23. Februar 1417 Ludwig der Reiche geboren
Beim Geld hört sich bekanntlich die Freundschaft auf. Aber auch Familienbande geraten unter Spannung, gibt der eine aus, was der andere verdient. Ludwig dem Reichen ging es so: Sein alter Herr ein Knauser, der eigene Nachwuchs pfennigfuchsend, er selbst freudvoller Verschwender. Autor: Thomas Grasberger
23. Februar
Montag, 23. Februar 2015
Autor(in): Thomas Grasberger
Sprecher(in): Andreas Wimberger
Illustration: Angela Smets
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Kinder erziehen ist ja bekanntlich nicht immer einfach. Wie man´s macht, ist es verkehrt. Am Ende kommt nicht selten das Gegenteil von dem heraus, was sich die Erziehungsberechtigten erhofft haben. Bereits im 15. Jahrhundert kann man dieses Phänomen an bayrischen Herzogshöfen beobachten. Damals regiert in Landshut ein Mann namens Heinrich. Er ist Herzog von Niederbayern und hat sein Land fest im Griff, vor allem die Finanzverwaltung. Mit Salz und Silber macht er lukrative Geschäfte und kann außergewöhnlich viel Geld anhäufen. Niederbayern gehört zu den finanzkräftigsten Territorien des Reichs, weshalb man seine Herrscher bis heute die "reichen Herzöge"nennt.
Pfennigfuchsereien
Heinrich jedenfalls ist ein strenger und ausgesprochen sparsamer Mann. Und so erzieht er auch seine Kinder. Sein einzig überlebender Sohn Ludwig kommt am
23. Februar 1417 in Burghausen zur Welt. Und dort sollte er lange bleiben. Ludwig lebte nämlich nicht - wie bisher im Hause Wittelsbach üblich - am Hof des Vaters, sondern musste mit seiner Mutter auf der Burg zu Burghausen ausharren.
Erzogen wurde er von einem Hofmeister. Wissenschaft und Kultur standen weniger auf dem Lehrplan, dafür die übliche Unterweisung in Religion und vor allem die Kriegskunst. Denn Ludwigs Erzieher in ritterlichen Dingen war Hans Trenbeck, ein alter Haudegen, der auf vielen Schlachtfeldern des Abendlandes zuhause gewesen war. Das dürfte Ludwig durchaus entgegen gekommen sein, denn er war mit großer körperlicher Kraft und einem "stolzen Leib"ausgestattet, liebte das Ringen, den Schwertkampf und das Steinwerfen.
Kurz gesagt: er war mehr der Sportler-Typ.
Muskelspielereien
Weniger gefallen hat ihm vermutlich das karge Leben in Burghausen. Ludwig wurde in der Nebenresidenz nämlich ausgesprochen knapp gehalten, an Geld, Kleidern und Pferden.
Nicht einmal zum Jagen durfte er gehen. Damals schon regten sich die Leute über den strengen Erziehungsstil des Herzogs auf. Ludwig aber rebellierte nicht, sondern harrte aus. 1450 war es so weit. Herzog Heinrich der Reiche starb,
der 33-jährige Ludwig zog vier Tage später von Burghausen nach Landshut und wurde ein Nachfolger, der fortan alles anders machen wollte. Dass nun ein anderer Wind wehte, konnte man schon von weitem sehen. Der neue Herzog liebte Protz und Prunk und rauschende Feste. Beim Reichstag anlässlich der Türkengefahr zog er mit einem Gefolge von 1.000 Reitern ein - "prächtig und alle überstrahlend" kamen sie daher.
Endlich konnte es Ludwig den anderen Fürsten zeigen: "Jetzt wird nicht mehr gespart!" Bei seiner Hochzeit bewirtet er eine Woche lang 22.000 Gäste und 9.000 Pferde. Und 1475, als sein Sohn Georg heiratet, da ist die so genannte "Landshuter Hochzeit"so opulent und eindrucksvoll, dass man sie noch heute als Historienspektakel nachspielt, alle vier Jahre. Als Ludwig der Reiche 1479 stirbt, übernimmt sein Sohn das Amt. Dieser Georg ist übrigens wieder ganz anders als sein Vater, fast das Gegenteil: Sparsam und geizig - so wie einst der Opa. Naja, Kinder erziehen war eben noch nie einfach.