant als Fürstengeschenk hatte seine große Zeit im 16. Jahrhundert, dem Zeitalter der großen Entdeckungsfahrten. Wer damals in Europa einen Elefanten sein eigen nannte, der war ein politisches Schwergewicht, und wer ihn verschenken wollte, musste sich genau überlegen, an wen und unter welchen Umständen: Elefanten verschenken, das war Spitzendiplomatie.
Die wildesten Kreaturen der Erde
Portugals Könige beherrschten die indische Westküste und hatten daher die meisten Rüsseltiere in petto; sie bezogen sie von den Maharadschas als Zeichen ihrer Ergebenheit. Wenn so ein grauer Riese die Schiffsreise überlebt hatte, an Land trottete, ein andressiertes Kunststück zum Besten gab - vorzugsweise ein Kniefall vor dem Herrscher -, dann konnte jeder sehen: Auf der iberischen Halbinsel lebten die Mächtigen der Welt, Herren über die wildesten Kreaturen der Erde.
Für den Elefanten selbst war das Leben als Fürstengeschenk eine Strapaze.
Als wertvolle Münze im diplomatischen Spiel wechselte er den Besitzer meist mehrfach. Elefant Soliman zum Beispiel kam erst von Indien nach Portugal und dann nach Spanien. Im Winter 1551/52 musste er von Madrid nach Wien wandern, um in den Besitz des Habsburgerprinzen Maximilian überzuwechseln und dessen politische Bedeutung zu unterstreichen. Maximilian wurde Jahre später römisch-deutscher König und 1564 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.
Ein Aufstieg, für den Soliman nicht entscheidend, aber als PR-Effekt durchaus hilfreich war. Maximilian schaffte die repräsentative Gabe nicht heimlich, still und leise über den Brenner, sondern mit großer Entourage und viel Trara. Der Triumphzug mit Elefant erregte in allen Städten gewaltiges Aufsehen; in einigen zeugt noch heute ein Lokal namens "Zum Elefant" von dem Jahrhundertspektakel.
Erschöpft und abgestumpft
Als Soliman im März 1552 endlich prächtig geschmückt durchs Wiener Stadttor wankte, brach unter der staunenden Menschenmenge fast eine Panik aus.
Aber der Elefant benahm sich so gutmütig und sanft - vielleicht auch einfach erschöpft und abgestumpft, wer weiß das schon -, dass ihm bald alle Herzen zuflogen. Soliman wurde in eine Menagerie gebracht und lebte dort noch anderthalb Jahre, bis er am 18. Dezember 1553 mit nur 13 Jahren starb. Trauriges Ende eines ganz und gar nicht artgerechten Lebens.
Doch auch nach seinem Tod war seine Karriere als Fürstengeschenk nicht vorbei. Er wurde ausgestopft und an den bayerischen Herzog Albrecht V. weitergereicht, der ihn hocherfreut seiner Kunst- und Kuriositätenkammer einverleibte. 1928 kam der ausgestopfte Soliman ins bayerische Nationalmuseum in München. Im Zweiten Weltkrieg brachte man ihn aus Angst vor Bomben in den Keller; dort allerdings lauerte der Schimmel und setzte dem Präparat so zu, dass man es 1950 entsorgen musste. Aus Solimans Haut wurden, so wird gemunkelt, Schuhsohlen gemacht.