20. März 1602 Niederländische Ostindien-Kompanie gegründet
Wem die Wogen die Welt bedeuten, der heuert im 17. Jahrhundert sicherlich bei der erfolgreichsten und "weitreisendsten" Handelsflotte an: der Niederländischen Handelskompanie. Nicht nur Männer wollten Maat werden, gut getarnt wurde aus mancher Frau auch ein abenteuerlustiger Seemann.
20. März
Donnerstag, 20. März 2014
Autor(in): Brigitte Kohn
Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl
Illustration: Angela Smets
Redaktion: Susi Weichselbaumer
November 1674. Große Aufregung an Bord des niederländischen Handelsschiffs Eiland Mauritius. Soldat Jacob, so heißt es, soll ein Mädchen sein. Soldat Jacob steht vor dem Kapitän und bestreitet das entschieden. Doch als der Schiffsarzt androht, persönlich für Klarheit zu sorgen, knickt er ein. Ja, sie ist ein Mädchen, Tochter eines reichen Delfter Kaufmanns, sie heißt Maria Dielin. Warum sie unbedingt ins indonesische Batavia will, darüber schweigt sie sich allerdings aus. Liebeskummer, vermutet der Chronist. Das liegt ja immer nahe, wenn eine Frau aus der Rolle fällt.
Die Segel gesetzt
Nach Batavia, dem heutigen Jakarta, wollten damals jedenfalls sehr viele. Es war im 17. Jahrhundert die wichtigste asiatische Handelsstation der Niederländischen Ostindien-Kompanie, auch Vereinigte Ostindische Companie oder kurz VOC genannt. Die Menschen rannten der VOC bei jedem Musterungstermin die Türen ein. Und das, obwohl die Reise äußerst strapaziös und die Sterberate an Bord der Schiffe ungeheuer hoch war. Aber es schwirrten so viele Gerüchte herum: dass in Batavia die Edelsteine auf der Straße liegen zum Beispiel. Nicht nur Holländer, auch viele Ausländer, Deutsche vor allem, wollten dort ihr Glück machen. Frauen jedoch waren an Bord absolut unerwünscht. Wenn da eine trotzdem mitwollte - und das kam in der Geschichte der christlichen Seefahrt immer wieder mal vor -, musste sie sich gut tarnen. Das war bei der drangvollen Enge an Bord gar nicht so einfach.
Kurs genommen gen Weltkonzern
Die Vereinigte Ostindische Companie gilt als die erste Aktiengesellschaft und der erste multinationale Konzern der Welt. Am 20. März 1602 war sie gegründet worden: als ein Zusammenschluss niederländischer Kaufleute, die den Handel mit den asiatischen Ländern forcieren und im Gewürzhandel ein Monopol behaupten wollten. Und natürlich ging es auch darum, die Regionen in Übersee in den niederländischen Machtbereich zu integrieren:
Nicht umsonst hatte die VOC umfassende Hoheitsrechte, unter anderem auch das Recht, Krieg zu führen. Also eine frühe Form von Kolonialismus?
Nein, sagen die meisten Historiker heute, dazu waren die asiatischen Märkte zu komplex und zu eigenständig. Eher eine frühe Form von Globalisierung, von Austausch und Vernetzung, begleitet von gesellschaftlichen Veränderungen vielfältiger Art.
Blutige Konflikte gab es trotzdem: mit den Einheimischen und noch mehr mit der englischen Konkurrenz. Und es gab Schmuggel und Korruption und Sklavenhaltung und herrisches Auftreten der holländischen Kaufleute. Auch ihre Frauen werden in den Quellen oft als Luxusgeschöpfe beschrieben, die ihre Sklaven misshandelten.
Und Maria Dielin, was wurde aus ihr? Sie war an Bord allgemein beliebt, weil sie ein so fähiger und umgänglicher Soldat gewesen war. Ein Offizier nahm sie unter seinen persönlichen Schutz und vermittelte ihr in Batavia einen guten Ehemann. Und die VOC soll ihr, so schreibt der Chronist, sogar das Gehalt weitergezahlt haben. Auf Lebenszeit.